Und wurden alle voll des Heiligen Geistes. Apostelgeschichte 2,4
Sie wurden! Es heisst nicht, sie füllten sich, sondern sie wurden alle voll des Heiligen Geistes. Es geschieht an ihnen. Sie sind wie hingesetzte Krüge, die nichts können, als leer sein, bis dass von oben her die Fülle sich in sie ergiesst. Aber weil sie leer sind, darum werden sie "voll des Heiligen Geistes". Das Leersein ist ihr Beitrag zu Pfingsten. Das aber ist nicht wenig. Wir wissen, wie eine Flüssigkeit sich wehren und sich sträuben kann, in eine Flasche einzugehen, schon nur aus dem einfachen Grund, weil diese mit Luft gefüllt ist. Wie muss es erst dem Heiligen Geist zuwider sein, in Gefässe einzugehen, die gefüllt sind nicht mit reiner Himmelsluft, sondern mit Menschengeist, mit unserem Geist, der wie keine Luft, auch nicht die dickste und verdorbenste, Träger ist von Unrat und Bakterien. Wir sind eben nicht leer. Wir sind immer noch voll, ganz oder halb voll von unserem Geist, von unserer Weisheit, von unserer Güte, von unserer Treue und Stärke, von unserer eigenen Freude und von unserem eigenen Frieden. Dass wir nicht leer sind, das ist unsere Pfingstnot, oder richtiger gesagt, die Not des Heiligen Geistes mit uns. Er möchte kommen; aber er findet den Platz bereits besetzt, den er besetzen möchte. Er will uns erfüllen in dem Masse, als wir bereit werden, uns zu entleeren von unserem Eigenen. Wir müssen leer werden. Das Leerwerden ist der Anfang aller Dinge, die Gott mit uns tut. "Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr." Dort in Jerusalem sitzen geistlich Arme, darum werden sie alle des Heiligen Geistes voll. Wir wollen darum aufhören, uns zu beklagen, wenn wir uns elend vorkommen. Zeiten der Leere sind Heiliggeistzeiten. Sie pflegen immer dem Moment voranzugehen, da es dann heisst: Sie wurden alle voll des Heiligen Geistes. Und welch ein unbeschreibliches Glück ist doch das, Gottes Fülle zu schmecken, Gottes Geistesfülle, die sättigt, aber nicht satt macht, die stärkt, aber zugleich befreit von Eigenstärke!
Herr, Vater, von dir kommt alle gute und vollkommene Gabe. An nichts hast du es fehlen lassen. Der du deinen Sohn dahingegeben hast, wie solltest du uns durch ihn nicht alles schenken. Du hast die Fülle deines Geistes ausgegossen. Du hast Grosses an uns getan, des sind wir fröhlich. Amen.
Du heil'ges Licht, edler Hort, / lass uns leuchten des Lebens Wort, / und lehr uns Gott recht bekennen, / von Herzen Vater ihn nennen. / O Herr, behüt vor fremder Lehr, / dass wir nicht Meister suchen mehr, / denn Jesum mit rechtem Glauben / und ihm aus ganzer Macht vertrauen. / Halleluja, Halleluja! Martin Luther