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21. November

Hoffnung

Wir hoffen auf den lebendigen Gott, welcher ist der Heiland aller Menschen, sonderlich der Gläubigen. 1. Timotheus 4,10

Die Welt hat auch eine Hoffnung. Es ist gar nicht wahr, dass die Welt etwa sich verlegen und hoffnungslos gäbe. Es ist keinem verwehrt, "Aussicht auf bessere Zeiten" zu haben oder auch nur das ganz gewöhnliche Wissen darum, dass in dieser Welt alles vorübergeht, auch das Leid. Der Gläubige allerdings hat nun eine andere Hoffnung. Und er hat sie, das ist die besondere Botschaft des heutigen Tageswortes — er hat sie nicht nur "sonderlich für sich", sondern er hat auch eine Hoffnung für "alle Menschen". Christus ist hier "der Heiland aller Menschen, sonderlich der Gläubigen", genannt. Neben der Liebe ist die Hoffnung die schönste Gabe, die der Gläubige aus Gnaden der Welt zu vermitteln hat. Ja die Welt lebt geradezu davon, dass eine gläubige Schar da ist, die eine Hoffnung hat. Die Hoffnung der Christenschar gleicht sozusagen der Sauerstoffflasche, von welcher die sterbende Welt atmet und lebt. Der Glaube an den "Heiland aller Menschen" ist somit das Ende der "völlig hoffnungslosen Fälle". Und zwar geht diese Christenhoffnung nicht den Weg des geringsten Widerstandes, sondern setzt gerade an den beiden hoffnungslosesten Punkten dieser Welt an, dort, wo Tod ist, und dort, wo die Sünde grassiert. Und der Christ steht vor allem dort auf seinem Posten, wo die Hoffnungen der Welt versanden und zerrinnen. Wo die Ehe zweier Menschen durch Sünde hoffnungslos "zerrüttet" ist, wo der Jurist bereits anfängt, ihr mit seinen bekannten Paragraphen das Grab zu schaufeln, da, lieber Christ, gehörst du hin mit der Hoffnung, die dir gegeben und als köstlicher Schatz anvertraut ist. Auch am Krankenlager und am Sterbebett deiner Nächsten bist du der letzte, der noch Hoffnung hat; wenn das fachkundige Urteil längst das bekannte Achselzucken sehen lässt, hast du noch eine 'spes ultima', noch eine letzte Möglichkeit zur Hoffnung. Der Christ gleicht mit seinem Wissen um den "Heiland aller Menschen" dem Kapitän, der stets als allerletzter ein sinkendes Schiff verlässt. Ja, noch dem sinkenden Schiff, und gerade ihm dürfen wir zurufen, dass wir für es eine Hoffnung haben. Stehst du auf deinem Posten?

Herr, dass es sogar für mich und meine Sünden auch eine Hoffnung gibt, das verdanke ich dir allein. Amen.

Ich habe nun den Grund gefunden, / der meinen Anker ewig hält; / wo anders als in Jesu Wunden? / Da lag er vor der Zeit der Welt, / der Grund, der unbeweglich steht, / wenn Erd und Himmel untergeht. Johann Andreas Rothe

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