Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Matthäus 11,28
Erquicken will er die Mühseligen und Beladenen! Man möchte mit einiger Enttäuschung fragen: In das alles? Können das andere nicht auch? Haben wir denn diese leidige Erquickerei nicht endlich einmal satt? Schreit unser armes Herz nicht nach mehr? Ist nicht gerade das unser Jammer, dass wir hier einen Mühseligen ein wenig erquicken, dort einen Beladenen ein wenig aufrichten, hier einem Schreienden ein Zückerlein verabreichen, damit er schweigt, dort einem Gequälten eine Spritze geben, damit er schläft, ihnen aber die Mühe und Last nicht abnehmen, sondern die Last weiterhin auf ihnen belassen? Und nun soll der Heiland nicht mehr können und nicht mehr wollen, als was wir auch tun? Nur erquicken? Ja, erquicken tut er. Aber eben Er tut es! Und wenn zwei dasselbe tun, so ist es sehr oft nicht dasselbe. Er tut es anders, als wir es tun. Er erquickt nicht so, wie wenn man dem Kranken ein Besüchlein macht und nach einer Viertelstunde wieder die Treppe hinunter geht und froh ist, dass man's überstanden hat, er erquickt auch nicht so, wie wenn man einem Bettler einen Teller Suppe auf den Küchentisch stellt und nachher den Teller zweimal vorsichtig mit Heisswasser brüht, nein, der Heiland erquickt die Mühseligen aus tiefster eigener Mühsal heraus, die Beladenen unter schwerster eigener Belastung hervor, mit einem Wort: Der Heiland erquickt vom Kreuz her. Er erquickt als der, der vom Himmel gekommen und die Last der Erde auf sich genommen hat. Es gibt keine Last, die er nicht getragen hätte, und es gibt keine Mühe unter der Sonne, die er nicht auf sich genommen hätte. Er erquickt umfassend, er erquickt so, wie sonst niemand könnte, denn er ist er, und ausser ihm keiner wie er.
Fürwahr, du, Herr und Heiland, trugst unsere Krankheit und ludest auf dich unsere Schmerzen. Die Last und Mühsal liegt auf dir. Amen.
Komm, mein Herz, in Jesu Leiden / deinen Hunger satt zu weiden. / Stille hier dein sehnlich Dürsten / in dem Blut des Lebensfürsten. / Dass ich einen Heiland habe / und in seinem Heil mich labe / und in sein Verdienst mich kleide: / das ist meines Herzens Freude. Ernst Gottlieb Woltersdorf