Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben. Römer 1,16
Christus ist bitter verspottet worden. Seither hat es an Hohn und Spott von Seiten der Welt der Gemeinde nie gefehlt. Einer unserer Lehrer an der Waldenserschule in Rom wies uns einst hin auf einen Mauerausschnitt, den man sorgfältig von der Fundstelle losgelöst und eingerahmt hat, weil es sich da offenbar um einen Fund aus einem altrömischen Haus handelt. Das Gemach, in dem die Zeichnung gefunden worden ist, muss der Schlafsaal einer Schule oder ein Sklavengemach gewesen sein. Nehmen wir an, es sei letzteres der Fall, so können wir aus der Zeichnung schliessen, dass da ein heidnischer Sklave seinem christgewordenen Mitknecht einen Eselskopf an einem Kreuz mit einem scharfen Gegenstand in die Gipswand gekritzelt und mit sehr ungelenken Buchstaben darunter die Worte geschrieben hat: 'Alexamenos eusebei Theonsu'. Das aber heisst: "Alexamenos (offenbar der Name des Christen, der an jener Stelle sass oder schlief) betet seinen Gott an." Ein Bubenstreich. Es ist nicht auszudenken, wie dieser Christ durch solch brutale Verhöhnung seines gekreuzigten Herrn muss gelitten haben. Ist er wohl seinem Glauben treu geblieben? Allem Anschein nach ja, denn sonst hätte man ihn in Ruhe gelassen und hätte ihm nicht derartigen Schimpf angetan. Dieser Alexamenos schämte sich des Evangeliums von Christus nicht. Dies ist, wie der Apostel sagt, eine Kraft. Die Kraft allerdings, die ist bei den Menschen aller Zeiten und Völker hoch im Kurs. Aber eben nicht die besondere Kraft, um die es hier geht, nicht die Kraft Gottes, sondern die eigene Menschenkraft, die Kraft der Muskeln und die Kraft des Gehirns. Die Gotteskraft aber will "selig machen alle, die an Christus glauben". Wie schätze ich diese Seligkeitskraft ein? Wie hoch steht sie bei mir im Kurs? Gilt sie mir etwas? Bedeutet das für dich etwas, dass dort am Kreuz einer bis in die Hölle hinunter gekämpft und gelitten hat für dich und mich?
Du, Herr am Kreuz, sei du meine Kraft, sei du mein Schild und mein Schutz gegen alle feurigen Pfeile. Sei mit allen unterm Kreuz. Erhalte sie in deinem Zeugnis. Amen.
Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden / ein Ärgernis und eine Torheit werden, / so sei's doch mir, trotz allen frechen Spottes, / die Weisheit Gottes. Christian Fürchtegott Gellert