Hasset das Arge, hanget dem Guten an. Römer 12,9
Das Leben eines Bekenners Christi ist im guten Sinn radikal. Dieser heilige Radikalismus zeigt sich nach zwei Seiten hin: In unserer Stellung zum Bösen und zum Guten. Dem Bösen gegenüber ist uns keine Verträglichkeit und keine Toleranz erlaubt. Da gibt es nur Kampfansage. Darum "hasset das Arge", und zwar nicht in erster Linie das Arge an den anderen, sondern das Arge an uns. Jesus sagt: " Ärgert dich dein rechtes Auge, so reiss es aus." Darum fort mit aller rücksichtsvollen Weichlichkeit, fort mit allem schwammigen Selbstmitleid! Das Erbarmen unseres Vaters im Himmel besteht gerade, im Unterschied zu den selbstgewählten Göttern, darin, dass Gott mit heiliger Hand uns den Garten jätet und nicht duldet, dass sein Weizen im Unkraut erstickt. Gottes Radikalismus aber zeigt sich auch darin, dass er unseren ungeteilten Willen fürs Gute fordert: "Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes." Ein sehr ernstes, fast beängstigendes Wort. Es klingt, als müsste man ein vollkommener Pflüger sein, und — wer wäre das? Aber Gott hat's mit seinen Kindern wie jener Bauer, der mich einst das Pflügen lehrte. Er erwartete nicht vom ersten Tag an gerade Furchen von mir und schickte mich nicht fort, wenn es einmal einen "Strauchrain" gab. Ja, als ich als schwacher Junge das Pflügen lernte, da geschah es etwa einmal beim Wenden in die neue Furche, dass ich nur mit Mühe dem davongleitenden Pflug nachzueilen vermochte. Dann klammerte ich mich mit aller Kraft an den Pflugsterzen fest und liess mich samt dem Pflug durch die Furche schleppen. So sollen und dürfen wir "dem Guten anhangen".
Herr Jesus, du reissest das Gute durch. Du wirst es hindurchbringen durch dieses begonnene Jahr. Du wirst es durchschleppen bis ans Ende der Tage. Habe Dank, dass ich dir anhangen darf. Amen.
Folge nicht, folge nicht, / Zion, folge nicht der Welt, / die dich suchet gross zu machen, / achte nicht ihr Gut und Geld, / nicht ihr Locken, nicht ihr Lachen; / Zion, wenn sie dir viel Lust verspricht, / folge nicht, folge nicht. Johann Eusebius Schmidt