Jesus spricht zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Johannes 20,27
Hier fällt einem die merkwürdige Umständlichkeit auf, deren sich der Auferstandene dem Thomas gegenüber befleissigt. Die Finger muss er ihm zuerst in die Hände mit den Nägelmalen legen, und dann noch in die verwundete Seite. Darin sehen wir gleich wieder die grosse Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn. Thomas ist Zweifler, und der Herr geht auf seine besondere Art, auf seine besonders schwere und komplizierte Art, und auf seine besonderen Schwierigkeiten liebreich und geduldig ein. Wie verschieden sind doch die Jünger! Und der Herr lässt sie gelten, einen jeglichen in seiner Art, und behandelt sie "individuell". Johannes darf schon auf den ersten Augenschein hin glauben, den er vom leeren Grab genommen hat; Petrus geht ins Grab hinein und untersucht genau die herumliegende Leinwand, denn es "dünkte ihn eben, als wären es Märlein", und erst nach der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen darf er zum Glauben kommen. Thomas aber muss handgreifliche Beweise haben, bevor er glauben kann, und der Herr erkennt seine Not und schilt ihn nicht, wenn er sich vorher auch verschworen hat, er könne und er werde so etwas nicht glauben, und wenn er's mit Händen greifen würde. Wir aber dürfen dem Zeugnis der Gesamtheit aller Jünger glauben. Paulus hat in 1. Korinther 15 am Anfang diese Gesamtheit der Auferstehungszeugen in einem umfassenden Bericht vor uns hingestellt. Der letzte all dieser direkten Zeugen ist er, Paulus, selber. Wir möchten keinen missen unter ihnen, den Johannes nicht und nicht den Petrus und auch Paulus nicht. Vor allem aber den Thomas möchten wir nicht missen. Er ist uns ein Trost in unseren Glaubensschwierigkeiten.
Herr Jesus, du hast auch mich und meine Not getragen bis auf diese Stunde. Herzlich lieb habe ich dein Wort, und das verdanke ich dir allein. Erhalte deine Gemeinde im Zeugnis der Apostel und Propheten. Amen.
Nun freut euch hier und überall, / ihr Christen, lieben Brüder! / Das Heil, das durch den Todesfall / gesunken, stehet wieder. / Des Lebens Leben lebet noch, / sein Arm hat aller Feinde Joch / mit aller Macht zerbrochen. Paulus Gerhardt