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20. April

Abgestorben

Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? Römer 6,2

Ihr sollt nicht sündigen! So sagt die Moral der Welt. Ihr sollt nicht sündigen! So sagt auch das heilige Gesetz Gottes, so sagen die heiligen Satzungen aller Religionen. Der Zeuge des Auferstandenen aber sagt: "Ihr seid der Sünde abgestorben"; der Sünde ist das Leben genommen und die Kraft, das Wasser ist ihr abgegraben, der Atem ist ihr ausgegangen, und ihr Puls ist stillgelegt — ihr seid der Sünde abgestorben. Das sagt der Apostel allein im Blick auf die Wirkung des Kreuzestodes Jesu. Dort am Kreuz hängt die Sünde der Welt. Dort hat derjenige, der "uns zur Sünde wurde", an unserer Statt und anstatt jedes armen Sünders, sein Leben ausgehaucht. Unsere Sünde hat er mit sich ins Grab genommen. Darum kann der Apostel an anderer Stelle ebenso kühn sagen: Wir sind mit Christo gekreuzigt, oder wir sind mit ihm begraben. Sein Tod ist der Tod des Wurmes, der an allem Fleische nagt. Das heisst, bis in alle Folgen und Auswirkungen hinaus ernst machen mit dem Sterben des Heilandes: Dort stirbt der alte Adam, dort stirbt der Mensch, der vor Gott nicht bestehen kann. Wer dort der Sünde abgestorben ist, der kann nicht mehr in der Sünde leben wollen, dem kann es keine Stunde mehr "säuliwohl" sein in der Sünde, der muss sie als Feind erkennen und kann nicht mehr anders, als sie hassen und vor ihr zu Christus fliehen wie vor dem Tod. Denn wer mit Jesus der Sünde abgestorben ist, der darf mit Jesus leben. "Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind?" Ein befreundeter Arzt hat mir letzthin gesagt, dass etwa vorhandenes Ungeziefer anfängt, fluchtartig den Menschen zu verlassen vom Moment an, da dieser Mensch stirbt. Solch eine beginnende Abwanderung von viel Sündenungeziefer ist auch damit gemeint, wenn der Apostel sagt, dass derjenige, der der Sünde abgestorben sei, nicht mehr in der Sünde verharren könne.

Herr, Jesus, du hast es vollbracht. Nimm mich hinein in dein Sterben und in dein Leben. Du allein bist meiner Sünde gewachsen. Dir möchte ich leben und dir sterben. Amen.

Liebe, zieh uns in dein Sterben, / lass mit dir gekreuzigt sein, / was dein Reich nicht kann ererben, / führ ins Paradies uns ein. / Doch wohlan, du wirst nicht säumen, / lass nur uns nicht lässig sein, / werden wir doch als wie träumen, / wenn die Freiheit bricht herein.

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