Die Samariter sprachen zu dem Weibe: Wir glauben nun hinfort nicht um deiner Rede willen, wir haben selber gehört und erkannt, dass dieser ist wahrlich Christus, der Retter der Welt. Johannes 4,42
Diese Samariter da sind gewissermassen die ersten Evangelischen. Sie haben zuerst durch Vermittlung jenes Weibes gehört, dass Jesus der Messias sei. Daraufhin aber haben sie sich direkt an Jesus gewandt, haben direkt mit ihm geredet und auf sein Wort gehört. Und daraufhin sagen sie dem Weib: "Nun glauben wir nicht nur auf dein Wort hin, sondern wir haben uns nun selber überzeugt, "wir haben selber gehört und erkannt, dass dieser ist wahrlich Christus, der Retter der Welt". Das ist unsere wunderbare evangelische Freiheit, dass wir uns direkt an Christus wenden dürfen, dass wir sozusagen mündig erklärt sind und nicht mehr der Bevormundung durch einen Apparat von Instanzen bedürfen, sondern selber hören und selber erkennen können, dass Christus ist der Retter der Welt. Wir dürfen "selber forschen" in der Schrift. Sie ist unser höchster Massstab, sie ist unser Papst und unser Konzil, sie ist die unbedingte Majestät und Autorität, der wir uns in freiwilligem Gehorsam unterstellen und unterwerfen. Wohl haben wir das nicht allein zu tun. Ja es ist sogar geraten, dass wir es nicht allein tun. Hat mir letzthin einer gesagt, er halte sich fern von allen Menschenansammlungen, er sei "allein mit seiner Bibel". Das ist nicht gut, dieses Alleinsein. "Allein sein mit seiner Bibel", das kommt einem vor wie "ich gehe allein über den Gletscher". Man kann in Spalten hinunterfallen, kann sich verirren und verbohren und verrennen, wenn man "allein ist mit seiner Bibel". Nein, wir sollen uns in brüderlichem, freiem und lebendigem Austausch den Zeugendienst derer, die auch die Bibel in der Hand halten und sie lesen können und lesen dürfen, gefallen lassen. Wir sind auf die "Gemeinschaft des Wortes" und aufs Brotbrechen hin und her in den Häusern angewiesen und dürfen aufmerksam und demütig hören, was Gott den Lehrern seiner Kirche an Licht und Erkenntnis geschenkt hat. Das gehört zur "Gemeinschaft der Heiligen", dieser gegenseitige, brüderliche Dienst in aller Freiheit. Jeder einzelne evangelische Christ aber hat das Recht und die Pflicht, eine Bibel zu besitzen und fleissig zu forschen, "ob es sich also verhielte".
Herr, habe Dank, dass keine Macht von dir scheiden darf. Amen.
Ach bleib mit deinem Worte / bei uns, Erlöser wert, / dass uns in diesem Horte / sei Trost und Heil beschert. Josua Stegmann