Die Anfänge dieses Buches gehen bis in meine ersten Pfarrjahre zurück. Indessen brauchte es zu seiner Entstehung eines besonderen Anstosses. Dieser kam vor einigen Jahren, als ich den Auftrag erhielt, abwechslungsweise mit einem Kollegen zusammen für eine Zeitschrift an Hand der Herrnhuter Losungen für jeden Tag der Woche je eine kurze biblische Betrachtung zu schreiben. In vorliegendem Buch ist eine Auswahl aus dem seither umfangreich gewordenen "Material" verarbeitet. Den Lesern von "Ein Wort für jeden Tag" in dem evangelischen Wochenblatt "Leben und Glauben" wird also einiges hier Geschriebene nicht unbekannt sein. Aus der Leserschaft jenes "täglichen Wortes" ist von Zeit zu Zeit der Wunsch nach einer gedruckten Auswahl jener Betrachtungen laut geworden. Diesem Begehren ist hier entsprochen. Immerhin ist zu bemerken, dass diejenigen Betrachtungen, die dort bereits erschienen sind, hier in starker Überarbeitung wiederkehren.
Das Buch ist gegliedert nach Monaten und hält sich so streng wie möglich an den Lauf des Kirchenjahres. Diejenigen unter den Lesern, die befremdet sind darüber, dass wir am 1. Dezember beginnen, statt am 1. Januar, möchten hiermit zur Kenntnis nehmen, dass das Kirchenjahr von alters her nicht mit dem 1. Januar begann und mit dem Silvester schloss, sondern mit dem 1. Adventssonntag, vier Wochen vor Weihnachten.
Der Inhalt der ersten Hälfte des Kirchenjahres ergab sich somit von selbst: Den Dezember füllt die Adventsbotschaft, den Januar die Botschaft vom Erscheinen Christi, ich verwende statt der bei uns ungebräuchlichen "Epiphanien" den nicht fremdsprachigen Ausdruck "Menschwerdung". Einen besonders breiten Raum nimmt die Passion Christi ein. Sie füllt die Monate Februar und März. Der April enthält die Botschaft der Ostern, der Mai die der Himmelfahrt, d. h. des Königreiches Christi, und der Juni steht unter dem Zeichen der Ausgiessung des Heiligen Geistes.
Der Inhalt der zweiten Hälfte des Kirchenjahres könnte zusammengefasst werden unter das Gesamtthema: "Früchte des Heiligen Geistes." Da kommt vorab im Juli die Kirche, im August die Früchte des Geistes in der "Welt" (Staat, Volk, Nachbarschaft, Familie und Ehe). Der September ist den verschiedenen biblischen Formen des Gebetes gewidmet (Gebet, Bitte, Fürbitte, Danksagung, Anbetung). Der Oktober richtet sein Hauptaugenmerk auf die Fragen der christlichen, speziell evangelischen Lehre, soweit diese Fragen nicht schon in den anderen Monaten behandelt wurden; der letzte Monat des Kirchenjahres, der November, ist nach alter christlicher Sitte Betrachtungen über Zeit und Ewigkeit vorbehalten.
Die Liederverse, die jeder Tagesandacht beigefügt sind, stammen aus den umfangreichen Vorarbeiten für ein kommendes Schweizerisches Kirchengesangbuch.
Lediglich der besseren Übersicht und Auffindbarkeit der einzelnen Abschnitte zulieb ist jede der Betrachtungen mit einem Stichwort versehen, das auf den Inhalt der Andacht hinweist. Walter Lüthi