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21. Juni

Die göttliche Traurigkeit

Die göttliche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereut, die Traurigkeit aber der Welt wirkt den Tod. 2. Korinther 7,10

Das ist eine der grossen Hauptwirkungen des Heiligen Geistes: "Die göttliche Traurigkeit." Sie kann dann über uns kommen, wenn wir in unserem körperlichen und seelischen Befinden nicht den mindesten Grund zum Traurigsein hätten. Die göttliche Traurigkeit besteht darin, dass wir nicht über die anderen Menschen oder über irgendwelche Zustände und Verhältnisse traurig werden (obschon das zuzeiten auch einen guten Sinn hat), sondern über uns selber. Und zwar nicht nur, weil unser törichtes und sündhaftes Verhalten schlimme Folgen zeitigt, die es nun zu tragen gilt, sondern schon ehe diese Folgen eingetreten sind. Wie viel von dem, was wir sonst Reue nennen, ist nur solche Traurigkeit über erlittenen Schaden und nicht wirkliche Reue! Saulsreue ist aber noch nicht Davidstraurigkeit. Saulsreue möchte nur üblen Folgen ausweichen, nicht aber vor Gott leidtragen und umkehren. Wenn echte, geistgewirkte göttliche Traurigkeit eingetreten ist, dann ist man in keiner Weise mehr zufrieden mit sich selber und schämt sich vor dem Gott, der "unsere Gedanken von ferne weiss". Solche Zeiten der göttlichen Traurigkeit gleichen der Zeit, da der Bauer den Acker pflügt, um nachher das Samenkorn hinein zu senken. Es gibt für einen Christenmenschen nichts Beunruhigenderes als ein längeres Ausbleiben der göttlichen Traurigkeit. Denn sie ist sozusagen das erste Stadium aller göttlichen Segnungen. Wenn die göttliche Traurigkeit dauernd ausbleibt, dann ist das Leben unfruchtbar geworden. Die Traurigkeit aber der Welt wirkt den Tod, denn sie ist ohne Einkehr und Reue, sondern voll "Auskehr", voll von Vorwürfen und Anschuldigungen und Rachegedanken nach aussen und nach oben. Die Traurigkeit der Welt pflügt deswegen den Acker nicht, sondern stampft ihn bis zur hölzernen Unfruchtbarkeit.

Herr, lass mich nicht umsonst gelebt haben. Segne den Acker der Kirche, den du jetzt pflügst. Habe Dank, dass Saat und Ernte in deinem Reich nicht aufhören. Amen.

Ach Gott, gib du uns deine Gnad, / dass wir all Sünd und Missetat / bussfertiglich erkennen, / und glauben fest an Jesum Christ; / zu helfen er ein Meister ist, / wie er sich selbst tut nennen. Samuel Zehner

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