Da Jesus das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich. Und seine Jünger traten zu ihm, und er tat seinen Mund auf und lehrte sie. Matthäus 5,1‑2
Sonst, wenn Jesus das Volk sieht, geht er nicht von ihm weg. Das ist ja gerade einer der Unterschiede zwischen ihm und dem Täufer: Der Täufer ging von Anfang an in die Wüste, um zu predigen, Jesus ging von Anfang an durch Städte und Märkte und ging den Wohnstätten der Menschen nach. Und nun kommt unerwartet dieses: "Da Jesus das Volk sah, ging er auf einen Berg." Das bedeutet Rückzug vom Volk. Nicht ohne Not und zwingende Umstände betrat man damals einen Berg. Warum dieser Rückzug in die Bergwüste? Jesus hat seinen guten Grund. Er hat sein Werk begonnen damit, dass er "umherzog, lehrte, das Evangelium vom Reich predigte und allerlei Seuchen und Krankheit heilte". Infolge dieser Krankenheilungen aber war "sein Gerücht erschollen" bis ins Ostjordanland, bis nach Idumäa hinunter und bis nach Tyrus (am Mittelmeer), also weit ins Ausland. Alle Welt wollte sich von ihm die Krankheiten und Schmerzen wegnehmen lassen. Um seiner Predigt und Lehre willen aber suchten ihn nur wenige auf. Nach empfangener Heilung aber hielt man's mit jenen zehn Aussätzigen, die einst Jesus von ferne zuriefen: "Lieber Meister", und kaum hatte er sie geheilt, verdufteten neun von ihnen spurlos, und nur einem kam das Danken in den Sinn. So kam mancher zu Jesus und ging von ihm weg, wie Blumhardt sich einmal ausdrückt, als "kurierter Lump". Darum dieser Rückzug des Herrn in die Berge, wohin nur mehr die wenigen ihm folgten, denen es um die Sache zu tun war. Mir aber stellt sich hier die sehr ernste Frage: Gehöre ich zu den wenigen, die ihm bis in die Berge folgen? Oder ist er mir nur gut genug, wenn ich Zahnweh habe? Ganz zuletzt aber ging Jesus auf einen Berg, bis zu dem ihm keiner folgte —.
Herr, du kennst meine Erbärmlichkeit, wie oft ich dich um schnöden Vorteils willen suchte. Darum, Herr, hast du schliesslich jenen steilsten Berg bestiegen. Herr, ich möchte dich allein lieben und dein Reich. Amen.
Sind wir doch dein ererbtes Gut, / erworben durch dein heilig Blut; / das war des ew'gen Vaters Rat, / als er uns dir geschenket hat. Erasmus Alberus