Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Römer 13,1
Über die Staatsform sagt der Apostel nichts. Ob Monarchie, ob Oligarchie, ob Diktatur, ob Demokratie an sich die beste Staatsform sei, darüber kein Wort. Das will wohl heissen, dass jede Staatsform beides sein kann, gut und schlecht. Selbstverständlich weiss der Apostel wohl, dass es schlechte und gute Regierungen gibt, bessere und weniger gute. Eines aber muss jede Staatsform haben, sei es welche es wolle, Gewalt. Sie muss Autorität haben und Respekt geniessen, muss gefürchtet sein vom Bösen und geliebt vom Guten im Land, muss die Macht haben, das Gute zu nähren und dem Bösen zu wehren. Es hat einer den Staat, der Gewalt haben muss, mit einem harten, mit Eisen schwer beschlagenen Bergschuh verglichen, der den zarten Fuss gegen die spitzigen Steine und verletzenden Dornen schützt. Gewiss, die Obrigkeit muss Gewalt haben, sei sie Monarchie oder Demokratie, sie muss ein fester Schuh sein, muss mit diesem Schuh sogar Tritte geben können. Aber nun kann es vorkommen, dass ein solcher Bergschuh, anstatt den Fuss zu schützen und wanderfähig zu erhalten, den Fuss drückt, so dass er blutet und wanderunfähig wird. So kann auch eine Staatsform oder eine Regierung das Volk blutig drücken, statt es zu schützen. Eine Staatsform ist umso besser, eine Regierung ist umso besser und umso berechtigter, je weniger Menschen unter ihr "der Schuh drückt". Wenn in einer Staatsform die grosse Mehrheit "der Schuh drückt", dann kann es vorkommen, dass der Schuh ausgezogen und ein besserer angezogen wird. Die Staatsformen und Regierungen können wechseln, der Staat selber bleibt. Es ist Gottesdienst für den reformierten Christenmenschen, daran mitzuarbeiten, dass ein schlechter, ein drückender und lebenzerstörender Schuh ausgezogen und gewechselt wird. Es ist evangelische Christenpflicht, an der Verbesserung des Staatsschuhs mitzuarbeiten, und zwar nach Kräften. Eine Obrigkeit, die nur den Grossfischern gut will, die mittleren Netz- und kleinen Angelfischer aber vernachlässigt, muss eines Tages gewärtig sein, dass sie nach Gottes Ratschluss "gewechselt" wird.
Herr, ich danke dir für mein Vaterland. Ich nehme es als Gabe aus deiner Hand. Öffne mir die Augen dafür, wo ich an seiner Ausgestaltung und Umgestaltung mithelfen darf. Vergib mir alle bisherige Gleichgültigkeit. Amen.
Christi Thron ist unumstösslich, / Christi Leben unauflöslich, / Christi Reich ein ewig Reich. / In der Welt und Himmel Enden / hat er alles in den Händen, / ist allein dem Vater gleich. Philipp Friedrich Hiller