Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Matthäus 26,52
Dieses bekannte Wort der Passion Christi beansprucht eine besondere Aufmerksamkeit. Es darf, soll es nicht missverstanden werden, nicht aus seinem Zusammenhang losgetrennt werden. Wir stehen in Gefahr, dieses Wort als allgemeine Wahrheit funktionieren zu lassen fast wie ein Naturgesetz. So aber kommen wir damit nicht durch. Als Gesetz stimmt es gar nicht! Es ist gar nicht wahr, dass jeder, der das Schwert nimmt, auch durchs Schwert umkommt. Alexander der Grosse starb an einer Erkältung, und Napoleon starb in weichen Daunen auf St. Helena. Und umgekehrt haben schon viele andere, unter ihnen die Jünger selber, das Schwert nicht genommen und sind doch durch dasselbe umgekommen. Auch hat Jesus an anderer Stelle das Wort gesprochen, dass er nicht gekommen ist, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Wenn nun hier Jesus den Jüngern sagt: "Stecke dein Schwert an seinen Ort —", dann dürfen wir nicht mehr dahinter suchen, als was eben da steht. Petrus und die Jünger sollen hier nicht zum Schwert greifen, sonst kommen sie durchs Schwert um. Hätte Petri Schlag getroffen, das wäre das sofortige Massaker sämtlicher Zeugen gewesen. Es ist darum möglich, dass nicht die unsichere Hand des Petrus am Fehlschlag schuld war, sondern die sichere Hand Gottes, die den Streich verhinderte. Jesus weiss genau, dass es auch wieder Stunden geben kann, da Gott einem Menschen das Schwert gibt. Dann aber hat dieser Mensch das Schwert nicht genommen, dann ist es ihm eben gegeben von Gott und von Gott aufgetragen und dazu aufgetragen, dass es treffe. Und wenn Gott einem Menschen das Schwert gibt, dann trifft es nicht nur das Ohrläppchen. Derselbe Gott, der das Schwert ablenkt, so dass es nur das Ohrläppchen trifft, derselbe Gott kann das Schwert auch führen, so dass es mehr trifft als das Ohrläppchen. Wenn die Stunde des Triumphes eines Judas vorüber ist, dann finden Kugeln, die vorher von Gott zurückgehalten wurden, ihren Lauf und ihr Ziel. Aber das ist Gottes Sache.
Herr, du gibst den Winden ihren Lauf, du sagst zum Meer, bis hierher und nicht weiter. Du bewegst und du gebietest halt, so wie es dir gefällt. Amen.
Sieh, die Erde bebt, / wenn er sich erhebt. / Sieh, der Seraph schweigt / und der Himmel neigt / sich vor seinem Licht, / wenn sein Donner spricht; / und wie Wachs von Flammen, / schmelzen Berg zusammen. Matthias Jorissen