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6. Februar

Gesundheit zum Tode

Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Matthäus 9,12

Die Ärzte dieser Welt gehören zu den notwendigen Übeln. Keiner von uns möchte zu häufig mit seinem Hausarzt zu tun haben, und wenn er der liebenswürdigste Mensch ist, so sieht ihn doch jedermann lieber von hinten als von vorn. Nur solange wir krank sind, haben sie als Ärzte ihre Bedeutung. Sie sind nicht Selbstzweck, sie sind nur da um der Krankheit willen. Anders ist das mit Jesus Christus, dem Arzt. Er ist auch da, abgesehen von unserer Krankheit. Er ist grösser als unsere Krankheit, grösser und umfassender ist seine Bedeutung. Er ist Selbstzweck. Ja so sehr Selbstzweck, so sehr geht es um ihn und sein ewiges Reich, dass man geradezu sagen kann: Die Krankheit ist da um seinetwillen. Ihm gegenüber ist ein Nicht-Kranksein ein Unglück. Es ist ein Unglück, nicht zu diesem Arzt zu kommen, ihn nicht zu brauchen, mit ihm nicht bekannt zu werden, es ist ein Unglück, als Gesunder an diesem Arzt vorbei zu leben. Ja, es gibt tatsächlich eine "Gesundheit", die uns am Arzt vorbeileben lässt und uns Jesus, den Arzt, unheimlich entbehrlich macht. Wir werden einst heulen und Zähne klappern über diese Gesundheit, die "des Arztes nicht bedurfte", denn das ist eine Gesundheit zum Tode. Auf der andern Seite gibt es ein Schwach- und Unvermögendsein, gibt es ein Kranksein, das uns zum Arzte führt, das uns ganz auf den Arzt wirft und völlig von ihm abhängig macht, das ist die Krankheit zum Leben. Die kurze, diesseitige Gesundheit ist unser höchstes irdisches Gut. Aber sie ist nicht unser höchstes Gut überhaupt. Es gibt eine "ewige Gesundheit", die es zu erstreben gilt. Besser, verstümmelt ins Himmelreich eingehen, als mit geraden Gliedern sich an die Welt verlieren.

Herr, der du meine Todeswunde geheilt hast, du kannst auch zeitliche Wunden heilen, wenn du willst, aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Du bist der Herr, mein Arzt. O schau herein in die Welt, die aus tausend Wunden blutet, schau herein, um deiner Wunden willen. Amen.

Lass endlich deine Wunden / mich trösten kräftiglich / in meinen letzten Stunden / und des versichern mich, / weil ich auf dein Verdienst nur trau, / du werdest mich annehmen, / dass ich dich ewig schau. Justus Gesenius

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