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16. November

Stöcke

Jesus ward betrübt über ihr verstocktes Herz. Markus 3,5

Es braucht vieles, bis dass dieses furchtbarste aller Worte fällt: "Verstockung". Diesem abschliessenden Wort sind immer andere vorausgegangen, Worte der Mahnung, der Aufmunterung, der Langmut und des Verzeihens. Im vierten Mosesbuch, Kapitel 14, wird berichtet, wie Gott das murrende Volk damit bestraft, dass er sagt: "Es sollen ihre Leiber aufgerieben werden in der Wüste." Aber ebendort heisst es auch: "Ihr habt mich nun zehnmal versucht und meiner Stimme nicht gehorcht." Seltsam, wie auch sonst die Zahl zehn im Zusammenhang mit Gottes Langmut und mit menschlicher Verstockung genannt wird. Zehnmal hat Gott auch mit Pharao immer wieder Geduld gehabt. Eine überaus nachdenkliche Sache, diese Zahl zehn in der Schrift. Und nun ist auch im Neuen Testament von Verstockung die Rede. Zwar sagt Christus die Zahl zehn nicht, sagt aber: "Wie oft habe ich versammeln wollen deine Kinder, so wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" Das ist Verstockung. Ein "verstocktes Herz" ist ein solches, das viel Güte und Liebe erfahren hat, und das sich trotzdem immer mehr gegen Gott und Menschen verschliesst und verhärtet. Die Bibel zeigt uns, dass Verstockung unter den Ungläubigen und unter den Gläubigen vorkommt, sowohl Pharao als die Pharisäer und Schriftgelehrten können der Verstockung verfallen. Jesus aber trägt Leid um die verstockten Herzen: "Jesus ward betrübt über ihr verstocktes Herz." Warum? Weil sie sich gegen die einzige Waffe, mit der er kämpft, gegen seine Heilandsliebe, panzern und sichern und abschliessen. Nicht um seiner selbst willen, sondern um ihretwillen ist der Heiland betrübt. Denn Verstockung bedeutet Verlorenheit. In welchem Sinn, zeigt uns folgender Vergleich: Wenn wir früher Holz spalteten, dann gab es immer etwa Stöcke, die sich nicht mit der Axt zu brauchbaren Scheitern zerkleinern liessen. Diese Stöcke legten wir zur Seite bis zuletzt. Dann behandelten wir sie mit Keil und Vorschlaghammer. Hielten sie auch da noch stand, dann griffen wir zum letzten Mittel, und das war Sprengung. Wer ein Stock sein will, dem wartet zuletzt Sprengung. Pharao war ein Stock, Judas war ein Stock, die Tempelleute waren Stöcke. "Jesus ward betrübt über ihr verstocktes Herz."

Herr, und dennoch hoffen wir auch da, wo nichts mehr zu hoffen ist. Um deines Namens willen, Herr und Erbarmer. Amen.

Herr, meinen Namen schreibe / ins Buch des Lebens ein; / dass fest vereint ich bleibe / mit den Lebendgen dein, / die hoch im Himmel grünen / und vor dir leben frei; / so will ich ewig rühmen, / wie treu dein Herze sei. Valerius Herberger

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