Der Herr erweckte den Geist des ganzen Volkes, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des Herrn Zebaoth, ihres Gottes. Haggai 1,14
Es gab Zeiten, da überragte der Kirchturm die Stadt und das Dorf. Heute ist es mehr und mehr der Fabrikschlot und der Getreidesilo, das Hochhaus und der Wolkenkratzer; die Kirchtürme treten zurück. Das ist bezeichnend für die Massstäbe dessen, was wichtiger ist und was weniger wichtig für unser Geschlecht. Es gab schon früher solche Zeiten, da die anderen Türme wichtiger wurden als die Kirchtürme. Die Zeit des Propheten Haggai war ähnlich. Die Heilige Stadt war durch Krieg zertrümmert. Nun hatte der "Wiederaufbau" begonnen. Und die Bewohner Jerusalems bauten eifrig ihre Häuser; für den Tempel aber fand sich weder Zeit noch Geld. Darum "geschah des Herrn Wort durch den Propheten". Und das lautete also: "Ihr wohnt in getäfelten Häusern — und dies Haus muss wüst stehen? Nun, so spricht der Herr Zebaoth: Ihr säet viel und bringet wenig ein. Ihr esset und werdet doch nicht satt. Ihr trinket und werdet doch nicht trunken. Ihr kleidet euch und könnet euch doch nicht erwärmen. Und wer Geld verdient, der legt's in einen löchrigen Beutel. Warum das? spricht der Herr Zebaoth. Darum, dass mein Haus so wüst steht und ein jeglicher eilt auf sein Haus." Eine gewaltige, gottlose Vielgeschäftigkeit. Aber es liegt kein Segen drin. Der Segen kam erst wieder, als "der Herr den Geist des ganzen Volkes erweckte, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des Herrn Zebaoth, ihres Gottes". Gott will unsere Häuser bauen. Wer ohne ihn baut, der arbeitet umsonst; denn wie es im Psalm 127 heisst: "Seinen Freunden gibt er's schlafend." Die Botschaft des Haggai, die auch die Botschaft des 127. Psalmes ist, ist uns modernen Tatmenschen so ärgerlich wie nur irgendetwas. Unser Geschlecht ist ja besessen vom Wahn, es könne "es" schaffen und alles, was auf Erden etwas wert sei, habe es erschaffen, und nichts existiere, das nicht in unserem Hirn ausgeklügelt und von unserer Hand durchgeführt worden sei. Gott aber sagt, dass wir nichts machen können ohne ihn. Ja er sagt sogar, dass er's auch machen könnte ohne uns, dass er uns könnte schlafen schicken, so wie man Kinder, die im Weg herumstehen, am Abend schlafen schickt. "Denn seinen Freunden gibt er's schlafend."
Herr, wer darf dein Freund sein? Gib uns durch Jesus Christus solche Freundschaft. Amen.
Ach bleib mit deinem Segen / bei uns, du reicher Herr, / dein Gnad und alls Vermögen / in uns reichlich vermehr. Josua Stegmann