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7. Juni

Die andern

Die andern aber hatten's ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süssen Weins. Apostelgeschichte 2,13

Es gibt an jenem Pfingstmorgen Beteiligte, und es gibt "andere". Es gibt Ergriffene, und es gibt Zuschauer, die nichts gemerkt haben und ihre mehr oder weniger dummen Zuschauerbemerkungen machen. Der Gedanke ist fast unheimlich, dass es am Ort, wo es Pfingsten wurde, Menschen geben kann, von denen es heisst. "Die anderen aber hatten's ihren Spott." Es ist das ein Gericht, das sich hier vor unseren Augen vollzieht. Man muss unwillkürlich an die Worte denken, die der Herr über sein letztes Kommen sagt: "Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird verlassen werden. Zwei werden mahlen auf der Handmühle, eine wird angenommen, und die andere wird verlassen werden." Man konnte an Pfingsten dabei stehen, auf hundert Meter Nähe, oder auf zehn Meter, man konnte unterm selben Dach weilen, in der gleichen Säulenhalle sitzen, in derselben Stuhlreihe, ohne einen Ton zu hören und ohne einen Schimmer zu sehen von dem, was sich hier begab. Hast du auch schon darüber nachgedacht, warum es diese anderen gibt? Ist es wohl blosser Zufall, dass sie übergangen werden bei der Ausgiessung der Geistesfülle? Gewiss, "der Wind weht, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl, aber du weisst nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt". Aber der Heilige Geist fährt nicht blindlings wie der Wind über die Erde. Er hält Umschau und Ausschau nach den Gefässen, in die er sich ergiessen möchte. Und nun findet er dort in Jerusalem ausser den leeren auch noch volle Gefässe, Gefässe, die sind nicht arm und nicht leer, sondern die sind voll eigener Gerechtigkeit und voll eigener Güte und voll eigener Frömmigkeit. Darum gibt es dort in Jerusalem "andere", von denen es heisst: "Die anderen aber hatten's ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süssen Weins."

Herr, Gott, ich möchte nicht leer ausgehen, wenn du deine Gabe verteilst. Zeige mir, wo und wann und wie ich zu den anderen gehöre, und räume du selber die Hindernisse aus dem Weg, die deine Gemeinde am Empfang des Geistes hindern. Amen.

Schmelz alles, was sich trennt, zusammen / und baue deinen Tempel aus; / lass leuchten deine heil'gen Flammen / durch deines Vaters ganzes Haus!
Beleb, erleucht, erwärm, entflamme / doch bald die ganze weite Welt, / und zeig dich jedem Völkerstamme / als Heiland, Friedefürst und Held. Georg Friedrich Fickert

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