Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine grosse Belohnung hat. Hebräer 10,35
Schwere Prüfungszeiten bringen es mit sich, dass uns das sogenannte "Gottvertrauen" erschüttert wird. Der letzte Weltkrieg war solch ein gewaltiger Erschütterer. Wie mancher ehemaliger Kriegsteilnehmer hat es mir doch in den letzten Jahren gesagt: "Ja, wissen Sie, ich bin halt vier Jahre im Krieg gewesen —." Es ist diese Erschütterung ein normaler Vorgang, der keineswegs verwundern darf. Es gibt tatsächlich ein Gottvertrauen allgemeiner Art, das früher oder später sozusagen erschüttert werden muss. Das ist das Gottvertrauen ohne den am Kreuz; ein Gottvertrauen, das wohl unter blauem Himmel ausreicht, nicht aber im Grauen einer Sturmnacht. Dann, wenn es im Leben anfängt, blutig zuzugehen, dann hält nur mehr der Glaubensblick auf den am Kreuz stand. Alles allgemeine Gottvertrauen bricht bei Belastungsproben zusammen, weil es tatsächlich ein zu schwaches Fundament ist. Das einzige Fundament, das hindurchträgt, ist der am Kreuz. Wer sein Vertrauen nicht nur auf den Gott setzt, der die Blümlein blühen und die Vöglein unter dem Himmel singen und die Sonne scheinen lässt, sondern auf den Gott, der es zulässt, dass an jenem Tag die Sonne sich verfinstert und der am Kreuz schreit: "Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?", wer sein Gottvertrauen auf den Gott des Karfreitags gründet, dem kann es nicht mehr genommen werden, auch durch Tod und Nacht und Grauen hindurch nicht. Der müsste, um es zu verlieren, es direkt von sich werfen in heftigem Trotz. Dieses Wegwerfen des Vertrauens aber ist dann persönliche Schuld, Schuld, die der Strafe und dem Gericht ruft. Umgekehrt wartet dem, der sein Vertrauen nicht wegwirft, Belohnung. Die Belohnung, die dem auf Christus gegründeten Gottvertrauen wird, ist der Friede, der höher ist als aller Verstand. Wo es aber nicht nur um zeitliches Unglück geht, sondern um meiner Seele Seligkeit, wohin soll ich erst recht da mein Gottvertrauen gründen, wenn nicht auf Christus?
Herr, stärke mir mein Vertrauen auf deine Vaterhuld. Gib, dass ich den Blick auf den nie verliere, den du uns gesetzt hast zum Trost in Sündennot. Wenn mein Herz mich verklagt, o dann gib mir ein rechtes Kindsvertrauen. Amen.
Amen, Lob, Preis und Herrlichkeit / sei unserm Gott zu aller Zeit! / Wir gehn wohl fort aus seinem Haus, / doch Gottes Leuchte lischt nicht aus. / Das Lied verhallt, der Segen bleibt; / das Wort steht, ob die Welt zerstäubt. Christian Friedrich Sachse