Seite zurück
Nächste Seite

9. Juni

Die Fülle

Gott fülle eure Notdurft nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Jesus Christus. Philipper 4,19

"Fülle — Reichtum — Herrlichkeit!" Im Geben, nicht nur im Nehmen, im Geben ist Gott unbegreiflich. Der grossen Sünderin gibt er vollen Erlass ihrer Schuld, dem Geldmenschen Zachäus dort auf dem Baum am Wegrand sendet er nicht nur ein gnädiges Lächeln und Kopfnicken aus der Ferne zu, sondern lädt sich gleich zu ihm an den Mittagstisch, dem Sohn, der aus der Empörung zurückkommt, wird kein farbenes Taglöhnerhemd und kein blaues Überkleid gegeben, sondern gleich das schönste Kleid und Schuhe an seine Füsse und ein Fingerreif an seine Hand, und nicht ein Täubchen oder Kaninchen wird geschlachtet, nicht Kleinvieh, sondern gleich ein gemästet Kalb rückt auf. Das ist der Gott, von dem hier Paulus sagt: "Fülle — Reichtum — Herrlichkeit." Wer sollte da nicht zugreifen? Nach Fülle, nach Reichtum, nach Herrlichkeit geht ja doch unser Sinnen und Träumen unser Leben lang. Wir fliehen die Leere, wir hassen die Armut, wir fürchten die Schmach. Darum tun wir, was in unseren Kräften liegt, unsere Leere auszustaffieren mit allerlei Gefüllsel. Aber ach, wir spüren ja dabei nur zu gut, dass alle Welt nicht füllen kann, was in uns nach Erfüllung schreit. Wir sammeln Schätze, um unsere Armut zu beseitigen. Aber ach, die Motten und der Rost fressen sie, und Diebe graben nach und stehlen. Wir verbergen unseres Lebens Schmach geschickt mit selbstherrlichem Schmuck. Aber ach, all unsere Herrlichkeit ist wie die Blume des Feldes, die frühe blüht und des Abends welk wird und verdorrt. Wo aber ein Menschenkind den Trug all unserer Erdenherrlichkeit durchschaut und anfängt, es zu wagen, leer und arm und verachtet seinem Gott zu begegnen, da kann es erfahren, dass "Gott ausfüllt alle eure Notdurft nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Jesus Christus".

In dir, Herr Jesu, ist die Fülle, die recht füllt; in dir ist der Schatz, den kein Dieb rauben kann; in dir, Herr, ist die Herrlichkeit, die wie ein Festkleid unsere Lumpen deckt. Amen.

Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit; / lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit! / Er lässt dich freundlich zu sich laden. / Freue dich, Israel, seiner Gnaden! Matthäus Apelles von Löwenstern

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis