Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Matthäus 12,34
Das ist eine rechte Sonntagsfrage, die mit diesem Wort unser Herr an uns stellt, eine Frage so recht zum Drübernachsinnen: Wessen ist dein Herz voll? Wie steht es überhaupt mit deinem Herzen? Wessen geht der Mund über? Aufs Herz hat's Jesus immer abgesehen. Mit allem, was er sagt und tut, zielt er immer wieder mitten ins Herz. Du hast, um den Sonntag des Herrn zu heiligen, auf den Tag des Herrn hin Küche, Hausgang und Treppenhaus gefegt. Das ist recht so. Das Sonntagsgewand gehört für Menschen und Wohnstätten zum Tag des Herrn. Aber nun steht Christus mit seiner Sonntagsbotschaft da und zielt aufs Herz. Du hast auf den Tag des Herrn hin deinen Kindern die Kleidchen gerichtet, so dass in keinem mehr ein Riss und Flecken oder Rümpflein ist. Es ist dir das nicht leicht geworden, aber du hast deine Pflicht als Hausmutter getan. Nun aber steht Christus da und zielt auf die Herzen der Kinder. Weisst du, wie es dort steht? Nicht gut ist's bestellt um dein Haus, wenn du wohl weisst, wo der Kleiderladen und der Spielwarenladen zu finden sind für deine Kinder, nicht aber, wo sich das nächste Sonntagsschullokal finden mag! Ich war einmal vor fünfzehn Jahren als blutjunges Studentlein von Tübingen aus in Möttlingen bei Stanger. Wir waren, unser vier oder fünf Studenten, die meisten älter als ich und bereits in höheren Semestern, erst am Samstag in der Nacht angekommen. Am Sonntagmorgen früh suchten wir ums Haus herum eifrig nach einer Bürste für unsere staubigen Schuhe. Wir wandten uns an einen Mann, der uns entgegenkam, den wir für einen Hausburschen hielten. Der überreichte uns eine Bürste und sagte mit unnachahmlichem Lachen und in unnachahmlichem Schwäbisch: "Es ist Sonntag heute; da gibt's noch Wichtigeres zu tun als ums Haus zu rennen und Schuhe abzustauben." Und bei diesen Worten zeigte er uns freundlich auf die Herzen und ging freundlich lachend davon.
Herr, mein Herz ist oft so voll lärmender Gedanken und Regungen! Mache du es still und schenk ihm einen Sonntag. Schenk uns den Sonntag wieder, auf dass wir deine Botschaft aufnehmen können in einem feinen und bereiten Herzen. Lass unseren Mund übergehen mit Lob und Dank. Amen.
Lass jede hoh und niedre Schule / die Werkstatt deines guten Geistes sein; / ja, sitze du nur auf dem Stuhle / und präge dich der Jugend selber ein, / dass treuer Lehrer viel und Beter sein, / die für die ganze Kirche flehn und schrein. K. H. von Bogatzky