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18. Dezember

Geduld

Geduld ist euch not, auf dass ihr den Willen Gottes tut und die Verheissung empfanget. Hebräer 10,36

Eine überraschende Ansicht hat da der Verfasser des Hebräerbriefes! Um Gottes Willen zu tun, sei uns Geduld not! Warum ausgerechnet Geduld? Wenn er gesagt hätte Kraft, guter Wille, Eifer, Tapferkeit, Mut, dann hätten wir ohne weiteres begriffen. Aber nun ? Geduld! Damit meint wohl der Hebräerbrief mehr als nur jene allgemeine Wahrheit, dass "man im Leben muss warten können", dass man mit Geduld im Leben weiter kommt als mit stürmischer Zwängerei, oder, wie unser bernischer Volksmund sagt: "Nid nalah gwinnt."2) Ungeduld ist die grosse Gefahr bei denen, die auf den Herrn warten. Ungeduld aber wird für die harrende Gemeinde darum zur Schuld, weil sie ein Zeichen der Glaubenslosigkeit ist. Wo jene zuversichtliche Geduld mangelt, die Gott wirklich aufs Wort glaubt, da fängt unser Eigenwille an, sich selber "durchzustieren". Aus Glaubenslosigkeit wird dann bald auch Lieblosigkeit. "Geduld ist euch not!" Damit tippt der Apostel tatsächlich an den wunden Punkt. Man redet nicht umsonst vom Geduld-Faden. Unsere Geduld ist kein Wellenseil, sondern nur ein Faden. Wie wenig braucht's, und der Faden bricht! An einem Faden hängt der Christenglaube und das Leben der Gemeinde. Aber der Gott, der uns "mit Seilen der Liebe" zu sich gezogen hat, kann den Faden stärken. Die Liebe Gottes, die dort am Kreuz "alles duldet", schafft sich in dieser Trübsal eine Gemeinde, deren Geduld zum Dulden erstarkt.

Herr der Gemeinde, erbarme dich unserer Not, und schenk du deiner Gemeinde, was ihr, wie du wohl weisst, nottut. Schaffe du ein Beharren bis ans Ende. Herr, ich möchte bei den Empfängern deiner Verheissung sein. Amen.

Es ist ja, Herr, dein Gschenk und Gab / mein Leib und Seel und was ich hab in diesem armen Leben. / Damit ich's brauch zu Lobe dein, / zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, / wollst mir dein' Gnade geben. / Behüt mich, Herr, vor falscher Lehr, / des Satans Mord und Lügen wehr; / in allem Kreuz erhalte mich, / auf dass ich's trag geduldiglich. / Herr Jesu Christ, / mein Herr und Gott, / mein Herr und Gott, / tröst mir mein' Seel in Todesnot. Martin Schalling

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