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6. März

Da nun Jesus zu Bethanien war —

Da nun Jesus zu Bethanien war, im Hause Simons, des Aussätzigen, trat zu ihm ein Weib, das hatte ein Glas mit köstlichem Wasser und goss es auf sein Haupt, da er zu Tische sass. Matthäus 26,6‑7

Im Hause Simons, des ehemaligen Aussätzigen, geschieht jenes Ereignis, das gemeinhin bekannt ist unter dem Stichwort "Salbung in Bethanien". Der Vorgang einer solchen Salbung ist uns, schon rein äusserlich gesprochen, etwas Fremdes. Uns ist solch eine Hantierung höchstens noch in der Medizin lebendig vorstellbar, oder dann in der Schönheitspflege, wo man mit Salben ficht. Aber was hier in Bethanien sich begibt, hat weder medizinische noch kosmetische Bedeutung. Der Schlüssel zum Verständnis dieser Salbung ist im Alten Bund zu suchen. Da wird erzählt, wie einst der Bauernsohn Saul mit dem Propheten Samuel zusammenkam, der den göttlichen Auftrag hatte, Saul zum Könige zu salben. Der Prophet geleitet den Jungbauer bis vor die Stadt hinaus. Dort wird dem Knecht bedeutet, etwas vorauszugehen. Und "da nahm Samuel ein Ölglas und goss es auf Sauls Haupt und küsste ihn und sprach: Siehst du, dass dich der Herr zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt hat?" Damit ist Saul zum Auserkorenen Gottes geweiht. Solch ein Auserkorener und Gesalbter Gottes ist dann auch David geworden. Nach David aber sprach man immer häufiger und immer deutlicher von einem Auserkorenen aus Davids Haus, der einst kommen wird als König aller Könige. Der wird nicht irgendein Gesalbter sein, sondern der Gesalbte Gottes schlechthin und überhaupt, der "Meschiach", der Messias, das heisst, der Gesalbte. Und nun geschieht dort in Bethanien das Sonderbare, dass, während Jesus mit seinem Gastgeber zu Tische lag und nachdem er bereits mitgeteilt hat, dass er werde sterben müssen, eine Frau sich ihm naht, ein kostbares Alabastergefäss aufbricht und ein Öl von grossem Wert, gewonnen aus den seltensten pflanzen Reicharabiens, im Wert von einem kleinen Vermögen über sein Haupt ausschüttete, so dass im Nu das ganze Haus voll war von diesem kostspieligen Wohlgeruch.

Ewiger Gott und Vater, du hast deinem Sohn, unserem Herrn und König, den Weg bereitet. Du hast seinen herrlichen Namen ausgerufen durch deine Knechte, du hast ihn zu deinem Gesalbten erkoren, alles uns zugut. Amen.

Mein schönste Zier und Kleinod bist / auf Erden du, Herr Jesu Christ: / dich will ich lassen walten / und alle Zeit / in Lieb und Leid in meinem Herzen halten. 1597

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