Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen. Offenbarung 3,12
"Pfeiler in dem Tempel meines Gottes." Es hat in der Bibel Alten und Neuen Testaments Kapitel, die der Bequeme unter den Lesern gern überschlägt, weil darin nur endlose, fremd tönende Namen, teils bekannter, teils völlig unbekannter Männer und Frauen aufgezählt sind. Das sind die so genannten Geschlechtsregister. Der sorgfältige Leser erkennt in diesen Namen nun eben das, was hier "Pfeiler in dem Tempel meines Gottes" heisst. Der Tempel unseres Gottes ist auf gutes Fundament gebaut. Christus selber ist der Fels, darauf er steht. Die Apostel und Propheten aber sind die Pfeiler auf diesem Fundament. Du aber, wenn du auch kein Pfeiler sein darfst, du darfst doch wenigstens ein "lebendiger Baustein" sein, der sich einfügen lässt vom Bauherrn. Sei nur guter Zuversicht, die Stadt Gottes ist uneinnehmbar. Sie ist aufgebaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, deren Eckstein Christus ist. Sie ist nicht mit Menschenhand gebaut, kann darum auch nicht durch Menschenhand beseitigt werden. Kirchen und Kapellen stürzen ein. Ihre Dächer zerfallen, und ihre Mauern bröckeln ab. Aber "die Pfeiler in dem Tempel meines Gottes" ragen empor, weil sie aller Witterung dieser Zeit gewachsen sind. Die Apostel und Propheten aber sind Pfeiler geworden, weil Gott sie dazu auserwählt hat. Sie sind Pfeiler geblieben, weil sie der Not und Bedrängnis solcher Auserwählung standhielten und nicht drausliefen. Sie haben überwunden. "Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler —." Wer? Wer überwindet?
Du kennst, Herr, die Pfeiler deines Tempels. Du gibst ihnen Stand und Festigkeit. Sieh herein, wie wir wanken und fallen! Du aber kannst aufrichten, was gefallen ist, und stärken, was stürzen will. Amen.
Jerusalem, du hochgebaute Stadt, / wollte Gott, ich wär' in dir! / Mein sehnend Herz so gross Verlangen hat / und ist nicht mehr bei mir. / Weit über Berg und Tale, / weit über blaches Feld / schwingt es sich über alle / und eilt aus dieser Welt. Johann Matthäus Mayfart