Seite zurück
Nächste Seite

4. Februar

Ein gewagtes Spiel

Ihr sollt den Herrn, euren Gott, nicht versuchen. 5. Mose 6,16

Was das eigentlich heisst, "Gott versuchen", das ist gar nicht so leicht zu sagen. Moses spricht dieses warnende Wort dort, wo das Volk in der Wüste unter Durst leidet und nun gegen Gott zu murren anfängt, gegen den Gott, der sie bis dahin so sichtbar geleitet und getragen hat. Das Volk murrt darüber, dass Gott es aus dem Sklavenhaus geführt hat, und sehnt sich zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Das nennt Moses hier "Gott versuchen". Er will offenbar damit sagen, einer, der trotz wiederholter Erfahrungen der Güte Gottes immer wieder an dieser Güte irre werde und bei der ersten besten Gelegenheit zweifelnd murre, der beleidige Gott und stelle seine väterliche Hilfsbereitschaft auf eine schwere Probe und riskiere schliesslich, Gott könnte eines Tages seine helfende Hand von dem Undankbaren zurückziehen. Ich stelle mir dabei einen Bogen vor, den man so weit spannt, bis dass man ihn "überzieht", so dass er zerbricht. So kann man Gottes langmütige Güte "überziehen". Dann hat man "Gott versucht". Gott versuchen heisst demnach: mit Gottes Güte spielen. Ein gewagtes Spiel! Man kann auch dort noch weiterspielen, wo Gottes Güte in heiligem Ernst am Kreuz uns entgegenkommt, kann sein Spiel damit treiben bis hinein zum Abendmahlstisch, wie der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief andeutet. So kann man sich die grösste Gabe Gottes zum Gericht essen und trinken. Ein sehr gewagtes Spiel!

Bereite du selber, o Herr, meinen Geist zu, damit er mit rechtem, kindlichem Ernst die kommende Passionszeit erwarte. Ich möchte dich im Geist und in der Wahrheit anbeten und in lauterer Gesinnung als armer Sünder vor deinen Tisch hintreten. Segne du die kommenden Monate an unseren Konfirmanden, bereite du selber sie vor zum Hinzugang zu deinem Tisch. Amen.

Herr, lass dein heilig Leiden / mich reizen für und für, / mit allem Ernst zu meiden / die sündliche Begier, / dass mir nie komme aus dem Sinn, / wie viel es dich gekostet, / dass ich erlöset bin. Justus Gesenius

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis