Gottes Augen sehen auf eines jeglichen Wege, und er schaut alle ihre Gänge. Hiob 34,21
Damit will Gott uns durch Hiob sagen, dass wir gar grosse Toren sind, so oft wir uns der Illusion hingeben, "es habe es niemand gesehen", oder gar, man könne sein Leben einrichten nach seinem eigenen Dafürhalten und Belieben und ohne jegliche Bezugnahme auf das Dasein eines Gottes. Werden wir aber Augen machen, wenn wir einst in der Ewigkeit erwachen und dann erkennen, wie unser Leben von der anderen Seite her aussieht! "Gottes Augen —", man möchte den Kopf zur Erde beugen und die Hände vors Gesicht halten im Gedanken an "Gottes Augen". Unheimlicher Gedanke, unerträgliche Vorstellung, ein Gott, dessen Augen sehen. Bedeutet das für uns nicht einfach den Tod? Gewiss, das wäre unser Tod, wenn nicht ein erbarmendes Vaterherz hinter diesen Augen schlüge und diese Augen mit unendlicher Liebe erfüllte. Gottes Augen sehen unsere Sünde. Und doch sind es Augen, die uns nicht abstossen wollen, sondern Augen, die uns in Liebe nachgehen, uns suchen, Augen, die voll Erbarmen brennen um unsere Rettung. "Gottes Augen sehen —", man möchte vor Dank und Jubel auf den nächsten besten Baum klettern und es laut in die Welt hinausrufen wie die Amsel, wenn sie im letzten Abenddämmer noch den Dank für den vergangenen Tag liedet. "Gottes Augen sehen —", sie sehen, sie sind nicht blind und tot, es sind nicht Schicksalsaugen, es sind rechte Vateraugen. Sie strafen, sie lieben, wie nur Augen strafen und lieben können. Oh, wer das fassen könnte! Es gibt einen Gott, dessen Augen sehen!
O Gott, wenn du mich anschaust, dann bin ich des Todes, schau aber an deinen Sohn dort am Kreuz, schau an seine Wunden und seine Dornenkrone, schau an sein Werk, das er für mich armen Sünder vollbracht hat. Amen.
Herzlich lieb hab' ich dich, o Herr, / ich bitt', wollst sein von mir nicht fern / mit deiner Güt' und Gnaden. / Die ganze Welt erfreut mich nicht, / nach Erd' und Himmel frag' ich nicht, / wenn ich nur dich kann haben. / Und wenn mir gleich mein Herz zerbricht, / so bist du doch mein' Zuversicht, / mein Teil und meines Herzens Trost, / der mich durch sein Blut hat erlöst. / Herr Jesu Christ, mein Gott und Herr, / mein Gott und Herr, / in Schanden lass mich nimmermehr! Martin Schalling