Seite zurück
Nächste Seite

10. April

Fürchtet euch nicht

Fürchtet euch nicht; ich weiss, dass ihr Jesum, den Gekreuzigten, suchet. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her, und sehet die Stätte, da der Herr gelegen hat. Matthäus 28,5‑6

"Fürchtet euch nicht; er ist auferstanden." Das ist der Ostergruss. Bei diesem Grusse bleiben wir. Alles, was wir fürchten, was wir vielleicht grundlos fürchten, aber auch alles, was wir mit Grund und Recht fürchten müssen, gibt uns nicht das geringste Recht, den Ostergruss abzuändern, der lautet: "Fürchtet euch nicht; er ist auferstanden." So hat es der Engel am Ostermorgen gesagt: Dabei bleibt es! Trotz allem! Trotz — aber es dürfte nicht bloss Trotz sein, der uns veranlasst, in dieser Welt — ja auch in dieser Welt, so wie sie ist! — am Ostergrusse festzuhalten. Trotz ist eine unglückselige Sache. Ein Osterbekenntnis wie ein protestierender Faustschlag auf den Tisch ist kein rechter Ostergruss. Nicht aus Trotz, sondern aus Frieden heraus sollten wir den Engelsgruss aufnehmen und weitergeben können: Osterfriede ist besser als Ostertrotz. Aber wer kann das? Welcher Ahnungslose kann in dieser Todeswelt von Osterfrieden reden wollen? Ja welcher Egoist kann auch nur im Entferntesten daran denken, den Osterfrieden haben, für sich haben zu wollen, während Millionen ihn nicht haben können? Wäre jetzt die Faust, die gegen Gott und Menschen erhobene Faust des Protestes, nicht gottwohlgefälliger als alles heuchlerische und verlogene Tun, als ob? Und doch — noch einmal sei es gesagt, es bleibt dabei, es bleibt beim Ostergruss des Engels. Und wer die Gnade hat, diesen Gruss zu hören, bei dem will der Osterfriede Einkehr halten. Lasst euch, ihr alle, die ihr den wahren Osterfrieden sucht, durch kein Bedenken davon abhalten, durch keine Wartezeit, durch keine Schuld und durch keine Tugend und durch keinen Rückfall und durch keine Anfechtung. Lasst euch in dieser Osterzeit nicht durch etwas abspeisen, das weniger wäre als Osterfrieden! Nicht einmal Gott darf uns diesen Frieden vorenthalten. Und wenn er unser Schreien nicht zu hören scheint, dann wollen wir betteln. Hier, wo es um den Osterfrieden geht, hier ist "Betteln erlaubt". Es darf und darf diese Osterzeit nicht verstreichen, ohne dass du wenigstens ein Körnlein Osterfrieden, und wenn's auch nur klein ist wie ein Hanfsamen, ins Herz hinein bekommen hast. "Fürchtet euch nicht, er ist auferstanden!" Was ist dann, wenn Christus auferstanden ist, noch zu fürchten! Oh, sich nicht mehr fürchten müssen! Vor keiner Zukunft! Auch nicht mehr vor Teufel und Tod!

Herr, was ist dann, wenn du auferstanden bist, noch zu fürchten? O Herr, ich mochte mich nicht mehr fürchten müssen, vor keiner Zukunft! Bist du für uns, wer mag wider uns sein? Amen.

Der Engel sprach: Fürchtet euch nicht! / denn ich weiss wohl, was euch gebricht: / Ihr sucht Jesum und findt ihn nicht. / Halleluja, Halleluja, Halleluja! / Er ist erstanden von dem Tod, / hat überwunden alle Not; / kommt seht, wo er gelegen hat! / Halleluja, Halleluja, Halleluja! Michael Weisse

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis