Lasset euch nicht von mancherlei und fremder Lehre fortreissen. Hebräer 13,9
"Fortreissen." Sie haben ja tatsächlich in der Regel etwas Hinreissendes an sich, die "fremden Lehren". Hinreissend ist zunächst der Reiz der Neuheit. Es gibt Menschen, die einfach immer etwas Neues haben müssen, von denen der Apostel Paulus im zweiten Timotheusbrief schreibt "sie lernen immerdar und können nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen". Es gehört zum Demütigendsten, dass auch unser kirchliches Leben Modegeistern, Modemännern, Modeströmungen unterworfen ist, Strömungen, die eben wie alle Strömungen "hinreissen". Hier mahnt der Apostel: "Lasset euch nicht von mancherlei und fremder Lehre fortreissen." So mahnt Paulus auch die Kolosser: "Bleibet im Glauben, gegründet und fest und unbeweglich von der Hoffnung des Evangeliums, welches ihr gehört habt." Die Christengemeinde als Ganzes gilt freilich eher als konservativ, und sie ist es auch. Aber nicht, weil sie festhält an altertümlichen Formen, sondern weil sie festhält an dem, was nicht veraltet und nicht wechselt, an den ewigen Gütern. In den Formen kann die Kirche Christi nie modern genug sein und Schritt halten mit Zeit und Welt. An der alten Botschaft aber hat sie festzuhalten. Da darf sie sich nicht "fortreissen" lassen, da darf sie "unbeweglich" sein, da kann einmal sogar Starrheit am Platz sein. Es gibt ein heiliges Beharren und eine gesegnete Starrheit, es ist die des "Festhaltens an der Hoffnung des Evangeliums, welches ihr gehört habt". Wer im Bekennen der Frohbotschaft nachgibt, wer hier beweglich wird, wer hier von der Linie, und das heisst von der Schrift, abgeht, der tut der Welt keinen Dienst. Martin Luther, Calvin und Zwingli erschienen ihren Zeitgenossen nur darum wie Neuerer und Revolutionäre, weil sie aufs alte, aufs erste und aufs ursprüngliche Evangelium zurückgingen, von dem die Kirche abgewichen war.
Schaff, Herr, auch heute eine Gemeinde, die in Unbeweglichkeit und Unbeugsamkeit am Bekenntnis festhält und gegründet bleibt auf dem einen Grund, der gelegt ist. Herr, ich möchte mit meiner Familie auch zu der Gemeinde derer gehören, die ihre Knie nicht beugen vor den Eintagsgöttern dieser Welt. Du aber bleibst, der du bist. Amen.
Sie lehren eitel falsche List, / was eigner Witz erfindet: / Ihr Herz nicht eines Sinnes ist / in Gottes Wort gegründet: / der wählet dies, der andre das, / sie trennen sich ohn alle Mass / und gleissen schön von aussen. Martin Luther