Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hier, dass des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. Matthäus 26,45
Albrecht Dürer hat immer wieder versucht, das Geheimnis von Gethsemane zu zeichnen. Wertvoll an diesen Versuchen ist, dass uns daraus die Tatsache sehr klar wird, dass Christus sein Leiden nicht irgendwelcher menschlichen Zufälligkeit verdankt, sondern aus der Hand des Vaters nimmt. Christus kniet da und ringt, und von oben bringt ihm ein Engel einmal ein Kreuz, ein andermal ist's ein Kelch. Jesus stirbt nicht, weil Menschen ihn töten wollen. Ohne des Vaters Wille könnte auch ihm kein Haar vom Haupte fallen. In Gethsemane aber wird's uns klar, es ist des Vaters Wille, dass er leide und den Kelch trinke. Der Vater will der Bosheit der gefallenen Schöpfung in der Weise begegnen, dass er um dieser Bosheit willen seinen Sohn dahingibt. Es ist für uns wichtig, das zu wissen. Weil Christus auch in Gethsemane des Menschen Sohn ist, darum ist dort für den Himmel und für die Erde eine Entscheidung gefallen, die Entscheidung Gottes. Dieser Kampf gegen den Tod und gegen die Finsternis ist, weil es der Kampf Gottes ist, wirksam und bedeutsam für alle Zeit und alle Welt. Der siegreiche Ausgang jenes Kampfes hat an der Lage der ganzen gefallenen Schöpfung eine grundsätzliche Änderung herbeigeführt. Tod und Versucher sind zwar, auch wenn Christus sie in Gethsemane überwunden hat, nicht aus der Welt geschafft. Aber wer immer unter der Sonne mit diesen beiden zu tun hat (und wer hätte nicht mit ihnen zu tun?), der darf seit Gethsemane wissen, dass sie uns wohl ängsten und bedrängen können, aber nicht verderben dürfen, sofern wir uns an Christus, den Sieger, halten. Dem Menschen auf Krankenlager und Sterbebett bleibt die Ausschau in der Richtung nach Gethsemane. Weil des Menschen Sohn hier in Gethsemane siegreich hervorgegangen ist, darum kann er jenes Wort sprechen, das aus der anderen Welt zu uns herüberragt: "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden."
Herr, weil du gekämpft hast und weil du gesiegt hast, darum darf sich deine Gemeinde auf den Schutz deiner Waffen verlassen. Du bist eine feste Burg. Schau an alle Verzagten. Amen.
Jesus ist der Siegesheld, / der all seine Feind besieget, / Jesus ist's, dem alle Welt / bald zu seinen Füssen lieget. / Jesus ist's, der kommt mit Pracht / und zum Licht führt aus der Nacht. Joh. Chr. Blumhardt, Vater