Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist nun ihr Gott? Aber unser Gott ist im Himmel, er kann schaffen, was er will. Psalm 115,2‑3
Wir Menschen suchen alle den Himmel. Auch der "Aufgeklärte", der mit Druckerschwärze und Traktorengerassel und mit Kunstdünger oder gar mit Kanonendonner und Bombenregen den Himmel auf Erden bauen will, auch der Mann eigener Kraft, der mit dem Schwert in der Hand gerechte Zustände zu erzwingen versucht, wir suchen alle im tiefsten Grunde den Himmel, auch wenn unser Suchen verirrt und verzerrt daherkommt. Freilich, derjenige, der sein Licht und seinen Verstand und seine Aufklärung über das, was Himmel, und über das, was Erde heisst, aus der Bibel hat, muss sich von manchem erdenfrohen Heiden gar manchen Spott gefallen lassen. Das ist dann jeweilen ein gar brennender Schmerz für den Gläubigen, wenn die Heiden, wie hier im 115. Psalm, ihn herausfordernd fragen: "Wo ist nun dein Gott?" Es liegt ein Funke Höllenfeuer in dieser Frage. Der Böse benutzt sie, um uns damit in Zeiten der Dunkelheit und der Unsicherheit ein Bein zu stellen. Man ist dann dieser Frage gegenüber so schmählich hilflos! Man möchte dann dem Heiden irgendwie Gott am liebsten beweisen und merkt doch genau die Unmöglichkeit dieses Unterfangens. Wohl dem, der in solchen Tagen die ruhige Zuversicht des Glaubens bewahrt und statt aller vergeblichen Selbsthilfe einfach schlicht und hilflos bekennt: "Unser Gott ist im Himmel." Ich kann ihn nicht sichtbar machen und kann ihn nicht beweisen; er ist eben im Himmel; aber er selber wird sich schon zeigen und erweisen, wenn seine Zeit da ist und er's für nötig erachtet: "Er kann schaffen, was er will." Der Himmel ist sein Thron, und auf diesem Thron regiert er, trotz der Verzagtheit seiner Kinder und trotz der Frechheit der Heiden, und alle Welt wird noch sehen, was für ein mächtiger Herr er ist. Gott im Himmel hat sich noch nie auf die Dauer unbezeugt gelassen auf dieser Erde.
Der du im Himmel wohnest, aber auch bei denen, die eines zerschlagenen und demütigen Herzens sind, Herr, wir demütigen uns unter deine gewaltige Hand. Wenn du uns warten lässest, wirst du wissen, warum. Geheiligt werde dein Name. Amen.
Mein' Heimat ist dort oben, / da aller Engel Schar / den grossen Herrscher loben, / der alles ganz und gar / in seinen Händen träget / und für und für erhält, / auch alles hebt und leget, / nach dem's ihm wohl gefällt. Paulus Gerhardt