Seite zurück
Nächste Seite

7. Oktober

Freiheit

Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte. 1. Korinther 7,23

Gott erhebt da seinen Anspruch auf uns. Wir gehören ihm und keinem anderen. Wir gehören nicht der Welt, nicht den Menschen, nicht einmal unseren Nächsten in erster Linie, sondern wir gehören ihm. Und zwar hat Gott darum das erste Anrecht auf uns, weil er den Kaufpreis für uns bezahlt hat. Wir gehören zweimal Gott, einmal gehören wir ihm als unserem Schöpfer, und dann gehören wir noch ein zweites Mal ihm als unserem Erlöser. So wie man nicht selten eine Mutter trifft, die bekennt, sie habe ihr Kind zweimal geschenkt bekommen, einmal am Tage der Geburt, und das zweitemal, als dieses Kind heil aus dem Spital kam, oder als es heil aus der Fremde wiederkehrte, so sind wir zweimal Gottes Eigentum. Es ist für uns ein grosser Kaufpreis bezahlt: "Sein Bestes liess er's kosten", seinen Sohn. Darum gehören wir auch nicht uns selber, können nicht über uns verfügen, wie es uns gefällt, sondern haben über uns und unsere Gaben verfügen zu lassen. Wir gehören auch nicht dem Tod, sondern wir gehören dem, der Leben hat, ewiges Leben. Wir gehören auch nicht dem Teufel, mag es oft auch noch so den Anschein haben, sondern wir sind und bleiben Gottes Eigentum. Diese Tatsache aber ist unsere Freiheit: "Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte." Es ist das eine Freiheit ganz besonderer Art, was uns die Reformatoren erkämpft und nach Gottes Willen neu geschenkt haben, was sie die evangelische Freiheit, die Freiheit der Kinder Gottes nannten. Es ist das nicht ein Freibrief zum Fühlen, Denken und Wollen, was man will, sondern es ist das eine völlige Gebundenheit an Christus und sein Wort, und darum, und nur darum und insofern wir an Christus gebunden sind, sind wir "nicht der Menschen Knechte". Im Mittelalter gab es die so genannten "reichsunmittelbaren, freien Städte". Sie waren niemandem untertan als dem höchsten Landesherrn, dem Kaiser, und fühlten sich infolgedessen wunderbar frei. Der Christ ist ein freier Mensch in dem Sinn, dass er sich dem höchsten Herrn untertan weiss, ist "reichsunmittelbar".

Herr, schenk deiner Kirche die Rückkehr und Umkehr zur rechten Freiheit. Säubere deine Kirche in dieser Zeit von der verderblichen, eigenen Freiheit des Denkens und des Glaubens. Herr, wir möchten frei werden, darum deine Knechte sein. Amen.

Ach, wie teur sind wir erworben, / nicht, der Menschen Knecht zu sein! / Drum, so wahr du bist gestorben, / musst du uns auch machen rein, / rein und frei und ganz vollkommen / und verkläret in dein Bild. / Der hat Gnad um Gnad genommen, / der aus deiner Füll sich füllt. Gottfried Arnold

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis