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16. Juni

Die zweite Geburt

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Johannes 3,5

Weitaus den meisten Menschen ist das Geheimnis dieses Jesuswortes an den greisen Nikodemus lebenslänglich fremd. Es genügt ihnen vollauf, einmal geboren worden zu sein, nun schlecht und recht durchs Leben zu kommen und aus den mitbekommenen Gaben Leibes und der Seele womöglich das Maximum heraus zu entwickeln und etwas zu leisten in der Welt. Auch Nikodemus gehört zu den Menschen, die immer strebend sich bemühen, was Rechtes zu werden auf dieser Welt. Und, um der Gerechtigkeit willen muss es gesagt sein, Nikodemus hat's weiter gebracht als viele, weiter als die meisten seinesgleichen. Er wurde "ein Oberster unter den Juden", und das will schon etwas heissen. Aber nun bricht Jesus die Diskussion ab, die Nikodemus mit ihm hat einleiten wollen, und redet diesem "Obersten unter den Juden" von etwas, wovon wohl noch niemand zu dem geredet hat, nämlich von der zweiten Geburt, die nötig sei, um ins Reich Gottes zu gelangen. Selig der Tag, da es dir unterm Wirken des Heiligen Geistes aufgeht, dass deine erste Geburt tatsächlich nicht genügt, dass du ein zweites Geborenwerden nötig hast, dass auch alles Streben nicht genügt, auch wenn es ausreichen würde zum Oberstentitel unter den Juden, dass allein eine zweite Geburt, eine Neugeburt, die Geburt aus dem Heiligen Geist heraus, dich hineinbringt ins neue Reich. "Aus Wasser und Geist", erklärt der Herr seinem nächtlichen Besucher. Ob das eine Anspielung auf die Taufe ist, dem Juden gegenüber? Oder ob der Herr einfach damit sagen will: Nicht nur stofflich, nicht nur leiblich-seelisch, nicht nur aus Wasser, sondern aus Wasser und Geist musst du geboren werden, um Teil zu bekommen an den Verheissungen, Segnungen, Wirkungen und Kräften des Königreichs Jesu.

Herr, die Bitte um den Heiligen Geist will mich in immer treueres Bitten und in immer beseligenderes Empfangen hineinführen. Öffne du selber die Tür zu meinem Herzen. Der du über dem Geheimnis meiner ersten Geburt gewacht hast, lass mich die zweite Geburt erfahren. Amen.

So wahr ich lebe, spricht dein Gott, / mir ist nicht lieb des Sünders Tod; / viel mehr ist dies mein Wunsch und Will', / dass er von Sünden halte still, / von seiner Bösheit kehre sich / und lebe mit mir ewiglich. Johann Heermann

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