Der Wandel sei ohne Geiz, und lasset euch genügen an dem, das da ist. Denn er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. Hebräer 13,5
Es gibt in der Heiligen Schrift keine Verheissung, die nicht mit einer Bedingung verknüpft wäre. Nicht dass die Erfüllung der Bedingung uns die Gabe und Hilfe Gottes sichern würde! Aber Tatsache ist, dass Gott seine Perlen nicht bedingungslos zum Fenster hinaus in faulen Kot zu werfen pflegt. Eine solche Bedingung geht auch dem wunderbaren Versprechen voraus, das Gott hier gibt, dass er nämlich "uns nicht verlassen noch versäumen will". Der erste Teil dieses Verses heisst: "Der Wandel sei ohne Geiz; und lasset euch genügen an dem, das da ist." Genügen lassen! Gott will dem Müden Kraft geben und Stärke genug dem Unvermögenden. Genug! Sehr bescheiden. Wir möchten mehr als genug, möchten uns nicht genügen lassen mit dem, was vorhanden ist. Ein Geschlecht, das unten und oben, vor allem aber oben anfängt, sich zu begnügen mit dem, was vorhanden ist, wird erfassen, was Gewaltiges das ist — genug! Beides aber können wir nicht haben, einerseits Geiz und Sucht nach mehr und mehr und obendrein auch noch Gottes Vorsehung und Fürsorge. Wer sich reinigen lässt vom gierigen Blick nach den Schätzen dieser Welt, bekommt offene Augen und ein getrostes Herz dafür, dass "Gott uns nicht verlassen noch versäumen will". Wie viel Angst und Sorge, wie viel qualvoller Hamstergeist nimmt doch in diesen Jahrzehnten der grossen Unsicherheit aller Güter von unseren Herzen Besitz! Vor dem Höllenschwarm dieser Angstdämonen kenne ich nur eine Zuflucht: Jesus allein ist ihnen gewachsen. Lasst uns aufstehen und ihm nachfolgen, wie Kinder, die das Gehen lernen, Schrittlein um Schrittlein, und von Stund an werden wir aufhören, mit entsetztem Blick den Horizont abzusuchen nach all den Wolken, die heraufsteigen oder auch nur heraufsteigen könnten. So wenig eine Mutter, die eine Mutter ist, ihr Kindlein verlässt und versäumt, so wenig wird Christus die Seinigen versäumen und verlassen.
Gib uns, Herr, nach deiner Verheissung heute unser täglich Brot. Gib uns einen Leib, der genügsam ist, und einen Geist, der sich genügen lässt an dem, was vorhanden ist. Amen.
Unsern Ausgang segne Gott, / unsern Eingang gleichermassen, / segne unser täglich Brot, / segne unser Tun und Lassen, / segne uns mit selgem Sterben / und mach uns zu Himmelserben. Hartmann Schenk