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11. Februar

Die rechte Reihenfolge

Christus hat uns geliebt und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut. Offenbarung 1,5

Beachte hier die Reihenfolge der Worte ganz genau! Sie ist hier besonders wichtig. Wenn nämlich wir Menschen mit den Unarten unserer Mitmenschen bekannt werden, dann pflegen wir eine ganz andere Reihenfolge einzuhalten, als es hier der Fall ist. Wir pflegen dann jeweilen "auszukehren", ihnen "das Messing zu glänzen" und die "Kutteln zu putzen" und den "Kopf zu waschen" und wie die schönen Ausdrücke alle heissen mögen, die in so verräterisch grosser Zahl im Volksmund umgehen. So sind wir gar stark im Vorhalten von Sündenregistern. Wenn sie es aber unerwarteterweise zu Herzen nehmen, was wir ihnen vorwerfen, dann pflegen wir hinterher begütigend und beschwichtigend hinzuzufügen, "es sei dann nicht so bös gemeint gewesen", und "man meine es ja nur gut", aus lauter Liebe hätten wir etwas hart zugefasst. Das ist unsere Reihenfolge: Wir waschen und lieben. Christus wäscht auch, wäscht gründlich, wäscht uns den Kopf und das Herz mit festem Zugriff. Aber er tut es in anderer Reihenfolge: Christus liebt und wäscht. Seinem Waschen geht immer die Liebe voraus. "Christus hat uns geliebt und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut." Wer einmal gemerkt hat, was für eine scharfe Lauge die Gnade ist, der weiss, wie gründlich Christus vorgeht beim Waschen. Aber sein Waschen kommt nie anderswoher als vom Ort der Liebe, aus der Gegend, wo die Kreuze stehen. Dort hat uns Christus geliebt und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut, dort! Und er lässt sich nicht abbringen von seiner heiligen und barmherzigen Reihenfolge.

Ich aber, Herr, habe schon oft vergessen, wie barmherzig du mahnst und zurechtweisest und strafst, habe schon oft vergessen, wie viel Liebe du für mich hast und wie viel Geduld. Oh, ich bitte dich, schenk mir als Vater die rechte Reihenfolge meinen Kindern gegenüber und allen Menschen gegenüber, die ich zurechtweisen sollte, schenk mir deine Reihenfolge, die du mir gegenüber brauchst. Amen.

Drum soll auch Jesu Blut allein / mein Trost und meine Hoffnung sein; / im Leben und in Todesnot / bau ich allein auf Jesu Tod. Nikolaus Ludwig von Zinzendorf

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