Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten. Lukas 12,35–36
Wie sehen sie denn aus, die "Menschen, die auf ihren Herrn warten", denen wir gleich sein sollen? Sie haben ihre Lenden umgürtet, und ihre Lichter brennen. Das bedeutet äusserste, gespannteste Startbereitschaft. Das ist beim Wettlauf jene atemlose Sekunde, die verstreicht vor dem "Los!" Aber diese Sekunde kann nicht Dauerzustand werden. Christus narrt uns nicht damit, dass er uns ständig in Anlaufstellung lässt und immer nur dergleichen tut, als spräche er das "Los!", und dann spricht er's doch immer wieder nicht. Nein, unser Herr und Meister hat das "Los!" bereits deutlich und unüberhörbar gerufen, und zwar zu einem Lauf, der "bis an die Enden der Erde" geht. Seine Gemeinde soll marschieren. ? Aber sie soll so marschieren wie einer, der beständig vor sich hin nach jemand Entgegenkommendem Ausschau hält. Das Marschieren der Gemeinde darf gleichzeitig ein Erwarten sein. All unser Gehen und Stehen, all unser Warten und Eilen hat nie Selbstzweck und Eigenziel, sondern geschieht in Erwartung dessen, der uns verheissen ist und der uns entgegenkommt. Die Entscheidung liegt Gott sei Dank in seinem Kommen und nicht in unserem Gehen. Aber wohl dem, der, wenn ER kommt wie ein Dieb in der Nacht, nicht schläft!
Grosser Gott, umgürte meine Lenden mit deiner Kraft und öffne mein Auge für dein Licht und reiss mich aus dem Schlaf der Sünden und errette mich aus der Trägheit des Fleisches. Erhalte dir die Schar, die auf den Herrn wartet. Amen.
Der Herr bricht ein um Mitternacht; / jetzt ist noch alles still. / Wohl dem, der nun sich fertig macht / und ihm begegnen will! Er hat es uns zuvor gesagt / und einen Tag bestellt; / er kommt, wenn niemand nach ihm fragt, / noch es für möglich hält. Wie liegt die Welt so blind und tot! / Sie schläft in Sicherheit / und meint, des grossen Tages Not / sei noch so fern und weit. Johann Christoph Rube