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9. Juli

Ohren

Wer von Gott ist, der hört Gottes Wort. Johannes 8,47

Es hat also mit dem Hören des göttlichen Wortes eine besondere Bewandtnis. Beim Hören der Dinge dieser Welt gilt die Regel, dass jeder, der Ohren hat, gar nicht anders kann, als eben hören, sofern seine Ohren gesundheitlich in Ordnung sind. Beim Hören des göttlichen Wortes aber ist's anders. Da kann man wohl tadellose Ohren haben, und doch taugen sie zum Hören nichts. Darum sagt Christus nicht nur: "Wer Ohren hat", sondern er fügt hinzu: "Wer Ohren hat zum Hören, der höre." Hören kann nur der Mensch, der, wie es in unserem heutigen Tageswort heisst, "wer von Gott ist". Das heisst: So wie der ganze Mensch im Reich Gottes nicht durchkommt mit seiner ersten Geburt, sondern eine zweite Geburt nötig hat, eine Geburt aus dem Geist, eine "Wiedergeburt", so ist's mit jedem einzelnen Organ. Unser Auge muss "von Gott her sein", das heisst, "aus dem Geist geboren sein", um im Reich Gottes zu sehen; unser Herz muss aus dem Geist erneuert sein, um aufzumerken, wir brauchen als Christen wiedergeborene Ohren, um zu hören. Besonders wir als evangelische Christen, die wir ja nicht in erster Linie mit dem Auge, sondern mit dem Ohr in die Kirche gehen, besonders wir brauchen wiedergeborene Ohren. Wer "von der Welt ist", hört Gottes Wort nicht, nur "wer von Gott ist". Dem Weltmenschen ist Gottes Wort langweilig, dunkel oder ärgerlich. Ich hatte einen Kameraden, der war unglücklich, wenn er auf der Schulreise oder bei sonstiger Abwesenheit von zu Hause vergessen hatte, seine Taschenbibel einzupacken, so unglücklich wie einer, der sein Bahnbillett verloren oder sein Portemonnaie vergessen hätte. Dieser Kamerad hatte Gottes Wort lieb, weil es vom Geist her ihm lieb geworden war, so lieb hatte er es, dass es mich oft beunruhigte, so dass ich mich oft fragte, wo es wohl bei mir fehle, weil ich damals wohl unglücklich sein konnte, wenn ich das Zahnbürstchen vergessen hatte, aber es ganz gut einige Tage aushalten konnte ohne Bibel. Wie steht es da bei dir? Hast du Gottes Wort lieb?

Herr der Kirche, schicke einen neuen Hunger und Durst ins Land! Erwecke Menschen, die dein Wort liebhaben, dein Wort um seiner Verheissungen und Ermahnungen willen. Amen.

Ach, dass dein Wort recht schnelle laufe; / es sei kein Ort ohn dessen Glanz und Schein. / Ach, führe bald dadurch in Haufen / der Heiden Füll zu allen Toren ein! / Ja, wecke doch auch Israel bald auf, / und also segne deines Wortes Lauf. K. H. von Bogatzky

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