Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an wird's geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. Matthäus 26,64
Nun stellt ihm der Hohepriester die verfängliche Entscheidungsfrage: "Bist du Christus, der Sohn Gottes?" Er hofft kaum, dass der Angeklagte so unvorsichtig sein könnte, ihm zu antworten. Er traut seinen Ohren kaum, wie der Gefangene bestätigend spricht: "Du sagst es." Ja nicht genug! Jesus fügt hinzu: "Doch von nun an werdet ihr sehen des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels." Jesus richtet damit seinen Hoheitsanspruch vor dem Hohenpriester auf: Jetzt sitzet ihr über mich zu Gerichte, ich stehe vor euch als Angeklagter; die Rollen werden vertauscht werden: Ihr werdet stehen, und ich werde sitzen. Jetzt bin ich zertreten, ihr seid stark, aber ich werde kommen in Vollmacht und Herrlichkeit. Der Hohepriester aber zerreisst vor Entsetzen über diese in seinen Ohren gotteslästerliche Überheblichkeit seine Kleider und stellt im Einverständnis der übrigen Richter den Tatbestand fest: Gotteslästerung. Auf diesem Vergehen aber steht nach dem Gesetz des Moses die Todesstrafe. Damit ist Jesus zum Tode verurteilt, völlig innerhalb der Paragraphen des Gesetzes. So kommt es, dass die furchtbarste Schandtat auf dieser Erde in den Formen des irdischen und sogar des göttlichen Rechtes vollbracht worden ist. Da kommt's heraus, dass unser Tun auch im besten Leben Christus zu kreuzigen vermag. Da kommt's heraus, dass all unsere Gerechtigkeit vor Gott doch nur ist wie ein unflätig Kleid. Der einzige, der Gott je nicht gelästert hat, wird von uns Menschen der Gotteslästerung bezichtigt. Genauso hat's der Apostel Paulus erfahren. Im Namen Gottes hat er Gott geschlagen, im Namen des Gesetzes hat er die Gemeinde Gottes verfolgt, gefangengesetzt und getötet. Darum kann sich kein Fleisch rühmen. Darum ist unser einziger Ruhm und Halt jene Gerechtigkeit, die Gott dem armen Sünder in Jesus Christus schenkt. "Ich elender Mensch! Wer wird mich erretten aus diesem Todesleib? Ich danke Gott durch unseren Herrn Jesus Christus."
Herr, Gott, du bist unsere Zuflucht für und für. Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. Amen.
Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gunst, / die Sünde zu vergeben; / es ist doch unser Tun umsonst / auch in dem besten Leben. / Vor dir niemand sich rühmen kann, / des muss dich fürchten jedermann / und deiner Gnade leben. Martin Luther