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21. September

Fürbitte

Abraham blieb stehen vor dem Herrn. 1. Mose 18,22

Eben hat Abraham die furchtbare Kunde bekommen, dass Gott sein Gericht nun verhängen wird über Sodom und Gomorrha, weil seine Langmut mit diesem Volk am Ende ist. Die Männer, die dem Erzvater die Nachricht überbrachten, sind weiter gewandert. "Aber Abraham blieb stehen vor dem Herrn." Wir wissen, was dieses Stehen bedeutet. Abraham betet und tritt im Geiste ringend vor Gott ein für die dem Untergang geweihten Städte. Wir hören in diesem Kapitel, mit welch seltsamer Beharrlichkeit Abraham vor dem Herrn stehen bleibt. Bei dieser Gelegenheit erhalten wir Einblick ins Wesen der Fürbitte. Fürbitte ist ein beharrliches Stehenbleiben vor dem Herrn für einen anderen, sei es ein einzelner oder eine Stadt oder ein Volk. Die ganze Heilige Schrift zeigt uns Männer und Frauen, die derart stehenbleiben vor dem Herrn. Ein kleines Gegenstück zu Abraham im Neuen Testament ist jene Mutter, von der uns Matthäus erzählt; eine Heidin aus Syrophönizien, die eine kranke Tochter hat und zu Jesus kommt mit der Bitte, er solle sie heilen. Die Jünger jagen sie zu wiederholten Malen weg. Aber sie bleibt stehen vor dem Herrn. Der Herr selber weist sie zuerst ab mit den demütigenden Worten: "Es ist nicht fein, dass man den Kindern das Brot wegnehme und werfe es vor die Hunde." Jesus ist in erster Linie gesandt für die Kinder, für Israel, und nicht für die "Hunde", für die Heiden. Das heidnische Weib aber protestiert nicht gegen dieses harte Wort des Herrn, sondern beugt sich darunter und greift es auf in der feinen Antwort: Ja Herr, aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tische fallen. Sie widerspricht nicht, aber sie weicht auch nicht, sondern bleibt stehen vor dem Herrn. Und in diesem Moment bleibt sie nicht nur für ihr Töchterlein stehen vor dem Herrn, sondern für alle Völker und Heiden, die noch in der Finsternis leben, bleibt sie stehen vor dem Herrn. Bliebst du auch schon stehen vor dem Herrn? Vielleicht für einen Sohn, der dir Sorge machte? Vielleicht für dein Vaterland? Vielleicht für deine Kirche? Bleib weiter stehen und lass nicht nach.

Herr, Jesus Christus, du stehst Tag und Nacht vor dem Herrn und Vater unser aller und stehst für uns ein. Es ist kein Fürbitter und kein Nothelfer ausser dir im Himmel und auf der Erde. Herr, wenn du nicht mehr stündest, müssten wir alle fallen. Amen.

Jesus Christus, manche Nächte / hast du für uns durchgewacht, / hast dem menschlichen Geschlechte / durch dein Wachen Ruh gebracht. / Immer, Tröster der Betrübten, / gönnst du Schlummer den Geliebten; / schlafen oder wachen sie, / weichst du doch von ihnen nie. Johann Caspar Lavater

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