Nehmet hin den Heiligen Geist. Johannes 20,22
Zweimal in der Heiligen Schrift tritt es hervor, dieses feierliche Angebot von ganz oben herunter: "Nehmet!" Einmal dort bei der Einsetzung des heiligen Abendmahles am Vorabend des Karfreitags. Dort hiess es: "Nehmet, esset, das ist mein Leib"; und das zweitemal ist es hier, am Vorabend der Pfingsten. Da heisst es nun: "Nehmet hin den Heiligen Geist!" Das erste Angebot, das Angebot des Abendmahls, gilt dem Sünder, der weiss, dass er der Vergebung bedarf. Das zweite Angebot, das Angebot des Heiligen Geistes aber gilt dem Gotteskind, das die Vergebung angenommen hat, das sich dem Tisch vertrauend genaht hat, das sich gestärkt und gelabt und erbaut hat am Leib und am Kelche des Herrn. Aber nun, Gotteskind, gilt es, vom Tisch aufzustehen. Nun ergeht der Ruf an die Arbeit, in den Weinberg, auf das Erntefeld. Das Gotteskind aber wird zum Gottesknecht und zum Gottesstreiter dadurch, dass es das zweite Angebot des Herrn demütig annimmt, den Heiligen Geist. Es ist das Werk des Heiligen Geistes, dass er den Sonntag hinüberträgt in den Werktag. Er bringt am Baum die Frucht zur Reife und schafft aus dem Glauben die Tat. Diese zwiefache Gabe Gottes bedeutet darum für uns eine doppelte Bekehrung. Die Gabe des Karfreitags bekehrt uns von der Welt zu Gott, die Gabe der Pfingsten bekehrt uns von Gott zurück zur Welt, zum Bruder, zur nahen Pflicht. Hast du die erste Gabe angenommen? Hast du das erste "Nehmet!" gehört? Bist du ein Gotteskind? Dann säume keinen Augenblick, die nun zwar gereinigten, aber noch leeren Hände darzuhalten und um den Heiligen Geist zu bitten, der dir angeboten ist in den Worten: "Nehmet hin den Heiligen Geist!"
Heiliger Geist, nimm Wohnung in meinem Herzen, in meinem Mund, in meinen Händen, in meinem Haus. Bau dir deine Gemeinde und rüste sie aus zur guten Ritterschaft im Kampf, der ihr verordnet ist nach deinem Willen. Amen.
O selig, wer in dieser Welt / lässt diesem Gaste Haus und Zelt / in seiner Seel aufschlagen; / wer ihn aufnimmt in dieser Zeit, / den wird er dort zur ewigen Freud / in Gottes Hütte tragen. Paulus Gerhardt