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2. Juli

Die kleine Herde

Welches das kleinste ist unter allem Samen. Matthäus 13,32

Es ist das gottselige Geheimnis der Kirche Christi, dass für sie Kleinheit nicht ein Grund ist, sich zu fürchten oder gar zu verzagen. David ist der kleinste unter den Söhnen Isais; und gerade ihn hat Gott auserkoren. Bethlehem ist, wie wir schon einmal gesehen haben, "die kleinste unter den Städten Judas"; aber gerade "aus dir soll mir kommen der Herzog". Israel ist das geringste unter den Völkern; aber gerade Israel sollte Gottes Volk werden. Gott begründet seine Sache in dieser Welt auf die kleine Herde und bestellt seinen Acker mit dem Samenkorn, das "das kleinste ist unter allem Samen". Die Herren dieser Welt begründen ihre Reiche auf die Masse. Gottes Heereseinheit aber ist dort, wo "zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen". Die Pharaonen Ägyptens sind im Gedächtnis der Nachwelt haften geblieben vor allem durch ihre riesigen Königsbauten. Diese Pyramiden sind bezeichnend und charakteristisch für Herren dieser Welt. So pflegen sie zu bauen, so müssen sie bauen: unten ein mächtiges Fundament und oben eine Spitze, die den Bau abschliesst. Gott aber baut seine "Königs-Pyramiden" umgekehrt. Das breite Fundament seiner Reichsbauten ist oben im Himmel, und deren Spitze reicht auf die Erde herunter; nur eine dünne Spitze, nur ein paar Menschlein, nur eine "kleine Herde" wird hier auf Erden oft sichtbar von Gottes Heerscharen. Aber "fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben". Fürchtet euch nicht, ihr Minderheiten, die ihr einer zwiefachen Macht gegenübersteht, der Grösse dieser Welt und der Grösse Roms. Schämet euch nicht eurer geringen Zahl. Seid nicht verzagt, ihr Brüder und Schwestern auf einsamen Posten. Verachtet nicht selber eure kleinen Konfirmandenklassen und eure winzigen Bibelstündchen in Wohnstuben hin und her auf dem Land. Habt mitten in dieser grössebesessenen Welt den Mut zur Kleinheit und den Glauben ans Gleichnis vom Senfkorn.

Herr der Kirche, du stärkst uns neu den Mut fürs kleine Grüpplein zu zweit und zu dritt. Du bist die Kraft der Geringen, und du bist die Übermacht der Wenigen. Wo du bist, ist immer überwiegende Mehrheit, auch dann, wenn wir gering sind an Zahl. Amen.

Dich tröste nur, dass deine Sach / ist Gottes; dem befiehl die Rach, / lass ihn alleine walten. / Er wird durch einen Gideon, / den er wohl weiss, dir helfen schon, / dich und sein Wort erhalten. Michael Altenburg

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