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8. März

Da das Jesus merkte —

Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Matthäus 26,10

Jesus nimmt sie in Schutz. Sie hat getan, was die Magier taten, als sie dem Kind im Stall Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten. Jesus nimmt diesen gottwohlgefälligen Enthusiasmus bis auf den heutigen Tag in Schutz. Etwas von diesem Enthusiasmus scheint mir, wenn ich recht sehe, heute noch in jener Gegend der christlichen Kirche vorhanden zu sein, wo man den Missionsbefehl des Königs gehört hat. Es ist in der Tat ein überschwengliches Unterfangen, das jeder Berechnung spottet, dass da Männer und Frauen zu fremden Völkern ziehen, um jahrelang, vielleicht jahrzehntelang an einsamen Posten ihrem Könige zu dienen und zu warten, bis eine Seele oder ein paar Seelen dem König zugeführt werden. Von diesem überschwenglichen Christkönigsglauben, der seine Ziele übers Meer und über die höchsten chinesischen und europäischen Mauern hinübersteckt, von diesem Glauben ans Unwahrscheinliche und ans Undurchführbare lebt zu allen Zeiten und auch heute die Kirche Christi. Sie lebt nicht vom goldenen Mittelweg, sie lebt nicht vom bescheidenen Durchschnitt und von der klugen Mittelmässigkeit, sondern sie lebt von jenem Glauben, der das Gefäss mit der kostspieligen Salbe zerbricht zu Ehren des Königs. Mögen alle Klugen ausrufen: Wozu Mission? Wozu teure Reisen zu den Schwarzen? Gibt es nicht hier Arme und Kranke genug? Eine teure Schmier, Mission! Kann eine Salbe zu teuer sein im Dienst des höchsten Königs? Die allzu solide Berechnung der Jünger ist der Würgengel der Kirche. "Eine teure Schmier!" So kann man schliesslich alles, aber auch wirklich alles, was zum Bau des Reiches dienlich ist, abtun. Die Kirchensteuer? Die Halbbatzenkollekte? Eine teure Schmier! Glocken, Orgeln, Kanzeln? Teure Schmier! Alles wird dann schliesslich zur teuren Salbe, was zur Ehre Gottes dient. Der Jünger aber, der sich am lautesten für die Armen wehrte gegen die Vergeudung, hiess nicht umsonst — Judas!

Herr, du bist grösser als alle unsere Gefässe. Deine Langmut und dein Erbarmen ist, dass du unser Dankopfer gnädig anschaust. Amen.

Volk des Herrn, erhebe dich, / lass des Kreuzes Fahnen wehn! / Sieh, dein König rüstet sich, / siegreich dir voran zu gehn. Christian Gottlob Barth

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