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7. März

Da das seine Jünger sahen —

Da das seine Junger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu dient diese Vergeudung? Dieses Wasser hätte mögen teuer verkauft und den Armen gegeben werden. Matthäus 26,8‑9

Es gibt bis auf den heutigen Tag im Volksmund ein Wort, das, ich müsste mich sehr irren, wenn dem nicht so wäre, das auf die teure Salbe von Bethanien zurückzuführen ist, was uns zeigt, welch tiefen Eindruck diese Salbung von alters her auf den solid rechnenden Volksverstand gemacht hat. Diese Redensart heisst: "Eine teure Schmier." Eine teure Schmier! Genau die Worte der Jünger pflegen wir bis auf den heutigen Tag entsetzt auszurufen, wenn uns eine Ausgabe reut, weil wir den Eindruck haben, es handle sich um herausgeworfenes Geld. "Eine teure Schmier!" So wie die Jünger, genauso ungehalten möchte auch unser Verstand urteilen über das, was dort im Hause Simons, des Aussätzigen, sich ereignet. Im Moment aber, da wir auch nur einen Augenblick uns vergegenwärtigen, wessen Haupt hier gesalbt wird, wird unser Rechnen abgestoppt. Wenn es gilt, dem zu huldigen, der von Anfang an beim Vater war, nicht wahr, dann hören wir auf, mit Zehnerli und Zwanzgerli aufzurücken. Und dann kann uns auch einmal etwas passieren wie jener Frau in Bethanien, was wir nachher keinem Menschen zu sagen wagten, weil sie uns auslachen würden und, die Hände überm Kopf zusammenschlagend, ausrufen würden: "Eine teure Schmier!" Aber wenn es um den König aller Könige geht, kann dann eine Salbe je zu teuer sein? Ich denke da unwillkürlich an jene arme Bauernstube, — es sind Kinder da und Schulden — aber in der Stube neben dem Bett der Eltern steht ein Harmonium, auf dem an Sonntagen Choräle gespielt werden. Ein Harmonium in einer Kleinbauernstube! Da ruft jeder vernünftige Bauer aus: "Eine teure Schmier!" Aber wenn es dem König zu huldigen gilt, dem König aller Könige, welche Schmier ist dann noch zu teuer?

Herr und Heiland, ja, für dich ist nichts zu teuer, denn du hast uns alle teuer erkauft. Amen.

Ach, grosser König, gross zu allen Zeiten, / wie kann ich gnugsam solche Treu ausbreiten? / Kein Menschenherz vermag es auszudenken, / was dir zu schenken. Johann Heermann

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