Siehe, der Engel des Herrn kam daher, und ein Licht schien in dem Gemach, da Petrus gefangen lag, und er sprach zu ihm: Stehe behende auf! Und die Ketten fielen von seinen Händen. Apostelgeschichte 12,7
Das ist also möglich, dass ein finsteres Gefängnisloch hell wird und ein am Boden Liegender aufsteht und Ketten von seinen Händen fallen. Das ist möglich unter der Herrschaft unseres Königs, dem wir dienen. Aber eben, das ist nur möglich, wenn die Hand von der anderen Seite hereingreift in diese Welt, da eine Menschheit in Finsternis und Ketten liegt. Ja, da muss schon von Engeln die Rede sein, wenn Ketten fallen und Gefängnistüren aufspringen, sonst glauben wir es nicht. Der Gott, der die eine grosse Gefängnistüre dieser Welt gesprengt hat, der Gott, der die Himmelstür aufgesprengt hat, sollte der nicht auch kleinere Kerkertürlein aufsprengen können? "Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, und an den Menschen ein Wohlgefallen." So kam das Licht in die Finsternis, so griff die Hand von oben nach uns gebodigten Menschenkindern, so fielen die Ketten vom Himmel und von der Hölle und vom Grab, so! So dass es Weihnachten und Ostern wurde. Wer das fassen kann, der fasse es im Glauben. Einst werden wir das schauen dürfen, dann, wenn des Menschen Sohn kommen wird auf den Wolken des Himmels, und alle heiligen Engel mit ihm. Nun aber ist's nicht irgendeiner, der dort in Jerusalem durch einen Engel Gottes aus dem Gefängnis geholt wird, sondern es ist Petrus, der um seines Bekenntnisses willen ins Gefängnis kam. Der Herr der Gemeinde lässt es zu, dass seine Kinder in Ketten geraten. Aber er ist grösser als die Gefängnisse, die seine Gemeinde fassen. Kein Machthaber dieser Welt vermag die Gemeinde dauernd in Ketten zu halten.
Herr, gedenke derer, die um deines Namens willen Gewalt erdulden. Du kennst ihre Namen. Gib deinen heiligen Engeln Befehl, dass sie bis dorthin dringen, wo kein Mensch mehr zugelassen wird. Amen.
O mächt'ger Herrscher ohne Heere, / gewalt'ger Kämpfer ohne Speere, / o Friedensfürst von grosser Macht! / Es wollen dir der Erde Herren / den Weg zu deinem Throne sperren, / doch du gewinnst ihn ohne Schlacht. Friedrich Rückert