Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt nehmest, sondern, dass du sie bewahrest vor dem Argen. Johannes 17,15
In seinem hohepriesterlichen Gebet ist auch der Tatsache gedacht und Rechnung getragen, dass die Gemeinde Christi in der Welt lebt, mitten in den Ängsten und Nöten, mitten in den Unvollkommenheiten und Gebrechlichkeiten, mitten in den Verfolgungen und Anfechtungen, aber auch mitten in den Versuchungen und Gefahren dieser Welt. Er will nun seinen Jüngern in dieser Welt das Dasein nicht in dem Sinn leicht machen, dass er sie von der Welt absondert und ihnen eine Art "Reservation" anweist, so wie man etwa im Naturschutz vorzugehen pflegt zum Schutze seltener Pflanzen und Tiere, wo Verbotstafeln hängen, die jeden Fang und jeden Abschuss untersagen. Christus will seine Jünger auch nicht von der Welt wegnehmen, mit sich, an den Ort, wo er hingeht, nein, sie sollen mitten in dieser Welt, wenn auch wie Schafe mitten unter Wölfen, bleiben. "Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt wegnehmest." Dies Gebet des Herrn entspricht nicht unserem natürlichen Sinn. Wie oft bitten doch wir, dass "er uns wegnehme von der Welt"! Dass er uns wegnehme aus diesem Geschäft, wo so viel geflucht wird, wegnehme aus jenem Beruf, der so vielen Gefahren Leibes und der Seele ausgesetzt ist, dass er uns wegnehme aus dieser Stadt, in der die Leute sich immer mehr den Zuständen von Sodom und Gomorrha nähern, dass er uns wegnehme aus dieser Familie, da so gar kein Familienleben zu spüren ist, dass er uns wegnehme aus dieser Ehe, die von Jahr zu Jahr mehr zur unerträglichen Hölle wird, dass er uns wegnehme überhaupt aus dieser Welt und aus dieser Zeit, in der es einem immer weniger gefällt. So möchten wir, wo immer sich uns Schwierigkeiten entgegenstellen, weggenommen sein. Ich glaube, dass ein ziemlich grosser Prozentsatz unserer Gebete darin besteht, dass uns der Vater "wegnehme". Christus betet für seine Gemeinde; aber nicht, dass "du sie wegnehmest von der Welt, sondern dass du sie bewahrest vor dem Argen". Dass sie in der Welt bleiben und hier ausharren. Dass sie in bösen Verhältnissen nicht selber bös, in ungerechter Umgebung nicht selber ungerecht, im verlogenen Geschäftsbetrieb nicht selber verlogen, in der versuchlichen Gesellschaft nicht schläfrig werden.
Herr, habe Dank, dass du bei mir bist mit deinem Schutz. Amen.
Kommt, Kinder, lasst uns gehen, / der Abend kommt herbei; / es ist gefährlich, stehen / in dieser Wüstenei; / kommt, stärket euren Mut, / zur Ewigkeit zu wandern / von einer Kraft zur andern; / es ist das Ende gut. Gerhard Tersteegen