Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Lukas 12,34
So oft ich im Unterricht mit Halbwüchsigen bei der Behandlung der Bergpredigt auf dieses Wort stosse, löst es in den Bankreihen zuerst ein verschmitztes Kichern aus. Die Kinder denken dann an die landläufige Bedeutung des Wortes "Schatz". Aber gerade an dieser gewöhnlichen Bedeutung des Wortes erkennen wir den Sinn des Herrnwortes nun erst recht in seiner ganzen Kräftigkeit. Wer nämlich an seinen "Schatz", das heisst, an seinen Geliebten, an seine Geliebte denkt, der hat Sinn und Herz tatsächlich bei ihm, oft so sehr bei ihm, dass er darüber nicht mehr "bei der Sache ist" und infolgedessen zur ernsthaften Arbeit wenig mehr taugt. Es kommt wirklich schon im Alltag drauf an, wo man mit dem Herzen ist. Wer nicht mit dem Herzen dabei ist an einer Arbeit, der taugt nicht dazu. Und nun ist es im Reiche Gottes erst recht so. Jesus fordert für seine Sache unser Herz, auch unsere Hand und unsere Füsse, auch unseren Verstand und unsere sonstigen Gaben und Talente, aber in erster Linie unser Herz. Er will nicht, dass wir unser Herz anderswo haben als bei ihm. Wer sein Auge auf die vergänglichen Schätze dieser Welt richtet, der hat bald auch sein Herz bei den vergänglichen Schätzen dieser Welt, die von den Motten zerstört, vom Rost zerfressen und von den Dieben gestohlen werden. Wer aber sein Auge richtet nach dem, was droben ist, wer nach dem Schatz im Himmel trachtet, der wird auch sein Herz dort haben. Denn "wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein". Gott aber teilt unser Herz mit keinem anderen. Christus, der auf dem höchsten Thron sitzt, will seinen Thron auch in meinem Herzen haben, will meines Herzens König, alleiniger König sein. Aber gerade dann, wenn ich ihm mein Herz ganz schenke, fällt mir auf, dass ich dann auch ein Herz für meine nächsten Alltagspflichten erhalte. Christus fordert mein Herz dazu ganz von mir, um es dann nicht für sich zu behalten, sondern um es an die Nächsten weiterzugeben. Wer bei Christus ist, der ist bei der Sache. Darum lautet meine Bitte für den heutigen Tag:
Nimm mein Herz, damit ich ein Herz bekomme für die Menschen alle, die du mir heute an die Tür und in den Weg stellst. Amen.
Was sorgst du bis zum letzten Tritt? / Nichts brachtest du, nichts nimmst du mit. / Die Welt vergeht mit Lust und Schmerz; / schau himmelwärts! / Da, wo der Schatz ist, sei dein Herz. Christian Friedrich Heinrich Sachse