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15. Oktober

Ein freundlich Wort

Sorge im Herzen kränkt, aber ein freundlich Wort erfreut. Sprüche 12,25

Mit "Sorge im Herzen" ist man besonders empfindlich und hat für Kränkungen ein sehr hellhöriges Ohr. Es kommt darum sehr darauf an, in welchem Ton du mit den Mühseligen und Beladenen verkehrst. Auch wenn du ihnen nicht direkte und sofortige Hilfe in ihrer Not gewähren kannst, der Ton, in dem du mit ihnen redest, bedeutet schon einiges: "Sorge im Herzen kränkt; aber ein freundliches Wort erfreut." Ein freundliches Wort kostet zunächst nichts. Ein freundlich Wort ist gewissermassen das Minimum, das allermindeste dessen, was der arme Bruder von dir erwarten darf. Warum bleibt es so oft unausgesprochen, dieses freundliche Wort? Gott weiss, wie gross die Zahl der Menschen ist, die heute bereits aufgehört haben, auf dieses Mindestmass zu warten, weil die Enttäuschung ihr Herz zertreten hat. Herr, vergib mir all die Kränkung, die bewusste und die unbewusste, die ich je zufügte und nicht mehr gutmachen kann. Schenk mir heute das freundliche Wort für alle, die du mir in den Weg führst, vor allem für meine Nächsten und Mitarbeiter. Und, lass es nicht nur beim freundlichen Wort bleiben, führe mich weiter zur freundlichen Tat. Gott selber hat ja uns gegenüber nicht geschwiegen. Seht, wie gross ist seine Menschenfreundlichkeit und Leutseligkeit, dass er überhaupt mit uns redet. Ist das selbstverständlich? Er wäre ja nicht darauf angewiesen, dass er mit uns reden darf. Wir aber sind auf sein Wort angewiesen, so sehr angewiesen, dass, wie Christus sagt, "der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund Gottes ausgeht." Und siehe, das Wort, das Gott mit uns redet und das er uns gönnt, ist ein über alles Erwarten freundliches Wort, ein Wort, das erfreut, eine frohe Botschaft ist es, die Botschaft, dass Gott ein Wohlgefallen an uns hat, haben will, obschon er allen Grund hätte, seinen Zorn uns fühlen zu lassen. Und es ist bei ihm nicht beim Wort geblieben, er hat die Tat des Wohlgefallens getan, die Tat, die unser sorgenvolles und gekränktes Herz erfreut.

Herr, du bist so menschenfreundlich, gib, dass ich durch und durch berührt werde von deiner unendlichen Freundlichkeit. Erfülle mein Denken, Reden und Handeln mit deiner Freundlichkeit, mit deiner Freude und mit deinem Licht. Mach es hell bei allen Heiden. Herr, wir harren deines Tages. Amen.

Es sei keine Sprach noch Rede, / da man deine Stimm nicht hört, / und kein Land so fern und öde, / wo dein Wort nicht wird gelehrt. / Lass den hellen Freudenschall / siegreich ausgehn überall. R. E. Stier

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