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8. Juni

Die dreifache Wirkung

Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Apostelgeschichte 2,42

Der Pfingstgeist ist imstande, bei aller Wahrung unserer Eigenart unsere stärkste Burg zu erobern, das ist unser nationales Ich. Das nationale Ich ist das allerstärkste Ich, das mit den allerspitzigsten Stacheln, Hörnern und Klauen; denn es ist nicht nur das Ich eines Einzelmenschen, sondern es ist das Ich eines ganzen Volkes, einer ganzen Rasse, aus vielen Millionen Menschen zusammengeballt. Menschen, die sich persönlich längst vertragen würden, können immer wieder über ihre Nationalität stolpern. Der Heilige Geist, und nur er, bringt es zustande, dieses nationale Ich zu überwinden, und zwar ohne schöpfungswidrige Gleichmacherei. Der Heilige Geist wirkt nicht Völkerbrei, sondern Gemeinschaft unter den Völkern. Und weil er das härteste Ich zu brechen vermag, darum vermag er auch den beiden weniger hartgesottenen Ich beizukommen, dem sozialen und dem persönlichen. Es ging ihnen an jenem Pfingstabend die predigt des Heiligen Geistes, wie es drastisch heisst, wie ein Stich durchs Herz. "Durchs Herz", so wie eine Kugel mitten in die Festung fährt und sie öffnet. 3000 Festungen sind an diesem Tag in Jerusalem gefallen; 3000 Menschen ist der Heilige Geist durchs Herz gegangen. 3000 Menschen kamen zur Kapitulation, zur Übergabe. So wirkt der Heilige Geist. Und auch das soziale Ich bleibt nicht unbewegt. Die Barrikaden fallen, mit denen sich die Menschen durch ihren Besitz, oder durch ihre Armut, absondern. So wie das Eis schmilzt unter der milden Macht der Sonne, so schmilzt unter der geistgewirkten Wucht der Worte aus dem Munde der Jesusleute an jenem Tag jener furchtbare Klebstoff, der uns an den Besitz festleimt. Die Herzen lösen sich aus der Erstarrung, die Hände werden vom Besitzkrampf frei. Es geschieht ein Fluten und ein Ausgleichen hinüber und herüber: "Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet."

Herr, dein Wort ist mächtig und schafft Taten bei denen, die es hören. Du, Gott, kannst Taten tun, und dein Geist wirkt grosse Wunder. Dafür loben wir deinen Namen. Er sei gelobt ewiglich. Amen.

O heil'ger Geist, du höchstes Gut, / mit deinem Heil uns tröste; / vors Teufels Gwalt nimm uns in Hut, / die Jesus Christ erlöste / durch Marter, Qual und bittern Tod; / wend ab all unser Leid und Not, / darauf wir uns verlassen. Nikolaus Deeius

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