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8. Juli

Gotteshäuser

Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen, wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe? 1. Könige 8,27

Wir sollen Gottes Tempel bauen in dieser Zeit und Welt. Gott selber will es so, seitdem Kain und Abel am Altar opferten, seitdem Noah Steine zusammentrug zum Bau des Altars, seitdem David zum Tempelbau den Platz bestimmte, seitdem Salomo den Tempel baute, seitdem die Gläubigen sagten: "Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend", und: "Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt", seitdem der Sohn das Bethaus seines Vaters reinigte, weil "der Eifer um sein Haus ihn verzehrte". Von Anbeginn der Welt waren es immer Orte, ganz bestimmte Orte, da Gott angebetet sein wollte. Das wird so sein bis ans Ende dieses gegenwärtigen Zeitabschnittes, bis dass "ein neuer Himmel und eine neue Erde sein werden", da man nicht mehr "in Tempeln, von Menschenhand gebaut", anbeten wird, sondern "im Geist und in der Wahrheit", und da "kein Bruder mehr den anderen lehren wird", und "es war kein Tempel darin", wie es heisst vom neuen Jerusalem, das herabfahren wird von Gott wie eine geschmückte Braut ihrem Manne. Jetzt aber ist der Tempel nach Gottes eigener Ordnung die "Stätte, da seine Ehre wohnt". Das mögen sich alle gesagt sein lassen, die in grossartiger Übergeistigkeit meinen, schon jetzt ohne jegliche Kirche auskommen zu können. Solche Kirchenlosigkeit ist in der Regel, wenn man sie näher beschaut, gar nicht so ideal, wie sie sich zu geben pflegt, indem sich dahinter ganz gewöhnliche Drückebergerei verstecken kann und Flucht vor Verantwortung. Wer sagt, er "gehöre keiner sichtbaren Kirche an", möge sich wohl prüfen, ob diese Flucht in die Unsichtbarkeit nicht einfache Flucht vor Pflichten sei, die der Christenmensch hier in der Sichtbarkeit nun eben hat. Niemand setzt sich ohne Schaden hochmütig über "Kirchen und Kapellen" hinweg. Wer aber umgekehrt meint, Gott in heilige Geräte und Gebräuche einfangen zu können, der wisse, was dieser Kirchenbauer hier im Alten Bund gar wohl weiss, dass Gott grösser ist als alle unsere Gottesdienste. "Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen."

Herr, nimm unsere Gottesdienste in Gnaden an. Reinige sie von allem, was zu klein ist für deine Majestät und Grösse. Amen.

Amen, Lob, Preis und Herrlichkeit / sei unserm Gott zu aller Zeit! / Wir gehn wohl fort aus seinem Haus, / doch Gottes Leuchte lischt nicht aus. / Das Lied verhallt, der Segen bleibt; / das Wort steht, ob die Welt zerstäubt. Christian Friedrich Sachse

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