Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid, prüfet euch selbst. 2. Korinther 13,5
Unser Glaube bedarf tatsächlich der Überprüfung. Er kann faul und lahm und hohl werden, oder aber zu fett und zu geschäftig und schwärmerisch. Es gibt viel abgestorbenen Glauben in der Welt, und es gibt viel geilen Glauben in der Welt. Vor allem anhaltende Trübsal, oder dann anhaltendes Wohlleben, beide werden nicht nur dem Menschen im allgemeinen, sondern beide können auch dem gläubigen Menschen zum Fallstrick werden. Darum bedarf unser Glaube dessen, was der Apostel der Gemeinde von Korinth hier so dringlich anrät, der Revision. Aber der Apostel hätte uns das nicht angeraten, wenn er uns nicht gleich auch hätte sagen können, wie wir das tun sollen. Wenn er nämlich sagt: "Prüfet euch selbst", dann weiss er, dass wir das niemals könnten, wenn uns nicht ein Instrument der Selbstprüfung in die Hand gegeben wäre. Dieses Instrument der Selbstprüfung ist dem evangelischen Christen in die Hand und ins Haus gegeben. Das ist Gottes Wort, das ist die Bibel. Das ist einer der Dienste (gottlob nicht der einzige), den uns die Bibel im täglichen Umgang mit ihr tut, sie ist unser Spiegel, sozusagen unser Beichtspiegel. So wie der Arzt Ohren-, Nasen-, Augen- und Kehlkofspiegel hat, so hat uns der liebe Gott einen "Herzensspiegel" in die Hand gegeben, an Hand dessen wir anhaltend unseren Glaubensstand überprüfen dürfen. Sie haben es bequemer, die hingehen und sich in der Ohrenbeichte dürfen diesen Spiegel vorhalten lassen. Es ist schwerer, dieses tägliche "Sichselberprüfen". Gottes Wort hat seinen täglichen und intensiven Dienst an uns. Wie tiefgehend dieser Dienst des Wortes an unseren Herzen ist, ahnen wir aus dem Wort unseres Herrn, das er seinen Jüngern im Gleichnis vom Weinstock und den Reben sagt, wo er von der Reinigung des Weinstocks redet und dann fortfährt: "Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch gesagt habe."
Herr, übe deine prüfende, reinigende Macht aus über mein ganzes Leben. Decke mir unter dem hellen Lichte deines Wortes auf, was vor dir nicht Bestand hat. Erforsche mich, Herr, und erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre, wie ich's meine. Siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. Amen.
Den Tauben öffne das Gehör, / die Stummen richtig reden lehr, / die nicht bekennen wollen frei, / was ihres Herzens Glaube sei. Johann Heermann