Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern wird, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden, dass er gekreuzigt werde. Matthäus 26,2
Nicht irgendeiner wird da "überantwortet und gekreuzigt", sondern des Menschen Sohn. Wenn Jesus sich diesen Namen beilegt, dann ist es, wie wenn ein König sich den Königsschmuck umtut und auf den Thron sich setzt und seine Herrschaft ausübt. Des Menschen Sohn, das ist Jesu offizieller Herrschertitel. Wenn er sich so nennt, dann ist das nicht ein Bekenntnis seiner menschlichen Niedrigkeit, sondern ein Bekenntnis seiner ewigen Hoheit. Denn Jesus denkt dann an jenes Wort im 7. Kapitel des Danielbuches, wo uns die Erde gezeigt ist als ein aufgepeitschtes Meer, und aus dem Meer erheben Greueltiere ihre teuflischen Häupter, aber über den Tieren und über dem Meer steht des Alten Thron, der über die Tiere und über den Sturm und über das Meer regiert. Und dann heisst es an jener Stelle: "Ich sah in diesem Gesichte des Nachts, und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten und ward vor ihn gebracht. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig und vergehet nicht, und sein Königreich hat kein Ende." Der ist hier gemeint, der und kein Geringerer, wenn Jesus den Jüngern sagt: "Und des Menschen Sohn wird überantwortet werden." Da ist keine Spur von Unterwürfigkeit den Menschen gegenüber. Im Gegenteil! Geradezu aufreizend hoheitsvoll steht er die ganzen Stunden und Tage seines Leidens seinen Peinigern gegenüber. Demütig ist er, ja, aber demütig allein vor seinem Vater. Er neigt sein Haupt und beugt seine Knie, gewiss; aber vor keinem Menschen. Er ist gehorsam bis zum Tod; aber gehorsam einzig und allein dem Vater. Vor den Menschen steht er so steif und so starr und so unbeugsam da, wie noch nie ein Mensch in Todesnot stand. Wahrlich, hier leidet kein Kriecher, hier leidet ein Kämpfer. Hier leidet "des Menschen Sohn".
Herr, zeig es allen Verächtern deines Leidens, dass du auch in deiner Knechtsgestalt der Herr bist. Amen.
Steh auf in deiner Macht, o Gott, / zerstreue deiner Feinde Rott / und räche deine Ehre. / Wie in der Luft der Rauch verschwindt, / wie Wachs in heisser Glut zerrinnt, / zerstreue ihre Heere! / Lass die Gerechten fröhlich sein, / lass sie in deinem Heil sich freun / und deinen Nahmen loben. / Lobpreiset ihn! Er ist der Herr, / auf Wolken fähret er daher / und thront im Himmel oben. Johann Stapfer