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6. Mai

Seligkeit oder Verdammnis

Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden. Markus 16,16

Hart neben dem Auftrag, das Evangelium an alle Kreatur weiterzugeben, steht nun dieses Wort. Die Frage, ob wir an den Herrn aller Herren glauben wollen, wird nun am Himmelfahrtstag in unerhörter und unausweichlicher Weise zugespitzt, als wollte Christus damit den Seinigen noch einmal in Erinnerung rufen, um was es geht. Ich gestehe, dass ich diese Zuspitzung nicht ertragen könnte, wenn ich sie nicht sozusagen im Schutz und Schatten der Frohbotschaft an alle Kreatur sehen dürfte. Leben oder Tod, und zwar ewiges Leben oder ewiger Tod, Seligkeit oder Verdammnis werden am Tag der Himmelfahrt vor die Gemeinde hingelegt. Das Wort steht da. Man möchte es am liebsten wegtun oder umgehen oder als unecht erklären, aber es steht nun einmal da, und wenn wir es wegtäten, stände es ja erst recht da: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden." Am Glauben entscheidet sich's. Ist das nicht wiederum frohe Botschaft? Wo wären wir, hätte der Herr noch vor seinem Abschied erklärt, es entscheide sich an den guten Werken! Nun aber ist's der Glaube, der selig macht, der Glaube allein. Aber immerhin — der Glaube! Glauben wir? Oder ist das, was wir Glauben nennen, ein im letzten Grund unernstes und spielerisches, frevles Getue? Diese Frage treibt mich in letzter Zeit im Blick auf die Kirche um. Unsere Kirchlichkeit, unser Tun vom Jugendunterricht bis hin zur Kanzel und bis hin zur Synode und zu den höchsten kirchlichen Behörden scheint mir vor die Frage gestellt: Glauben wir? Ist das Glaube, der sich so betätigt, wie wir uns in der Kirche jetzt betätigen? Diese Frage könnte einen im Blick darauf, dass es um Seligkeit oder Verdammnis geht, in grosse Not versetzen. Und das wäre nicht das Schlimmste. Ich möchte, dass recht viele Leser beunruhigt und ins Gebet getrieben würden, ins Gebet um den rechten Glauben, der selig macht.

Erforsche mich, Herr, und erfahre mein Herz; prüfe mich, und erfahre, wie ich's meine. Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe, du weisst alle Dinge. Amen.

Ach, Herr, lass dein lieb Engelein / am letzten End die Seele mein / in Abrahams Schoss tragen, / den Leib in sei'm Schlafkämmerlein / gar sanft ohn' alle Qual und Pein / ruhn bis am Jüngsten Tage. / Alsdann vom Tod erwecke mich, / dass meine Augen sehen dich / in aller Freud, o Gottessohn, / mein Heiland und mein Gnadenthron. / Herr Jesu Christ, / erhöre mich, / erhöre mich! / Ich will dich preisen ewiglich. Martin Schalling

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