Schaffe uns Beistand in der Not, denn Menschenhilfe ist nichts nütze. Psalm 108,13
"In der Not." Es gibt zwei Arten von Not. Da ist einmal eine Not, die wir nicht zugestehen. Das ist die Not, die uns zunächst, ohne dass wir sie spüren, in der Heiligen Schrift nachgewiesen und als Not gezeigt wird: Die Not der Gottesferne, die Not unserer Sünden. Diese Not aber hat das Unheimliche an sich, dass sie uns zeitweise sogar Spass macht und Vergnügen verschafft. Wir lieben es dann, in ihr zu verharren. Diese Not gleicht dann einem Hautausschlag, an dem wir herumkratzen, weil es uns wohl tut, und je mehr wir darin kratzen, umso schlimmer wird's in Wirklichkeit, und eines Tages entdecken wir mit Schreck, dass uns das Kratzen nicht mehr wohl, sondern weh tut. Aus dieser Sündennot, die dadurch verschärft wird, dass wir sie zuerst lieben, hat Gott uns durch Christus gerettet. Ausser dieser einen Not und Hilfe aber gibt es noch die Nöte. Die Nöte aber sind sehr oft die Folgen unserer Sünde. Diese Folgen der Sünde, die treiben uns nun allerdings in die Enge. In solchen Nöten, die uns auf den Pelz brennen, möchten wir nicht verharren. Da laufen wir schleunigst zu Gott. Da wohl, da begehren wir hurtig seinen Beistand. Und wehe ihm, wenn er da nicht umgehend unseren Hilferuf erhört. Dann sind wir sofort bereit, ihm den guten Namen zu beschmutzen und den Glauben aufzukündigen. Aber er lässt sich dadurch nicht imponieren. Er hat die eine entscheidende Hilfe geschafft in Jesus Christus am Kreuz. Wer diese eine Hilfe vernütigt*, darf nicht allerlei Hilfen erwarten von ihm. Wer aber diese eine Hilfe annimmt, darf erfahren, dass, wenn es sein Wille ist, auch mancherlei Beistand geschieht in allerhand Notlagen.
Herr, schaffe in mir das Trachten nach der einen Hilfe, die du durch Jesus dieser Welt geschenkt hast. Zieh mich täglich neu hinein ins gottselige Geheimnis deiner Kindschaft. Wo ist ein Gott, der helfen kann wie du? Lass alle Völker deine Hilfe bald erkennen. Amen.
Ich weiss, dass du der Brunn der Gnad / und ew'ge Quelle bist, / daraus uns allen früh und spat / viel Heil und Gutes fliesst. Paulus Gerhardt
* als nichts, wertlos erachten.