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26. September

Schmuck für Asche

Der Herr hat mich gesandt, zu trösten alle Traurigen, zu schaffen den Traurigen zu Zion, dass ihnen Schmuck für Asche und Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für betrübten Geist gegeben werden. Jesaja 61,2‑3

Der Mann des Alten Bundes, dem es um seine und seines Volkes Sünde ernstlich leid war, drückte dieses Leid auch in der äusseren Art, sich zu geben, aus. Er ass nicht und trank nicht, so und so viele Tage lang verweigerte er Speis und Trank. Oder er "zerriss seine Kleider". Oder aber er zog einen wüsten Sack über sich und streute Asche auf sein Haupt oder setzte sich gar, wie wir es bei Hiob sehen, auf einen Aschenhaufen; das nannte man "Busse tun in Sack und Asche". Solche Trauer über die eigene und seines Volkes Sünde meint hier Jesaja, wenn er von den "Traurigen" redet. Gott aber schaut solche Trauer gnädig an. Und Gott hat noch immer solch "göttliche Traurigkeit" in Freude verwandelt. Auch diese Freude pflegte im Alten Bund ihren äusseren Ausdruck zu erhalten, und zwar durchs Festkleid in erster Linie. Wir erinnern uns nun an die ganz besondere Bedeutung, die auf den Worten im Gleichnis vom verlorenen Sohn liegen: "Bringet das beste Kleid und Schuhe an seine Füsse und einen Ring an seinen Finger." Oder wir denken an die Bitte Davids im Bussgebet: "Lass die Gebeine wieder fröhlich werden, die du zerschlagen hast." Das ist ein weiteres Zeichen der Freude des begnadigten Sünders, der fröhliche Reigentanz, das Munter- und Fröhlich-Werden der Gebeine. Ein sehr weit verbreitetes Zeichen des Dankes aber ist das Freudenöl. Wir denken an die Worte aus dem 23. Psalm: "Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein." Und wir denken an die Worte des Heilandes in der Bergpredigt: "Wenn du fastest, so salbe dein Haupt mit Öl." Jetzt verstehen wir die überschwenglichen Worte, die vom heiligen und herrlichen Schmuck des getrösteten Gewissens und des begnadigten Sünders reden: "Der Herr hat mich gesandt, zu trösten alle Traurigen, zu schaffen den Traurigen zu Zion, dass ihnen Schmuck für Asche und Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für betrübten Geist gegeben werden." Und nun — ein altes Abendmahlslied beginnt mit den herrlichen Worten: "Schmücke dich, o liebe Seele —." O dieser Schmuck, der da bereit liegt! Wann war es zum letzten Mal, dass sich deine Seele so schmückte?

Herr, du bist mein Schmuck, meine Zierde und mein Ruhm. Du bist mein Lied und mein Lobgesang und mein Dank. Amen.

Mein schönste Zier und Kleinod bist / auf Erden du, Herr Jesu Christ; / dich will ich lassen walten / und alle Zeit / in Lieb und Leid / in meinem Herzen halten. Nürnberg 1581

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