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13. April

Alle Gewalt

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Matthäus 28,18

Die Erfahrung, die wir täglich auf dieser Welt machen, widerspricht dem, was wir den auferstandenen Herrn hier sagen hören. Wir haben erfahren und immer wieder erfahren, dass es in dieser Welt ganz andere Mächte sind, gottwidrige Mächte, denen Gewalt gegeben ist. Dies Wort des Auferstandenen tönt darum in diese Weltwüste hinein wie eine unendlich einsame Stimme. Es kommt darauf an, dass wir im Glauben festhalten: Hier redet Jesus, der Herr, nicht ein anderer. Er braucht hier gleiche Worte, wie die Mächte sonst brauchen, die Anspruch auf dich erheben den Tag und das Jahr hindurch. Aber wenn zwei dasselbe sagen, dann ist es nicht dasselbe. Das Geld sagt auch, mir ist gegeben alle Gewalt auf Erden. Die Tyrannin Krankheit und seine Majestät, der Tod, die sagen's auch. Wenn sich aber Christus hier einmal der Sprache der Majestäten dieser Welt bedient und von Gewalt redet, dann ändert das nichts daran, dass er Christus ist. Er erhebt seinen Gewaltsanspruch mitten in den Lärm hinein, den die Mächte dieser Welt vollführen. "Mir", sagt er, mir und nicht euch, "ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden." Damit macht er den Mächten dieser Welt den Boden streitig. Wir dürfen den Protest heraushören, der in der Voranstellung dieses "Mir" liegt: Mir! — und mir allein, ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Aber die Krankheit, die mich nun eben doch mit Zangenfingern hält? Und der Tod, der sich mir nun eben doch grimmig und unentrinnbar naht? Der Glaube erkennt sie als Scheingewalten. Sie müssen wie grimmige Bären an der Kette Jesu Christi laufen und müssen ihm parieren, weil ihm gegeben ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Ihm ist gegeben alle Gewalt über dich und über mich. Mich und dich will er ganz. Dir und mir will er alles nehmen, dir und mir will er alles geben. Von allen Gewalten, die gewaltig sind auf Erden und die Christus widerstreben, ist dieses kleine gufenkopfartig irgendwo in der grossen Welt steckende Ich die grösste christusfeindliche Gewalt. Darum kommt Christus stracks auf dich zu und fragt dich: Willst du mir alle Gewalt über dich geben? Alle? Nicht nur die Hand? Und nicht nur den kleinen Finger? Sondern alle Gewalt? Auch die Gewalt über deine Sünde? Wer dies eine, ich möchte sagen, Erstlingswunder der Allmacht Christi an sich erfahren hat, der traut ihm von da an alles zu, alles im Himmel und auf Erden.

Herr, lass mich nicht mehr aus deiner Gewalt. Amen.

Schau, Herr, doch unsre Ketten, / da wir mit der Kreatur / um Erlösung schrein und beten / von der Knechtschaft der Natur, / von dem Dienst der Eitelkeiten, / der uns noch so hart bedrückt, / wenn auch unser Geist zu Zeiten / sich auf etwas Bess'res schickt. Gottfried Arnold

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