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6. Juni

Die Stimme

Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen, und wurden bestürzt; denn es hörte ein jeglicher, dass sie mit seiner Sprache redeten. Apostelgeschichte 2,6

Die Jesusleute reden Galiläisch. Ihre Zuhörer aber, obschon alle Juden, sind auf das Fest hin aus drei Erdteilen zusammen geströmt, aus Asien, Afrika und Europa; Menschen aus dem tiefen Osten und aus dem fernen West, von Süden und von Norden. Ihre Namen werden aufgezählt. Und alle diese "Fremdlinge" hören das was die Jesusleute auf Galiläisch aussprechen, in ihrer eigenen, ganz anderen Landessprache. Was das heisst, ist bereits angedeutet durch die seltsame Wendung: "Da nun diese Stimme geschah —" Die galiläischen Worte der Jünger sind nur Sprachrohr für die eine, einzige Stimme des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist eine fremde Stimme, die Stimme eines Predigers in grosser Einsamkeit und Fremdheit unter uns Menschen. Gewiss, die Jünger sind's, die predigen; aber aus ihnen heraus und durch sie hindurch dringt die Stimme, die Stimme des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist lässt jedem der Anwesenden seine Eigenart bis hin zu dem Dialekt, den jeder spricht. Aber diese Eigenart, das Eigenleben, wird nicht zur Schranke, die Bruder von Bruder sondert, sondern durch alle Besonderheit und Eigenheit hindurch bricht und flutet der Heilige Geist. Der Perser bleibt Perser, und der Römer bleibt Römer. Sie hören beim Reden der Jünger "ein jeglicher die Sprache, darinnen sie geboren sind". Aber die äussersten und unvereinbarsten Gegensätze sind zugleich zu einer Einheit verschmolzen, zu einer Einheit, die wir weder verstehen noch schaffen können, weil sie aus keinem Menschengeiste stammt. Das ist's, was an jenem Morgen zunächst geschieht durch die Predigt des Heiligen Geistes.

Herr, suche uns heim durch deinen Heiligen Geist. Siehe! wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Frau, also sehen unsere Augen nach dir, o Herr, bis du uns gnädig werdest. Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig, denn wir sind sehr voll Verachtung. Amen.

Erfülle die Gemüter / mit reiner Glaubenszier, / die Häuser und die Güter / mit Segen für und für. / Vertreib den bösen Geist, / der dir sich widersetzet / und, was dein Herz ergötzet, / aus unsern Herzen reisst. Paulus Gerhardt

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