Lobet unseren Gott, lasset seinen Ruhm weit erschallen, der unsere Seelen im Leben erhält und lässt unsere Füsse nicht gleiten. Psalm 66,8‑9
Das ist die bewahrende Hilfe des Heiligen Geistes. Die Bewahrung ist wohl die uns Menschen verborgenste Art Gottes, uns zu lieben. Wir werden einst in der Ewigkeit staunen darüber, wie mancher Kotflügel nicht gestreift hat, wie mancher Schritt in den Abgrund nicht getan worden ist, wie oft wir um Fingerbreite vor dem Rand des Grabes standen, und wie mancher Teufel davon musste, weil es eine bewahrende Hand unseres Vaters im Himmel gibt. Zwei erwachsene Kinder kommen und beklagen sich über ihre Mutter, die ihnen das Leben sauer mache, und dazu sei sie noch fromm und besuche alle Sonntage die Kirche. Und wenn sie aus der Kirche komme, dann sei es am schlimmsten mit ihr. Ich weiss, dass diese Mutter besonders schwer an sich trägt, und muss den Jungen sagen, dass diese Mutter gut tue, in die Predigt zu gehen und aus Gottes Wort täglich Kraft zu schöpfen, und wenn sie das eines Tages nicht mehr hätte oder wenn es ihr verleidet werde, dann werde man sie bald im Grab oder in der Irrenanstalt suchen müssen. Die Früchte des Glaubens sind sehr oft verborgen, weil sie in der Gestalt der Bewahrung vor noch Schlimmerem auftreten, wie im vorliegenden Fall. Es ist besondere Gnade, diese bewahrende Gotteshilfe zu erkennen und Gott dafür lobend die Ehre zu geben. Wenn ich heute Morgen wusste, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich beispielsweise noch am Leben bin, wenn ich den heutigen Tag bewusst als ein Beschenkter begann, und wenn ich anfange, überhaupt nichts mehr als selbstverständlich hinzunehmen, dann ist das Wunder des Glaubens geschehen, das mich loben macht: "In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet." Überhaupt, wenn wir anfangen, nach Leib und Seele, für Zeit und Ewigkeit, uns von Händen getragen und von Flügeln gedeckt zu wissen, dann beginnt ein Rühmen und ein Loben, das reiche Frucht hervorbringt.
Ich danke dir, Vater, dass du in dieser jüngsten Zeit so besonders deutlich meinen Fuss nicht gleiten liessest. Vergib, dass meine Tritte trotz deiner bewahrenden Hand immer wieder unsicher werden und straucheln wollen. Lass du meine Hand nicht los. Dennoch bleibe ich stets an dir. Amen.
O Heiliger Geist, o heiliger Gott, / du zeigst die Tür zur Himmelspfort. / Lass uns hier kämpfen ritterlich / und zu dir dringen seliglich: / o Heiliger Geist, o heiliger Gott. Johann Niedling