Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, das geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Lukas 18,31
Damit kommt das Kreuz in Sicht. Wir betrachten in den kommenden zwei Monaten die Passion Jesu Christi. Das will heissen: "Wir gehen hinauf gen Jerusalem." "Sehet", sagt der Herr seinen Jüngern und zeigt auf die alten Bücher und Urkunden, in denen der heilige Gotteswille geheimnisvoll niedergelegt ist. So wie es der Advent verheisst, so wie es dort in den Schriften steht, gerade so wird es herauskommen. Gott handelt nicht aus einem plötzlichen Entschluss oder aus einer augenblicklichen Laune heraus, sondern mit grossem Vorbedacht und aus unendlicher Umsicht und Einsicht. "Sehet", sagt er ihnen und will ihnen damit sagen, dass sein Leiden nicht irgendein Leiden ist, sondern dieses ganz besondere, wovon in den Schriften geschrieben steht und wovon die Gottesmänner von alters her verkünden. Dies Leiden hat die ganz besondere Bedeutung, dass es mit unseren Sünden etwas wird zu tun haben. Im Leiden und Dulden des Sünderheilandes wird dort droben in Jerusalem "alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn". Dass es in der Passion Christi um unsere Sünde geht, das merken wir auch daran, dass nie wie in der Passionszeit versteckte und unvergebene Sünde anfängt, sich aus dem Schlaf zu erheben. Pestalozzi lässt in "Lienhard und Gertrud" den Wüest, jenen abgefeimten und meineidigen Gesellen, jammern: "Oh, oh! es ist wieder heilige Zeit! oh, wär ich doch tausend Klafter unter dem Boden!"
Tausend Klafter unter den Boden müsste ich versinken, wenn nicht du, Herr, diese Last getragen hättest, wenn nicht du alles vollendet hättest in Jerusalem, was von dir geschrieben ist. Richte meinen Blick jetzt nach Jerusalem. Amen.
Seele, mach dich heilig auf, / Jesum zu begleiten. / Gen Jerusalem hinauf, / tritt ihm an die Seiten. / In der Andacht folg ihm nach / zu dem bittern Leiden, / bis du aus dem Ungemach / zu ihm wirst abscheiden. Abraham Klesel