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19. Oktober

Religionsmischung

Das Volk sprach: Das sei ferne von uns, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen. Josua 24,16

Den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen! Beides miteinander geht also nicht. Man kann nicht anderen Göttern dienen und gleichzeitig bei Gott bleiben. Wo der Dienst an den anderen Göttern beginnt, da heisst es "den Herrn verlassen". Entweder — oder. Letzthin hörte ich einen Inder sprechen. Er redete von der Lage der Christengemeinde in seiner Heimat Indien. Er sprach davon, wie dort sehr viele seiner Landsleute bereit wären, das Evangelium anzuhören, sogar persönlich die Bibel zu studieren, ja an Jesus als an den Sohn Gottes zu glauben, wenn sie nur gleichzeitig ihre alten, angestammten heidnischen Volkstempel aufsuchen könnten. Diese Inder möchten beides miteinander verbinden, möchten eine Doppeltür, statt nur eine einfache, eine Tür zur Kirche Christi, die andere zum Tempel. Darin, so erläuterte dann der Inder, sei jetzt die gewaltige Versuchung und zugleich der Kampf der jungen christlichen Kirche in Indien: Diese Vermischung von Gottes- und Götzendienst müsse verhindert werden. Wie ich ihm so zuhörte, stieg in mir die Frage auf, ob denn das nicht auch unser Kampf, hier in der alten, abendländischen Kirche Christi sei? Wie haben doch auch wir uns geschickt einzurichten und anzupassen und abzufinden verstanden! Wie haben wir doch den "Rank" gefunden, wie haben wir das Unvereinbare vereint! Zwar sind es bei uns ja nicht gerade Buddhatempel, die wir uns neben der Kirchtüre offen behalten, sondern es sind die Tempel des alten Abendlandes, die Bankhäuser, die Kasernen, die Sportspaläste; ja ich gehe wohl nicht zu weit, wenn ich sage, es sind die hohen und die niederen Schulen, in denen eine andere Religion gelehrt wird, und zwar seit Menschenaltern schon, und durch die ein ganz anderer Geist weht als durch Gottes Wort. Und dorthin, in jene Tempel, schicken wir Christen des Abendlandes seit Jahrzehnten unsere Kinder. Wir sind so die reinsten Wechselbad-Künstler geworden in unserem Dienen nach beiden Seiten hin. Aber Gott ist dran, auch bei uns das Volk zu mehren, das spricht: "Das sei ferne von uns, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen."

Herr, du reinigst deine Kirche mit starker Hand. Du zerschlägst uns die Altäre, die wir neben deinen Altar gestellt haben. Herr, dein Weg ist heilig. Amen.

Lass mich dein sein und bleiben, / du treuer Gott und Herr, / von dir lass mich nichts treiben, / halt mich bei deiner Lehr. / Herr, lass mich nur nicht wanken, / gib mir Beständigkeit; / dafür will ich dir danken / in alle Ewigkeit. Nikolaus Selnecker

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