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6. April

Und legte ihn in sein eigen, neu Grab

Und legte ihn in sein eigen, neu Grab, welches er hatte lassen in einen Fels hauen, und wälzte einen grossen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon. Matthäus 27,60

Ein Glanz von seltener Hoheit liegt über dem Begräbnis des Herrn. Es ist das nun trotz allem noch sozusagen "ein standesgemässes Begräbnis" geworden. So, nur so durfte Christus bestattet werden. Er ist und bleibt auch im Grab, in seiner tiefsten Erniedrigung, in der Behausung des Todes, der er von Anfang an war und ist und bleiben wird, der Menschensohn. Hier wird ein König begraben, einer, bei dem es nun erst recht herauskommen wird, dass er ein König ist. Aber was für ein Umschwung! Er, der vorher nie königliche Ehren forderte, der unter uns lebte als Diener und als Knecht aller, jetzt hat bereits seine Herrlichkeit und seine Hoheit angefangen, machtvoll offenbar zu werden. Er, der nie für sich "Ansprüche machte", er wird jetzt anfangen, anspruchsvoll aufzutreten. Er, der die Genügsamkeit in Person war, wird jetzt anfangen, nicht mehr sich zu begnügen. Wer diesem König folgen wird, der soll nun sofort anfangen zu erfahren, dass dieser König nicht nur geben kann wie kein anderer, sondern dass es auch im Fordern keinen seinesgleichen gibt. Wer diesem König eigen ist, der muss ihm sämtliche Schlüssel zur Verfügung halten, sogar den Schlüssel zum eben neu gehauenen Familiengrab. Das Familiengrab ist ja doch wohl der allerstärkste Ausdruck dessen, was wir Hab und Gut und Privateigentum nennen. Die Familiengruft ist der Ort, den wir uns und den Unsrigen, wenn irgend möglich, noch über den Tod hinaus zu sichern pflegen. So hat einst Abraham, wie Calvin sagt, ein einziges Flecklein Erde käuflich erworben als Erbbegräbnis für sich und sein Weib Sarah. Und nun hält der Herr seinen Einzug in ein — Familiengrab. Was für ein Umschwung! Wer hätte so etwas je nur ahnen können! So total ist sein Anspruch auf alles, was wir unser eigen nennen, dass er nicht einmal vor dieser Form Privatbesitz haltzumachen gedenkt. Josef heisst der Mann, der berufen ist zum hohen Königsdienst. Die Schrift weiss von drei Männern dieses Namens. Der erste ist Jakobs Sohn, der berufen ist, in schwerster Zeit seinen Vater und seine Brüder, und damit Gottes Volk, vor dem drohenden Untergang zu schützen. Dem anderen Josef sind wir in der Weihnachtszeit begegnet, es ist der Mann Marias, der seine schützende Hand über das bedrohte Kind halten darf. Und dieser dritte darf dem König seine Familiengruft öffnen. Königsknechte!

Herr, ich möchte auch Knechtsdienste tun dir zur Ehre. Rede, Herr, dein Knecht hört. Amen.

Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen, / womit doch dein Erbarmen zu vergleichen. / Wie kann ich dir denn deine Liebestaten / im Werk erstatten?
Wann, o Herr Jesu, dort vor deinem Throne / wird stehn auf meinem Haupt die Ehrenkrone, / da will ich dir, wann alles wohl wird klingen, / Lob und Dank singen. Johann Heermann

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