Siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüsset! Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füsse und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht. Matthäus 28,9‑10
Jetzt begegnet er selber ihnen. Und sie fallen vor ihm nieder, beten ihn an und berühren seine Füsse. Das alles aber tut der Glaube! Der Unglaube könnte hier nicht niederfallen und nicht anbeten und keine Füsse des Auferstandenen berühren. Von da an begegnen sie ihm noch vierzig Tage lang, bald da, bald dort. O selige Osterzeit, Zeit der Begegnungen, Zeit der Anbetung, Zeit des Niederfallens vor seiner Auferstehungsherrlichkeit. Auf dieser Osterzeit ruht das ganze spätere Zeugnis der Jünger. Johannes sagt's am deutlichsten am Eingang seines ersten Briefes: "Das da von Anfang war, das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen, das wir beschauet haben und unsere Hände betastet haben — das verkündigen wir euch." Aber auch Jesus muss an jenem Ostermorgen den Ruf des Engels wiederholen: "Fürchtet euch nicht." Dieser Ruf geht an alle, die an ihn glauben und seine Auferstehung bezeugen und bekennen. Denn die frohe Botschaft der Ostern ist die angefochtenste Sache in der Welt, in der wir leben. Der Osterfriede will in Not und Anfechtung hinein geschenkt sein. Ich muss da an ein merkwürdiges Spiel denken, das unsere Erst-, Zweit- und Drittklässler, die noch mit Griffel und Schiefertafel hantieren, treiben. Sie pflegen der Mutter eine Saatbohne oder Saaterbse zu betteln. Diese schliessen sie ein in die Schwammdose und tragen sie tagelang sorgfältig mit herum. Und sieh! An der Feuchtigkeit des Tafelschwammes quillt die Bohne und fängt wahrhaftig an, Würzelein zu treiben und zu keimen. Ich kann nicht sagen, wie mich der Anblick dieses Pflänzleins ergriffen hat, als ich zum erstenmal ein solches sah: Eingeschlossen in einer Schwammdose, in Finsternis, bei kärglichster Nahrung, immer wieder im Wachstum gestört, unter einen schmutzigen Tafelschwamm getan — aber siehe, es lebt! Es will leben, und es wird leben! So, so ist es mit dem Samenkorn der Osterbotschaft unter den Völkern. Sie ist noch eingeschlossen in die Finsternis und ins Gefängnis dieser Erde. Wo diese Botschaft in einen Menschen eingeht, da gerät sie in Kampf mit Nacht und Schmutz und mit den lebensfeindlichen Gewalten. Aber die Osterbotschaft lebt. Sie lebt, wenn auch wie unter dem Deckel einer Schwammdose. Darum, weil Christus das weiss, grüsst auch er am Ostermorgen die Seinen mit dem Ruf: "Fürchtet euch nicht!"
Herr, wir tragen allezeit dein Leiden an unserem Leibe, auf dass auch deine Herrlichkeit offenbar werde an unserem sterblichen Fleisch. Amen.
Morgenglanz der Ewigkeit, / Licht vom unerschaffnen Lichte, / schick uns diese Morgenzeit / deine Strahlen zu Gesichte / und vertreib durch deine Macht / unsre Nacht. Chr. Anton Philipp Knorr von Rosenroth