Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin mit Weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Psalm 126,5‑6
Der Säemann, der mit blaugefrorenen Händen im nasskalten Spätherbst über den Acker schreitet und, auf einen neuen Frühling hoffend, seine Wintersaat bestellt, ist uns kein unbekanntes Bild. Hier aber streut einer "unter Tränen", hier geht einer "hin mit Weinen und trägt edlen Samen". Blut und Tränen sind noch immer dort geflossen, wo Gottes Saat ausgestreut ward. Wenn nur der Same edel ist, dann wird die Ernte nicht ausbleiben. Der Same in schwerer Anfechtungszeit ist Gottes Trost aus seinem Wort. Als über dem Volke Israel ein fast hoffnungsloser Winter lastete, da, gerade da hat sich der Prophet mit edlem Samen aufgemacht und hat gerufen "tröstet, tröstet mein Volk, spricht der Herr". Gerade in Jammerzeiten hinein lässt Gott sein majestätisches Trostwort schreiten. Aber wenn nur der Same edel ist! Wenn wir nur nicht, statt den edlen Samen wahren Gottestrostes, den elenden Spreuer unserer Beschwichtigungsversuche ausstreuen. Unsere elenden Tröstereien, sagt einmal Martin Luther, machen nichts als "blöde, weiche, lose Herzen". Gott aber sagt: "Tröstet, tröstet mein Volk!" lasst nicht ab, über den Acker zu schreiten mit edler Saat, wenn auch unter Blut und Tränen, streut den edlen Samen hinein ins Jammertal und bestellt den Acker; dies Jammertal wird noch einmal ein Lobetal werden. Vater Bodelschwingh, der grosse Freund der Epileptiker und der Heimatlosen, der vielleicht wie selten einer den Jammer der Ärmsten und Elendesten geschaut hat und mit der menschlichen Notdurft rang, erklärte einst das vorliegende Bibelwort als seinen Lieblingspsalm. Wohl dem, der im Jammertal dieser Erde nicht tatlos jammert, und der nicht ins gleiche Hörn stösst, wo alle jammern und verjammern, sondern, wenn auch mit blaugefrorenen Händen, ja unter Tränen, Gottes Samen streut und seinen Acker bestellt. Solche Aussaat hat Verheissung: "Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie werden einst mit Freuden kommen und ihre Garben tragen."
Herr, dein Feld ist schon weiss zur Ernte, auch da, wo wir noch Jammer hören und Winter sehen. Sende bald deine Engel zum Sammeln in deine Scheunen. Nimm auch mich gnädig hinein. Amen.
Liebe, zieh uns in dein Sterben, / lass mit dir gekreuzigt sein, / was dein Reich nicht kann ererben, / führ ins Paradies uns ein. / Doch wohlan, du wirft nicht säumen, / lass nur uns nicht lässig sein, / werden wir doch als wie träumen, / wenn die Freiheit bricht herein. G. Arnold