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3. November

Umwertung

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten, fürchtet euch vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in die Hölle. Matthäus 10,28

Es pflegt ja bei uns gerade umgekehrt zu sein. Alles, was unsere leibliche Existenz auch nur von ferne bedroht und beeinträchtigt oder in Frage stellt, pflegt uns einen Heidenrespekt einzuflössen. Wenn es um den Brotpreis geht oder um den Luftschutz oder um den Notvorrat, dann vergeht uns der Spass. Kommt aber die Rede auf den Teufel, der "Leib und Seele verderben kann in die Hölle", dann finden wir das nicht halb so bedrohlich und schlimm. Es ist überhaupt sonderbar und muss uns sehr nachdenklich machen, dass im Volk der Teufel weithin Gegenstand von Spässen und Witzen ist. Das ist vielleicht die listigste Kriegslist, wenn man's versteht, seine eigene Gefährlichkeit als harmlos und lächerlich darzustellen, um dann im entscheidenden Moment durchzugreifen und umso leichteres Spiel zu haben. Christus heisst uns jedenfalls nicht über den Teufel lachen, sondern er, der diese Macht und List kennt, sagt sehr ernst: "Fürchtet euch vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in die Hölle." Er kann, was kein Mensch zustande bringt, er kann nicht nur den Leib, er kann auch die Seele verderben in die Hölle. Sagt dir das etwas? dass unsere Seelen in Gefahr stehen? Oder ist dir die Seele, deine eigene und die deiner Kinder, gerade so viel wert wie jenem Familienvater? Wenn der Bub im Rechnen eine schlechte Zeugnisnote brachte, dann runzelte dieser Vater die Stirn und beeilte sich, mit dem Herrn Lehrer Rücksprache zu nehmen, und erklärte sich sofort bereit zu Nachhilfestunden. Brachte er aber in der Religion eine schlechte, dann sagte er im günstigsten Fall: Frau, geh und schau zum Rechten. Die Mahnung unseres Herrn aber bedeutet die radikale Umwertung unserer Werte. Nicht, dass er den Leib und die Notdurft des Leibes als nebensächlich erklärte, nein, aber er stellt eine andere Reihenfolge auf. Was wir wichtiger nehmen, ist in seinen Augen das weniger Wichtige, und was wir für weniger wichtig nehmen, stellt er als das Wichtigste hin. Wo wir uns fürchten, sagt er: "Fürchtet euch nicht."

Herr, schick in dieses Geschlecht eine neue Angst um die Seelen. Amen.

Herzlich lieb hab ich dich, o Herr; / ich bitt, wollst sein von mir nicht fern / mit deiner Güt und Gnaden. / Die ganze Welt erfreut mich nicht, / nach Erd und Himmel frag ich nicht, / wenn ich nur dich kann haben. / Und wenn mir gleich mein Herz zerbricht, / so bist du doch mein Zuversicht, mein Teil und meines Herzens Trost, / der mich durch sein Blut hat erlöst. / Herr Jesu Christ, / mein Gott und Herr, / mein Gott und Herr, / in Schanden lass mich nimmermehr! Martin Schalling

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