Du hast meine Seele vom Tode errettet, meine Füsse vom Gleiten, dass ich wandle vor Gott im Licht der Lebendigen. Psalm 56,14
Moses schärft einmal seinem Volke ein: "Hüte dich, dass du nicht des Herrn vergessest, der dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt hat." Diese sonderbare Warnung, doch ja nicht Gottes Hilfe in der Vergangenheit zu vergessen, sondern dankbar zu bleiben, ist ein Zug, der durchs ganze Alte Testament hindurchgeht, und der im Blick auf Christi Tat im Neuen Testament wiederkehrt. So haben die Apostel unter den Gebeten das Dankgebet, die Danksagung, immer besonders erwähnt. Moses sieht eine Gefahr darin, nicht dankbar zu sein. Vergesslichkeit auf diesem Gebiet versetzt uns eben gar leicht in einen Zustand der Gleichgültigkeit. Dann braucht nur irgendetwas nicht nach unserem Wunsch zu gehen, und schon ist Gleichgültigkeit zur Unzufriedenheit geworden. Von der Unzufriedenheit ist nur noch ein winziger Schritt zur Auflehnung und zum Murren, und das Abgleiten in bodenlose Abgründe ist schon da. Wie oft schon in unser aller Leben ist's doch so gegangen, weil wir das Dankgebet vergassen! Umgekehrt kann jeder einigermassen nachdenkliche Mensch im Rückblick auf sein Leben feststellen, was hier in unserem heutigen Tageswort König David sagt: "Du hast meine Seele vom Tode errettet, meine Füsse vom Gleiten." Mehr als einmal schon ist sozusagen jeder Mensch mit knapper Not dem Tod entronnen, mehr als einmal schon "hing es an einem Haar". Unser aller Leben ist voll solcher Bewahrungen des Leibes. Und wenn wir die Bewahrungen der Seele zählen wollten, kämen wir an kein Ende. David schreibt all diese Bewahrungen Gott zu. "Du", sagt er, "du" hast mich gerettet! Diesem "Du" gegenüber weiss sich darum der König zu Dank verpflichtet, und zwar nicht nur zur Danksagung, sondern auch zu dankbarem Wandel, "dass ich wandle vor Gott im Lichte der Lebendigen". Nicht dazu, dass einfach ein Mensch mehr lebt auf Erden, ist seine Seele vom Tod errettet und sein Fuss vom Gleiten, sondern dazu, dass auf Erden ein Mensch mehr seinem Vater im Himmel dankt und dient.
Herr, du hast mir das Leben einmal geschenkt, und du hast es mir in Jesus Christus ein zweites Mal geschenkt. Durch deine Güte rufst du mich hinein in deinen Dienst. Lass in meinem Haus den Dank nie verstummen. Amen.
Ich danke dir von Herzen, / o Jesu, liebster Freund, / für deines Todes Schmerzen, / da du's so gut gemeint. / Ach gib, dass ich mich halte / zu dir und deiner Treu, / und wenn ich einst erkalte, / in dir mein Ende sei. Paulus Gerhardt