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16. August

König Augias

Siehe, ich breite über Jerusalem Frieden aus wie einen Strom. Jesaja 66,12

"Friede wie ein Strom!" Das ist, wir wollen uns darüber doch ja keine Illusionen machen, das ist ganz und gar nicht der Friede, der unserem Faulfleisch gefällt. Uns entspräche etwa ein Friede wie ein See oder ein Friede wie ein Wiesenbächlein, das eigenwillig seinen Weg dahinbummelt und mit den Blümlein am Rand plaudert. Oder unserem Fleisch gefällt zeitweise sogar ein Friede wie ein Teich, in dem die Seerosen blühen und über dem die linde Mondnacht träumt. Oder — und auch das ist uns allen nicht fremd, es gibt Zeiten, da gefällt uns sogar ein Friede wie ein Tümpel, aus dem die Unken rufen und die Frösche quaken. Das ist der geruhsame, der bequeme und der faule Friede, der allem Fleisch gefällt. Der Gottesfriede aber sieht anders aus; er ist ein "Friede wie ein Strom", ein lebendiger, ein kräftiger, ein sauberer Friede. "Siehe, ich breite über Jerusalem Frieden aus wie einen Strom." Wenn ich dies Wort höre, dann muss ich immer an jenen König Augias denken, von dem die Sagen um Herakles herum erzählen. König Augias besass einen riesigen Kuhstall, der schon seit Jahr und Tag nicht mehr gemistet worden war. Und nun bekommt Herakles die schwere Aufgabe, diesen Stall in einem Tag auszumisten. Er entledigt sich der Aufgabe so, dass er einen Wasserstrom, der in der Nähe vorbeifliesst, gegen den Stall zu leitet und an einem bestimmten Tag den Strom durch den Stall hindurchströmen lässt. Etwas von diesem Strom, der den "Augiasstall" reinigt, hat auch jener Friede, von dem es heisst, er sei ein "Friede wie ein Strom". Dieser Friede besteht darin, dass unsere Herzen gereinigt und unsere Ehen und Familien, Häuser und Strassen und Völker gesäubert werden. Anders gibt's bei Gott nicht Frieden als eben so, dass er von uns wegnimmt, was den Frieden stört und verunmöglicht. Und doch, wie ganz anders als bei Augias sieht doch der "Herkules" aus, den uns der Vater geschickt hat, um uns zu reinigen mit seinem Blut. Wie ganz anders sieht jener Tag aus, an dem Gott dieser Welt den Frieden schenkte, den wahren, starken, sauberen Frieden!

Vater, ich möchte auf deine Gebote merken; ich sehne mich nach deiner reinigenden und vergebenden Hand. Gib Frieden, Herr, gib Frieden allenthalben, Frieden wie einen Strom. Amen.

Es kann nicht Friede werden, / bis deine Liebe siegt, / bis dieser Kreis der Erden zu deinen Füssen liegt; / bis du im neuen Leben / die ausgesöhnte Welt / dem, der sie dir gegeben, / vors Angesicht gestellt. Albert Knapp

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