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17. Februar

Wirf!

Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen. Psalm 55,23

Ein merkwürdig starkes, fast heftiges Wort: "Wirf dein Anliegen auf den Herrn." Ich sah einen Sackträger, der Kohlen drei Treppen hoch trug und mit hörbarem Atem oben anlangte. Der warf seine Last oben von sich. Wir sind wohl alle irgendwo solche Lastträger. Und doch ist es ein bares Wunder, wenn ein Mensch unter seiner Last das Wörtlein vernimmt und fassen kann, was das bedeutet: "Wirf dein Anliegen auf den Herrn, wirf!" Es gibt wohl viele Menschen mit irgendeinem Sack, den sie in eine Ecke werfen möchten, um ihn los zu sein, aber die Zahl der Menschen ist gar nicht so gross, die in ihrer Sünde die eigentliche Last, das eigentliche "Anliegen", das auf ihnen liegt, das ihnen anliegt und schwer aufliegt, erkennen. Wer diese hohe Gnade hat, seine Sünde als sein Anliegen zu erkennen, der wird erst eigentlich aufhorchen auf die freundliche Aufforderung hin: "Wirf!" Es gibt einen Ort, wo wir Menschen diese Last hinwerfen können. Dieser Ort ist uns gezeigt worden. Dieser Ort ist das Kreuz Christi. Gäbe es diesen Ort nicht, wir könnten lang unsere Sünde wegwerfen, sie fiele doch immer wieder auf uns zurück. Aber nun, gottlob, gibt es diesen Ort, wo uns unsere Sünde abgenommen und auch behalten wird. Es dünkt einen nun, dieses Abwerfen, diese "Schuldenabschüttelung", sollte das Leichteste sein von der Welt. Aber ein junger Mensch, der's offenbar damit probiert hat, sagte mir einst: "Eben gerade das ist verruckt schwär!" Ja, es ist "verruckt schwär", so schwer, dass wir es nicht tun und uns dagegen wehren, solange wir's noch selber tragen können. Wer's aber nicht mehr tragen kann, der höre es, das Wort: "Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen!" — Wirf!

Herr, deine Freundlichkeit beschämt mich tief. Lass einen starken und lebendigen Dank in meinem Herzen wachsen, der mich ausrüstet zum Leiden und Bekennen. Der du meine ganze Last weggenommen hast, du willst mich leicht und rüstig machen zum Dienst. Amen.

Quält dich ein schwerer Sorgenstein, / dein Jesus wird ihn heben; / es kann ein Christ bei Kreuzespein / in Freud und Wonne leben. / Wirf dein Anliegen auf den Herrn / und sorge nicht; er ist nicht fern, / weil er ist auferstanden. Laurentius Laurentii

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