Seite zurück
Nächste Seite

23. März

Petrus aber sass draussen —

Petrus aber sass draussen im Hof, und es trat zu ihm eine Magd und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa. Matthäus 26,69

Wenn die Stunde des Judas gekommen ist, dann ist das immer auch zugleich die Stunde des Petrus. Nicht nur Judas wird offenbar in der Passion unseres Herrn, sondern nicht weniger auch Petrus. Wenn die Stunde der Gefangenschaft und der Vergewaltigung daherkommt, dann fängt Petrus, die Jüngerschar, die Gemeinde an, merkwürdig sichtbar zu werden. Die Gemeinde lernt sich in solcher Stunde kennen wie sonst nie. Es ist das für die Jüngerschaft selber eine Stunde der Klärung und der Sichtung und des Reifens, sicher aber auch eine Stunde der Demütigung. Petrus und seine Mit-Jünger erfahren hier, dass es wahrhaftig nicht so einfach ist, wie sie sich's oft und mit Vorliebe ausgedacht hatten, dass nämlich dort der böse Judas ist und hier der heilige Petrus. Auch Petrus strauchelt und stürzt, und zwar beginnt diese Stunde des Petrus und der übrigen Jünger nicht erst dort am Wachtfeuer im Hof des Hohenpriesters, sondern schon dort, wo Petrus beteuert: "Wenn sich alle an dir ärgern würden —", schon dort. Die Gesamthaltung der Jünger, die vor allem an Petrus deutlich offenbar wird, ist mutig und mannhaft. Petrus redet von Anfang an, wie ein Mann redet, und Petrus handelt von Anfang des Leidensweges an, wie ein Mann handelt. Petrus ist nirgends eine Memme. Er tut, was lange nicht jeder, der sich ein Mann nennt und in die Brust schlägt, in seiner Lage tun würde. Petrus nimmt sich von Anfang an vor, Widerstand zu leisten, und leistet dann, als es drauf ankommt, tatsächlich auch Widerstand. Petrus macht Gebrauch vom Männerrecht, Petrus setzt sich zur Wehr. Er führt seinen Streich nicht gegen irgendeinen, sondern gegen den Anführer der Horde, gegen den Mann, der das Kleid und Ehrenzeichen des Hohenpriesters trägt. Wenn dann, nachdem ihnen Jesus diesen Weg verwehrt hat, der Weg der Flucht eingeschlagen wird, dann ist das nicht Feigheit, sondern der Weg, der aller Kriegführung offen steht, wenn's nicht zum Schlagen kommt. Feiglinge sind die Jünger Jesu zuallerletzt.

Herr, alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Aber dein heiliges Leiden hat Ewigkeit. Amen.

Darum auf Gott will hoffen ich, / auf mein Verdienst nicht bauen, / auf ihn mein Herz soll lassen sich / und seiner Güte trauen, / die mir zusagt sein wertes Wort, / das ist mein Trost und treuer Hort, / des will ich allzeit harren. Martin Luther

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis