Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und freudig seist. Josua 1,9
Nicht nur freudig soll der junge Josua sein, sondern "getrost und freudig". "Getrost!", dies Wort lässt auf eine Not schliessen. Die Not des Josua besteht in der Menschenunmöglichkeit seiner Aufgabe, die ihm hier auferlegt ist. Er soll das Volk nach vierzigjährigem Wüstenaufenthalt über den Jordan ins Land der Kanaaniter führen. Diese Aufgabe ist nicht nur einmal, sondern dreifach unmöglich. Einmal unmöglich um der Uneinnehmbarkeit der festen Kanaaniterstädte willen; aber unmöglich auch um der genugsam bekannten Untauglichkeit dieses Volkes willen; und schliesslich unmöglich im Blick auf ihn, den bestellten Anführer selber, im Blick auf seine Jugend und Unerfahrenheit. Aber trotz dieser dreifachen Unmöglichkeit gebietet Gott dem jungen Mann, "sei getrost und freudig". Diese seine Freudigkeit soll nicht ein unbestimmtes Gefühl sein, sondern soll als soliden und klaren Grund die Zusage der unfehlbaren Hilfe Gottes haben. Josua soll und darf von der Unmöglichkeit seiner Regierungsaufgabe wegschauen auf Gottes geheimnisvolle Möglichkeiten. Gott selber will ihn und sein Volk führen. Beneidenswertes Volk, das Gott selber zu seinem Führer hat! Und doch hat es viel gebraucht, bis dieses Volk Gottes Führung oben und unten, bei Regenten und Regierten, angenommen hat. In schmählichste und bitterste Gefangenschaften hat Gott es mehr als einmal müssen fallen lassen, hat es mehr als einmal heimatlos und führerlos machen müssen, bis dass es dann jeweilen sich bereit erklärte, sich unter seine Führung zu stellen. Dies Volk soll es eben merken, dass es wirklich Gott ist und kein anderer, der es recht führen kann. Starke Völker, geführte und gesammelte Völker, sind sonst in dieser Welt eher eine unheimliche Sache. Sie gleichen tollgewordenen Riesen, die Tod und Verderben säen, wenn nicht Gott es ist, der sammelt und führt. Möchte nicht zu viel Herzeleid nötig sein, um Europa für Gottes Regiment reif zu machen.
Du, Gott Josuas, weisst um die Aufgabe, die heute auf mich wartet. Steh allen bei, denen du Verantwortung über die Völker gabst. Schenk uns Regenten, die dir gehorchen und auf dich vertrauen. Amen.
Zieh getrost hinaus ins Feld, / fürchte nichts, wenn er dich führt! / Ihm gehört die ganze Welt, / und er ist's, der sie regiert. Christian Gottlob Barth