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27. Mai

Der Herzog

Es ziemte dem, um deswillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, der viele Kinder zur Herrlichkeit geführt hat, dass er den Herzog ihrer Seligkeit durch Leiden vollkommen machte. Hebräer 2,10

Sonst ist er das Lamm genannt, welches der Welt Sünde trägt. Oder er ist der Gottesknecht genannt, der keine Gestalt noch Schöne hat, der der Allerverachtetste und Unwerteste ist in den Augen der Menschen, der die Strafe auf sich nahm, damit die Welt Frieden hätte. Hier aber heisst er "Herzog ihrer Seligkeit". Wir haben somit nicht allein ein Lamm unserer Seligkeit und einen Knecht unserer Seligkeit, wir haben auch einen Herzog unserer Seligkeit, der zur Rechten des Vaters erhöht ist, dem übergeben ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde. Seit der Himmelfahrt haben wir einen Christkönig, einen Herzog unserer Seligkeit. Es heisst im Himmelfahrtsevangelium immer auch, dass er, der zum Vater gegangen ist, wiederkommen wird "zu richten die Lebenden und die Toten". Dann wird er erscheinen als Herzog aller Völker, die sich vor ihm versammeln werden zur letzten Heerschau und zum letzten Gericht. Dann wird der "Herzog unserer Seligkeit" gegen den Verkläger zu Felde ziehen und die Seinigen führen durch alle Sturmläufe des Teufels hindurch. Dann wird der "Herzog unserer Seligkeit" sein Schwert blank ziehen und auch allen Gerichtsengeln, die uns töten wollen, die Schläge abwehren von unseren bedrohten Häuptern, und er wird uns decken mit seinem Schild gegen die Pfeile, die dann gegen unser Herz gezielt werden. Heil uns! Unsere Seligkeit ist in starken und in guten Händen. Unser Herzog wird jeden Fussbreit Boden, den er erkämpft und erstritten hat, zu verteidigen wissen. "Das Feld muss er behalten." Wir haben einen Herzog unserer Seligkeit, einen siegreichen Herzog gegen Schuld und Tod und Teufel. Dieser Herzog aber will schon jetzt und hier unser Anführer sein. Auf sein Kommando lasst uns hören, seine Parole lasst uns weitergeben, in sein Feldgeschrei lasst uns einstimmen, mit seinem Gruss wollen wir uns grüssen, und seine Fahne wollen wir hochhalten, und um seines Namens willen darf jetzt seine Gemeinde leiden, und im Glauben an den Sieg dieses Herzogs darf sein Knecht auch sterben.

Bist du, Herr, für uns, wer mag wider uns sein? Dein ist das Reich, und dein ist der Sieg, und dein ist das Zepter und die Krone über alle Völker, auch über mein Volk. Amen.

O mächt'ger Herrscher ohne Heere, / gewalt'ger Kämpfer ohne Speere, / o Friedensfürst von grosser Macht. / Es wollen dir der Erde Herren / den Weg zu deinem Throne sperren, / doch du gewinnst ihn ohne Schlacht. Friedrich Rückert

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