Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten. Lukas 9,56
Kann man denn überhaupt auf die sonderbare Idee kommen, Jesus sei in die Welt eingegangen, um die Menschen zu verderben? Gewiss! Ist es nicht so, dass alles, was in uns und an uns Natur ist, in Jesus instinktiv einen Feind wittert? Dass unser Wesen von Natur völlig von Jesus abgeneigt ist und Angst hat vor ihm und sozusagen Reissaus nehmen möchte, wo immer Jesus ihm zu nahe tritt? Ist es nicht so, dass sich unser ganzer Menschenwille aufbäumt gegen Jesus, in dessen Nachfolge es von Stufe zu Stufe abwärts geht, immer tiefer hinein in ein Abnehmen und in ein Sterben? Darum, weil dem so ist, darum wittert die Welt in ihm den Erbfeind, und mit einem gewissen Recht. Diejenigen, die ihn so sehen, sehen ihn vielleicht richtiger als viele, die ihn allzu selbstverständlich ihren Freund nennen. Es ist darum eigentlich seltsam, dass Jesus je einmal populär hat werden können. Vielleicht deswegen, weil man den Jesus der Schrift zurechtgemacht und weltförmig aufgeputzt und angeglichen hatte. Jedenfalls die ersten Christen galten in den Augen der Heiden als "Feinde des Menschengeschlechtes". Nun aber ist es das seligste aller Geheimnisse im Himmel und auf der Erde, dass eben dieser Jesus nicht gekommen ist, um die Seelen zu verderben, sondern zu erhalten. Wo ein Menschenkind sich ins Sterben Jesu hineinziehen lässt, wird es bald innewerden, dass nun sein Leben nicht aufhört, sondern eben erst angefangen hat. Wer sein Leben gewinnen will, der wird's verlieren, wer's aber verliert um seinetwillen, der wird es gewinnen.
Herr, Jesus, nimm du die Blindheit von meinen Augen, damit ich sehe, dass du wirklich mein Leben bist. Nimm die Taubheit von meinen Ohren, dass ich es hören mag, was dein Wort Heilsames offenbart. Ich danke dir für deine liebe, frohe Botschaft, die meine arme Seele mit ewigem Leben speist. Amen.
Lebt Christus, was bin ich betrübt? / Ich weiss, dass er mich herzlich liebt. / Wenn mir gleich alle Welt stürb ab, / gnug, dass ich Christum bei mir hab. / Halleluja! Johann Heermann