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Nachgeben oder Widerstehen
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Nachgeben oder Widerstehen  Paul-Emile Dentan

Nachgeben oder Widerstehen - (PDF) 0.7MB

Dieses Werk, das in wohl einzigartiger Weise ein wichtiges, nicht zu vergessendes Stück Schweizer Geschichte beleuchtet und zugänglich macht, hätte wohl eine eigene Webseite verdient. Doch zugleich befindet es sich auf der Webseite von Pfarrer Walter Lüthi in guter Gesellschaft. Wird doch darin Walter Lüthi bereits an zweiter Stelle (nach Karl Barth) ein eigenes Kapitel gewidmet - und dies bezeichnenderweise unter dem Titel 'Walter Lüthi: "Widerstehet"'. Dieses "Widerstehet" wurde ja in der vorliegenden deutschen Ausgabe des Buches in den Buchtitel aufgenommen: 'Nachgeben oder Widerstehen'. "Widerstehet" war aber ursprünglich das Thema von Lüthis berühmt-berüchtigten (wohl bis heute sehr kontrovers aufgenommenen und debattierten) Predigt an der Landsgemeinde der Jungen Kirche vom 30. August 1942 im Hallenstadion Zürich-Oerlikon.
Walter Lüthi setzte sich damals zusammen mit vielen Verbündeten leidenschaftlich und mutig für die Flüchtlinge ein, weil dies ganz grundsätzlich zum Kern seiner Theologie gehörte, das heisst zu seinem Verständnis von Gott und wie Er in Christus uns Menschen begegnet. Dies wird in seiner Verkündigung immer und immer wieder deutlich. Folgende Beispiele mögen dies verdeutlichen:
1. Aus Lüthis Predigten in 'Der Prophet Amos, zwei Jahre vor dem Erdbeben', gehalten in Basel zwischen 1936 und 1938 (also ziemlich genau zwei Jahre vor dem Ausbruch des 'Erdbebens' 1939!),s74:
Wir müssen uns nach unten bekehren. Gott wartet auf eine Bekehrung der Gemeinde nach unten, auf eine Bekehrung vom "Stolz Zions" und von der "Hoffart Jakobs". Es muss aufhören, dass wir die Massstäbe nach oben mildern und nicht müde werden im Auffinden von Entschuldigungsgründen, dagegen nach unten die Massstäbe verschärfen und über die Fehler nach unten, die wahrhaftig nicht klein sind, hart urteilen. Gerade umgekehrt ist der biblische Brauch vom ersten bis zum letzten Blatt. Wir müssen uns nach unten bekehren, bis zur Gefahr böswilliger Verdächtigung, dass wir parteiisch seien. Es gibt eine biblische Parteilichkeit, das ist die Parteilichkeit nach unten. Es ist die väterliche, die mütterliche Parteilichkeit, die sich dem kranken und dem schwachen Kinde zuwendet. Bekehrung nach unten, ja, aber nicht so, wie wir es lange Zeit so theoretisch gemeint haben, nicht so, dass der Oberste sinnlos zuunterst komme und der Unterste sinnlos zuoberst, nicht so, dass es keine Oberen und keine Unteren mehr gebe. Es geht ja ganz anders! Es muss eine Bekehrung auf der ganzen Linie sein, durch alle Glieder und über alle Stufen, immer so, dass der Nächstobere sich zum Nächstunteren bekehrt. Auch die Unteren müssen sich zum Unteren bekehren, sie haben es wahrlich nicht weniger nötig. Mit anderen Worten: Der Aktionär muss sich zum Direktor bekehren, dieser zum Prokuristen und dieser zum Buchhalter und dieser zum Schreiber, der Werkmeister muss sich zum Arbeiter bekehren und der Arbeiter zum Handlanger, der Hand-langer zum Stift. Diese Bekehrung nach unten aber - kann sie, wenn sie verheissungsvoll, wirklich und hilfreich sein soll, kann sie dann etwas anderes heissen als eben die Bekehrung zu dem, der ganz unten ist, Bekehrung zu dem, der ans Kreuz gegangen ist? Man sagt: Gott ist in der Höhe, in der höchsten Höhe. Man kann ebenso gut sagen: Gott ist in der Tiefe, in der tiefsten Tiefe. Weil Gott unten ist, darum müssen wir uns bekehren nach unten.
2. Aus 'Basler Predigten', Jahrgang 24, Nr.7, Novembeer 1960, Predigt vom 25.Sept.1960, Thema: 'Als der Herr unwillig wurde', zu Markus 10,13-16:
"Diese mehr als revolutionäre Parteinahme Gottes für das Kleine und für die Kleinen gehört zu den vornehmsten Grundsätzen und besonderen Geheimnissen des Reiches Gottes. Wer nicht merkt, dass Gott nach unten parteiisch ist, hat noch keine Ahnung vom ABC der Gottesherrschaft. Dass die Jünger in diesem Punkt noch so ahnungslos und unbedenklich sind, darüber wird der Herr traurig und zornig."
3. Aus 'Andachten für alle Tage des Jahres' zum 27. Januar:
"Vor Gott also ist Grösse keine besondere Empfehlung, sondern eine Gefahr, Kleinheit kein Hindernis, sondern eine besondere Chance. Denn Gott ist parteiisch, parteiisch für die Kleinen und Gedrückten, parteiisch für die Entrechteten, die sonst keinen Anwalt haben und keinen Arm, der sie schützt und rächt, als den Arm des Allmächtigen. Wohl den Kleinen! Aber man kann diese Chance auch verwirken. Man kann sich auf seine Kleinheit etwas Besonderes einbilden, kann die geistliche Armut preisgeben und ein kleiner Gernegross werden. Dann ist's aus mit der Chance."
Vergleiche weitere Andachten wie z.B. vom 9. März und 12. September.
4. Weitere lesenswerte Texte zum Thema: 'Das Ewige Jahr', Seite 116: 'Volk ohne Hirte' zu Matthäus 9,35-36; 'Johannes', Seite 209: 'Salbung in Bethanien und Einzug in Jerusalem' zu Johannes 12,1-19. In dieser Predigt geht es um die besondere Wertschätzung und Fürsorge, die Gott in CHRISTUS den Kranken, Unheilbaren, Geistesschwachen, Alten und Gebrechlichen unter uns zukommen lässt - und um die ernste Frage, wie wir als Gesellschaft diese Manschen sehen (oder nicht sehen?!) und wie wir mit ihnen umgehen, welchen Platz wir ihnen einräumen?! - In diesen Fragen hat Walter Lüthi einen scharfen Blick und spricht vom Evangelium her Klartext...!
5. Lüthis Überzeugung der 'biblischen Parteilichkeit nach unten' kommt schliesslich besonders konzentriert und unzweifelhaft zum Ausdruck in zwei, dem Thema eigens gewidmeten Ansprachen:
a) einer Predigt zum Thema 'Die Reichen und die Armen'
b) einem Vortrag, den er 1947 gehalten hat zum Thema: 'Die soziale Frage im Licht der Bibel'
All diese Texte sind für Lüthi geradezu charakteristisch für seine tiefste christliche Überzeugung und für seine gelebte Leidenschaft. So konnte er auch im Kontext des Krieges nicht anders, als sich mit vielen Verbündeten an vorderster Front mit Wort und Tat zu Gunsten der damals 'Kleinsten, Gedrücktesten und Entrechtetsten' einzusetzen. Und gerade deshalb konnte er ebenfalls nicht anders, als sich dem dazu notwendigen 'Widerstand' anzuschliessen. Sein unteilbares JA den Flüchtlingen gegenüber forderte ihm und vielen anderen ein ebenso deutliches NEIN ab, ein NEIN gegenüber einer weitverbreiteten Haltung, Politik und Praxis jenen damals 'Kleinsten, Gedrücktesten und Entrechtetsten' die Grenzen zu verschliessen. Dieses NEIN allerdings hatte seinen Preis: es war für Lüthi und für alle Mitbeteiligten mehrheitlich ein schmerzliches und gar gefährliches NEIN.
In diesem Sinn war Lüthi ein echter evangelischer 'Befreiungstheologe'! Was im dritten Zitat (Andacht zum 27. Januar) nach dem 'Aber' folgt und was auch im letztgenannten Vortrag deutlich ausgesprochen wird, ist bezeichnend für Lüthis eigene, differenzierte 'Befreiungstheologie': Die 'Kleinen, Gedrückten und Entrechteten' sind nicht einfach aufgrund ihrer 'Kleinheit' 'selig gesprochen', sondern auch sie, ebenso wie alle Menschen, leben ganz und gar von Gottes Barmherzigkeit in Christus! Das Fehlen dieser Einsicht war in der zwar notwendigen befreiungstheologischen Bewegung wohl bei den meisten ihrer Vertreter eine ihrer problematischen Schlagseiten...
Für Lüthi ist zweifelsohne CHRISTUS, seine Menschwerdung, sein Leben, Sterben und Auferstehen und seine Wiedereinsetzung als Weltherrscher Fundament und Dreh- und Angelpunkt für jeden Menschen und für die ganze Menschheit!

 
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