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27. Juni

Führung

Des Herrn Wille geschehe. Apostelgeschichte 21,14

Hier liegt ein merkwürdiger Fall von Führung aus dem Heiligen Geiste vor, ein Fall, an dem wir gut erkennen können, was Führung heisst. Der Apostel Paulus nimmt Abschied von seinen Gemeinden, um nach Jerusalem hinaufzugehen, wo ihm nach seiner Gewissheit Schwerstes bevorsteht: Gefängnis, Tod, Kreuz. Der Apostel beruft sich für diesen seinen Weg auf die Führung des Heiligen Geistes. Nun aber begegnen ihm auf diesem Weg hinauf nach Jerusalem auf Schritt und Tritt Menschen, die auch Gläubige sind, die ihn aber abzuhalten versuchen von seinem Weg, die ihm dringlichst davon abraten, hinauf in die Höhle des Löwen zu gehen. Und auch diese Gläubigen berufen sich genau gleich und selbstverständlich mit demselben Recht wie der Apostel auf die Führung des Heiligen Geistes. Wer hat nun Recht? Auf welcher Seite spricht nun wirklich die Stimme des Heiligen Geistes? Und gibt es eine Möglichkeit, zu erkennen, auf welcher Seite bei solch widerspruchsvollen Führungen die richtige Führung ist? Eine Situation, die tatsächlich unter Christen nicht selten eintrifft: Zwei entgegengesetzte Ergebnisse, beide gewonnen unter Befragung des Heiligen Geistes und unter Berufung auf den Heiligen Geist. Der Heilige Geist kann sich doch weder irren noch widersprechen. Aber wir Menschen können uns, bei allem heiligen Ernst, irren. Die Bewohner von Milet beugen sich schliesslich und lassen Paulus ziehen mit den Worten: "Des Herrn Wille geschehe." Warum geben sie nach? Warum ziehen sie ihre "Führung" zurück und erkennen im Weg des Apostels schliesslich den Weg des Geistes? Woran kann man in solchen Fällen erkennen, was "bessere" Führung ist? Der Weg, der weniger dem Fleisch und seinen zeitlichen Wünschen entspricht, der Weg, der "nicht meint, was menschlich, sondern was göttlich ist", hat in solchen Fällen den Vorzug und eher Gewähr, die richtige Führung zu sein. Das haben die Milesier erkannt. Darum: "Des Herrn Wille geschehe!"

Heiliger Geist, der du deine Gemeinde leitest in alle Wahrheit, bewahre auch uns davor, dass wir fleischliches Wünschen und Begehren mit deinen heiligen Führungen verwechseln. Leite uns auf ewigem Wege. Amen.

Steh du uns bei mit deinem Rat, / und führ uns selbst auf rechtem Pfad, / die wir den Weg nicht wissen. / Gib uns Beständigkeit, dass wir / getreu dir bleiben für und für, / auch wenn wir leiden müssen. / Schaue, / baue, / was zerrissen, / was beflissen, / dich zu schauen / und auf deinen Trost zu bauen. Michael Schirmer

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