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2. Dezember

Der Glaubensblick

Welchen nichts davon verkündigt ist, die werden's mit Lust sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden's merken. Jesaja 52,15

Das ist das Herzerquickende an der Botschaft des Mannes, der die Worte im Jesajabuch von Kapitel 40 an hat schreiben dürfen: Sein Glaubensblick geht aufs Ganze. Nicht nur das ganze Festland darf er unter die weit gespannten Schwingen seiner gläubigen Hoffnung nehmen, nein, er darf bereits auch hinausschauen aufs weite Meer. Die fernsten Inseln, deren Namen niemand weiss, auf denen vielleicht erst zweitausend Jahre später ein Missionar seine Blockhütte aufschlagen wird, die fernsten Inseln "werden jauchzen und frohlocken", weil Gott ihr Herr sein wird. Wie freut dieser Gläubige sich schon jetzt der Stunde, da auf all diesem fernen Brachland der Same gestreut wird und Gottes Saaten grünen und gilben werden! Wie ganz anders als jene griesgrämige Halbgläubigkeit, die nur zu klagen und zu jammern weiss über eine gottlose Welt, schaut doch dieser wirkliche Glaube auf die Völker! "Welchen nichts davon verkündigt ist, die werden ihre Lust sehen; und die nichts davon gehört haben, die werden's merken." Man wird da unwillkürlich an unseren Herrn erinnert, der einst auf einem steinigen Acker ein Früchtlein fand, als er durchs Samariterland wandelte und beim Jakobsbrunnen jenes Weib, das auszog, Wasser zu holen, das Himmelreich finden liess. Da hat er in diesem Weib bereits eine erste Garbe der ganzen Völkerernte geschaut und hat das Essen stehen lassen, weil er gesättigt war durch den Blick auf die Vollendung seines Werkes. Und den Jüngern hat er dann gesagt: "Saget ihr nicht, es sind noch drei Monate bis zur Ernte? Ich aber sage euch, hebet eure Augen auf, denn das Feld ist schon weiss zur Ernte." Gott gibt seine Völkerwelt, gibt die Heiden nicht preis. Glaubst du das?

Herr, schaffe in mir ein gläubiges Festhalten an allen, die dir noch ferne sind, und an allen, die dir widerstehen. Wo dein Wort noch nicht gehört ist, da wirst du ihm eine Tür auftun, und wo es keinen Weg mehr zu geben scheint unter den Völkern, da wirst du dir einen Weg bahnen. Amen.

Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein, / zu grünen Weiden stellet euch willig ein! / Da lässt er uns sein Wort verkünden, / machet uns ledig von allen Sünden. M. A. von Löwenstern

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