Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hiess Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis dass ich dorthin gehe und bete. Matthäus 26,36
Bald nach dem Lobgesang beginnt der Kampf. Dieser Kampf des Herrn in Gethsemane ist sein Kampf. Er ist so wie hier weder vorher noch nachher von irgendeinem Menschen oder sonstigen Wesen gekämpft worden. Lukas sagt hier, es seien ihm während des Kampfes Blutstropfen auf die Stirn getreten. Es hebt ein Trauern an, ein Zagen und ein Zittern, das menschlich sich jedem Vergleich entzieht. Man hat Jesu Todeskampf oft verglichen mit dem Ende des Philosophen Sokrates, der dreihundert Jahre vor Christi Geburt den Giftbecher, den ihm der Gerichtsdiener reichte, mit heiter ruhigem Lächeln entgegengenommen hat. Zu einem solch lächelnden Sterben wäre der Herr, gleichsam so als Privatmann, wenn es dabei nur um Mannesmut und menschliche Leidensfähigkeit gegangen wäre, sicherlich auch imstande gewesen. Aber hier in Gethsemane geht es um etwas anderes. Christus leidet hier nicht als Einzelmensch und als Privatmann. Christus leidet hier als der Heiland. Man hört etwa im Volksmund den etwas zweifelhaften Selbsttrost: "Ach, man ist ja nur einen Tod schuldig." Christus jedenfalls hätte das nicht sagen können. Er ist nicht nur einen Tod schuldig. Er stirbt den Tod vieler, den Tod aller. Viele Opfer hat er dem Tode schon entrissen, und eine solche Wut wie auf ihn hat der Tod, dieser "letzte Feind, der überwunden werden muss", noch nie auf einen gehabt, denn hier soll nun derjenige in den Tod hinein, der die Auferstehung ist und das Leben. Jesus nennt das, was ihm bevorsteht, dort in Gethsemane einen Kelch. Und er zaudert, denselben zu trinken. Warum? Warum musste Sokrates, als er den Schierlingsbecher* trank, nicht zittern? Im Becher des Sokrates ist der Tod eines Mannes und Philosophen, im Kelch Christi ist der Tod des Erlösers der Welt, die Todesnot aller. Darum: "Er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert."
Herr, dein Kampf ist heilig. Du hast ihn gekämpft für deine Gemeinde und für alle, die im Himmel und auf Erden wohnen. Darum soll jede Zunge bekennen, dass du der Herr bist. Amen.
Und ob gleich alle Teufel / hier wollten widerstehn, / so wird doch ohne Zweifel / Gott nicht zurücke gehn; / was er sich vorgenommen / und was er haben will, / das muss doch endlich kommen / zu seinem Zweck und Ziel. Paulus Gerhardt
* Dies ist eine Form der Vergiftung, bei der einem Getränk der Saft (lähmendes Gift) des Gefleckten Schierlings beigemischt wird.