Seite zurück
Nächste Seite

29. April

Das Erbe der Heiden

Heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum. Psalm 2,8

Das ist geschehen. Es kam viele hundert Jahre, nachdem der Mann des 2. Psalmes dies Wort gesprochen und geschrieben hat, da kam einer, der "heischte von ihm", der das Heischen wie keiner je verstand und übte. Und er heischte nicht bescheiden. Es war ein leidenschaftliches und kühnes Heischen, es war aber auch ein demütiges und leidvolles Heischen. Er heischte die Heiden zum Erbe. Wer aber das Erbe der Heiden antritt, ist sich gar wohl bewusst, dass an diesem Erbe die Passiven weitaus grösser sind als die Aktiven. Wer dieses Erbe antritt, der tritt so viel Schulden an, dass er gescheiter täte, es auszuschlagen und darauf zu verzichten. Das aber hat Christus nicht getan. Obschon er die Grösse der Passiven gar wohl erkannte, heischte er die Heiden zum Erbe. Christus hat die Schulden der Welt angetreten und hat sie bis zum letzten Cent beglichen. Dabei ist auch meine Schuld inbegriffen. Sie ist bezahlt; ich bin frei, bin schuldenfrei. Ja, Christus hat "der Welt Enden" als Erbe angetreten, diese Erde, dieses über und über belastete Schuldengütchen hat er herausgelöst aus der Schuldversklavung. Da ist auch die Schuld des fernsten Dajak im Urwald Borneos, die Schuld der elendesten Dirne in der Grossstadt Europas, die Schuld des gewissenlosesten Geldmenschen an der Londoner Börse und die Schuld einer christlichen Kirche, die sich an diese Welt verlor. Weil Christus das Erbe der Heiden bis an die Enden der Welt angetreten hat, und weil er um dieses Erbe gelitten und gestritten hat bis zum Ostersieg, darum ist er entschlossen, dieses Erbe nicht mehr aus der Hand zu geben, und darum sendet er seine Boten aus mit dem Befehl: "Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Kreatur."

Herr, der du herabgekommen bist bis an die untersten Örter, der du mich versöhnt hast, du willst, dass allen Menschen geholfen werde. Herr, zeige mir heute die Menschen, die am Ende sind und auf dein Heil warten. Amen.

Weit durch die Lande / und durch die Inseln weit, / ja bis zum Rande / der Erde ausgestreut, / singt unser Bund in vielen Zungen / Psalmen dem Meister und Huldigungen. Karl Bernhard Garve

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis