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25. März

Jesus aber stand vor dem Landpfleger —

Jesus aber stand vor dem Landpfleger, und der Landpfleger fragte ihn und sprach: Bist du der Juden König? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es. Und da er verklagt ward von den Hohenpriestern und Ältesten, antwortete er nichts. Matthäus 27,11‑12

Seht nur, wie er an jenem Karfreitag Morgen vor dem Volke steht! Nicht ein Wort zu seiner Verteidigung oder zur Werbung und Gewinnung des Volkes! Meint ihr, wenn er auch nur eine Handbewegung gemacht hätte, das Volk wäre nicht augenblicklich totenstill geworden? Meint ihr, wenn er auch nur fünf Sätze ans Volk gesprochen hätte, das Volk hätte weiter schreien können? Aber da steht er und schweigt. Nicht von des Volkes Gnaden ist Jesus, was er ist. Und nicht von diesem Volk und dessen Führern, und nicht von Pilatus bettelt er Freilassung. Er hat einen einzigen gebeten: "Vater, ist's möglich — so nimm diesen Kelch von mir." Einen anderen bittet Jesus nicht. Aus der Hand seines Vaters im Himmel nimmt er sein Leben und sein Sterben, und aus keiner anderen Hand. Weil es der Vater will, darum wird Jesus sterben, und nicht, weil dieses Volk es will. Er geht den Weg des Verzichtes auf Gewalt, den Weg der Liebe und des Opfers. Jesus geht den Weg, den wir nicht bekränzen und besingen, gegen den sich jeder Blutstropfen in unseren Adern bäumt: Jesus geht den Weg des absoluten Gehorsams, den Weg zum Kreuz. Er ist auch wie Barabbas der Sohn eines Vaters, aber der Sohn des Vaters im Himmel. Er ist der Mann, der nicht von unten herauf, sondern von oben herabsteigt, tiefer und immer tiefer hinunter, so tief, wie man es gedanklich gar nicht mehr fassen kann: Welchen wollt ihr von diesen zweien? Unheimliche Wahl! Wer kann sie bestehen? Es gab eine Zeit, da sagte die Christenheit: Beide wollen wir, den Barabbas sowohl als auch den Jesus. Jetzt schlägt die Stunde für die Christenheit, da sie der Wahl nicht mehr ausweichen kann. Sie muss sich jetzt entscheiden: Entweder Barabbas oder Jesus. Man kann nicht mehr zwei Herren dienen. Welchen wollt ihr? Unheimliche Frage. Aber sieh! Es ist ja umgekehrt: Einer von diesen beiden will dich. Er hat dich gewählt, noch lange bevor du ihn hast wählen können.

Herr Jesus, du hast mich herausgerufen, du hast mich gehalten mit deiner treuen Hand. Du bist meine Rettung aus dem geistlichen Tod. Lass deine Hand nicht ab von deiner Gemeinde. Amen.

Ob bei uns ist der Sünde viel, / bei Gott ist viel mehr Gnade; / sein Hand, zu helfen, hat kein Ziel, / wie gross auch sei der Schade. / Er ist allein der gute Hirt, / der Israel erlösen wird / aus seinen Sünden allen. Martin Luther

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