Lasst uns gehen, zu bitten vor dem Herrn und zu suchen den Herrn Zebaoth. Sacharja 8,21
Gehen — bitten — suchen! Seltsam, diese Reihenfolge! Aber es ist tatsächlich so, dass man manchmal zuerst eben — gehen muss. Wohl kann Gott uns unsere Bitten erfüllen, wann und wo und wie er will, wohl kann er uns das Heil finden lassen, wo und wie es ihm gefällt. Aber er hat in seinem Verkehr mit uns Menschenkindern manchmal auch die Eigenheit, dass wir zuerst gehen müssen, an ganz bestimmte Orte hin gehen müssen, vielleicht an Orte, wo wir zunächst nicht recht einsehen können, warum gerade dorthin, und da wir es erst hernach erfahren, warum. Mose darf nicht denken: Wenn Gott mir begegnen will, dann weiss er ja, wo ich sitze, und wird mich schon finden, nein, Mose muss aufstehen und — gehen. Er muss zum brennenden Dornbusch hingehen. Die Hirten der Weihnachtsnacht dürfen nicht denken, wenn Gott uns den Heiland zeigen will, dann wird er den Weg zu uns schon finden, nein, die Hirten müssen — gehen, den Weg vom Feld hinein nach Bethlehem gehen, um das Christkind zu finden. Und so muss der alte Simeon — gehen, muss gehen trotz seiner Jahre, gehen, den Weg die Tempelstufen hinauf, mag es mit seinem Atem noch so schlimm bestellt sein, er muss ihn gehen, diesen Weg, um dem Heiland zu begegnen. So müssen wir oft — gehen, zu ganz bestimmten Zeiten und an ganz bestimmte Orte gehen, um Gott zu begegnen, in die Predigt gehen, zum Abendmahl, an den Taufstein gehen. Gott ist überall, gewiss. Und nicht, dass wir durch unser Gehen eine Begegnung mit ihm herbeiführen oder gar herbeizwingen könnten. Aber wenn er will, dass wir uns aufmachen und gehen, dann heisst es halt einfach folgen, oder wir bekommen nicht, was wir erbaten, finden nicht, was wir suchten, weil wir hochmütig und faul sind und nicht gehorchen wollen.
Herr, ich möchte mich von dir finden lassen, dort, wo du willst. Schenk mir die Gnade, dass ich nicht aus Eigenwillen und Ungehorsam deinen Ort verfehle und deine Stunde verpasse. Erhalte deiner Gemeinde das Wachen und Beten. Amen.
Ei, so kommt und lasst uns laufen, / stellt euch ein, / gross und klein, / eilt mit grossen Haufen! / Liebt den, der vor Liebe brennet, / schaut den Stern, / der euch gern / Licht und Labsal gönnet. Paulus Gerhardt