Siehe, ich mache alles neu. Offenbarung 21,5
Wir haben es als Kind gesungen, das Lied vom Mai, der alles neu macht. Nun, Kindern ist es gleichsam erlaubt, sich dieser holden Täuschung hinzugeben. Das gehört zum Kindertraum, dass mit dem neuen Kleid, das sich die Erde gibt, die Erde selber sich erneuere. Der Mann aber müsste wissen, dass der "wunderschöne Monat Mai" zwar einiges, vielleicht sogar recht vieles, aber auch nicht im Entferntesten "alles neu macht". Und doch, wie oft in unserem Leben haben wir schon gemeint: "Jetzt muss sich alles, alles wenden!" Und nach einiger Zeit ist's wieder beim Alten, ist alles verrauscht und zerronnen, ist's ein schöner Maientag gewesen und mehr nicht, nur ein schöner Maientag, der uns die Welt und unser graues Leben für einen Augenblick in rosiges Licht tauchte. Einst aber ist ein Tag hereingebrochen, einer, der anders war, nicht schöner und nicht wüster, überhaupt weder schön noch wüst, aber einfach anders als alle anderen Tage, anders als der schönste Maientag. Dieser eine Tag ist nicht hereingebrochen wie alle anderen Tage, wenn die Sonne von unten heraufsteigt und dann wieder untergeht; er ist hereingebrochen als ein "Aufgang aus der Höhe". Er ist nicht von unten heraufgekommen, sondern aus der Höhe in unsere Zeit hereingebrochen. Zuerst brach dieser Tag an Weihnachten herein, dann als Karfreitag, dann als Ostertag, als Himmelfahrtstag und als Pfingsttag. Und wir erwarten diesen Tag aus der Höhe noch einmal in letztlich entscheidender Weise, zuletzt am Ende der Tage und am Ende der Nächte. Das wird ein ewiger Maientag sein, der nicht zur Neige gehen wird, bis dass die ganze Erde und der ganze Himmel neu sein werden. Denn der Herr über Himmel und Erde, der Herr über Tote und Lebendige, hat sich's vorgenommen, alles, aber auch wirklich alles, neu zu machen.
Herr, die traurige Tatsache, dass bei uns immer wieder alles beim Alten ist, hindert dich nicht daran, deinen heiligen Willen durchzusetzen und zu vollenden deine Herrschaft in der Erfüllung des Wortes: "Siehe, ich mache alles neu". Amen.
Hier sind die Siegespalmen, / hier ist das weisse Kleid; / hier singt man Freudenpsalmen, / im Frieden nach dem Streit. / Hier steht nach Wintertagen der Weizen wieder grün, / und die im Tode lagen, / sieht man zum Leben ziehn. Laurentius Laurentii