Der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und erinnern alles des, das ich euch gesagt habe. Johannes 14,26
Drei Werke vollbringt der Heilige Geist an denen, die ihn liebhaben und um seine gnädige Gegenwart und Einwohnung bitten. — 1. Der Heilige Geist straft. O das brennt, wenn der Heilige Geist straft! Das brennt, wie tausend Ohrfeigen nicht brennen könnten. Er straft und deckt auf, was faul ist unter der Decke. Er kann so sehr strafend über einen kommen, dass man über dies und jenes, das man jahrelang gar nicht bedacht oder beachtet hat, aufheulen und sich in Grund und Boden hinein schämen möchte. Das tut der Heilige Geist. Er deckt uns auf. Aber nicht, um uns vor den Leuten blosszustellen, und nicht um uns zu quälen, straft er uns, sondern um uns zu helfen. — 2. Der Heilige Geist tröstet. Er verwundet nicht nur, er verbindet auch. Er reisst nicht nur aus, sondern er pflanzt neu. Er schlägt uns nicht nur zu Boden und lässt uns dann in unserem Blute am Wegrand liegen, nein, er hebt und trägt und pflegt und heilt. Er führt in die Tiefe, aber er führt wieder heraus. Er zeigt uns nicht nur die Menge der Sünden, sondern er gibt uns den wahren Sündentrost, indem er uns unser Heil am Kreuz sichtbar macht und finden lässt. Er tröstet, "wie einen seine Mutter tröstet", die Mutter, die dir einst, wenn du weinend zu ihr kamst, gelinde über den Scheitel strich und mit dem Schürzenzipfel die Tränen von den Backen strich. — 3. Der Heilige Geist lehrt. Er führt uns lehrend ein in alle Wahrheit. Die Wahrheit ist ja nicht einfach ein menschlicher Besitz, eine Eigenschaft oder eine Kunst, die man beherrschen kann, nicht eine Frucht menschlichen Nachdenkens, sondern eine Gabe des Heiligen Geistes, der uns führt in alle Wahrheit. Er lehrt uns aber nicht aus der blauen Luft, sondern so, dass er uns, wie ein Lehrer die Erstklässler, die Schrift lesen lehrt und uns "erinnert alles des, das ich euch gesagt habe".
Herr, ich möchte mich strafen, trösten und lehren lassen, möchte Kind sein, Gotteskind. Amen.
Komm, Balsam Gottes, Heil'ger Geist, / erfüll die Herzen allermeist / mit deiner Liebe Brennen. / Von dir allein muss sein gelehrt, / wer sich durch Buss zu Gott bekehrt; / gib himmlisches Erkennen. / Der fleischlich Mensch sich nicht versteht / auf göttlich Ding und irre geht; / in Wahrheit wollst uns leiten / und uns erinnern aller Lehr, / die uns gab Christus, unser Herr, / dass wir sein Reich ausbreiten. Ambrosius Blarer