Was er ordnet, das ist löblich und herrlich, und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Psalm 111,3
"Löblich, herrlich, ewiglich." Das sind Töne, wie sie in den Psalmen immer wiederkehren, Töne der Anbetung. Ausser der Bitte um Heil und Frieden, ausser der Bitte um allerlei Notdurft hat auch die Anbetung ihren Platz im Leben eines Christenmenschen. Die Anbetung ist sozusagen der verklärte äusserste Gegenpol zu dem, was in den Psalmen "schreien" heisst. Die Anbetung ist der geistliche Dank, den die Gemeinde Gott als Opfer darbringt für empfangene Güte. Hier im 111. Psalm steht nun einer vor Gott; und es geschieht, dass über ihn der Heilige Geist der Anbetung kommt. Darum steht er mit ergeben niedergeschlagenen Augen und mit ehrfurchtsvoll gesenktem Kopf. Ja nicht nur sein Haupt, auch das Sinnen seines Herzens ist gebeugt vor Gottes Majestät. Aus dieser letzten Beugung Leibes und der Seele heraus ist das Wort gesprochen: "Was er ordnet, das ist löblich und herrlich, und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich." "Löblich, herrlich, ewiglich." Das möchte ich unter allen Umständen und immer auch sagen können. Wem der Heilige Geist solche Worte ins Herz und auf die Zunge legt, der muss einen Vorgeschmack des Paradieses kosten. Tatsächlich ist die Anbetung das vornehmste Tun der Engel im Himmel, die vor Gottes Thron "Tag und Nacht gebeuget dienen". Es ist darum ein ganz unerhörtes Angebot und eine höchste Gunst, dass Gott uns die Anbetung schenkt; dass wir schon jetzt und hier teilhaben dürfen an dem, was sonst das Werk der Engel und der Seligen ist. Solch stille Stunden der feiernden Anbetung gestalten sich dem Gläubigen zu einem vorahnenden Verweilen in den Vorhallen Gottes. Dieser anbetende Dienst aber steht in sehr realem Zusammenhang mit dem Lärm unserer täglichen Pflichten. Die Anbetung ist wirksame Ausrüstung zum Dienst am Nächsten und zur Handreichung. Weil der Mann des 84. Psalmes das weiss, kann er die seltsamen Worte sagen: "Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend."
Herr, lehre uns beten, lehre uns anbeten. Erwecke in unsern Kirchgemeinden die verlorengegangene Anbetung. Erbarme dich aller im Lärm des Tages Aufgeriebenen. Gib Stille in mein Haus, gib Stille in den Kampf und Sturm dieser Zeit. Herr, uns verlangt nach jener Stille, in der du redest. Amen.
Gott ist gegenwärtig. / Lasset uns anbeten / und in Ehrfurcht vor ihn treten; / Gott ist in der Mitte. / Alles in uns schweige / und sich innigst vor ihm beuge. / Wer ihn kennt, / wer ihn nennt, / schlagt die Augen nieder. / Gebt das Herz ihm wieder. Paulus Gerhardt