Und er ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich will, sondern wie du willst. Matthäus 26,39
Er möchte, dass der Kelch an ihm vorüber ginge. Er, dessen Speise es ist, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hat, muss hier einen Augenblick an sich einen Willen entdecken, der dem Willen des Vaters fremd gegenübersteht. Dieser fremde Wille ist der Versucher, der nicht meint, was göttlich, sondern was menschlich ist. Deutlich lässt die Nähe des Versuchers auch die Haltung der drei Jünger erkennen. Sie schlafen und schlafen. Man kann sich dies Schlafen ja aus ihren Strapazen erklären, die sie in den letzten Tagen durchgemacht haben. Die Erschöpfung hätte ihnen dann die Augen zugedrückt. Aber wir kennen sonst weder einen Petrus noch einen anderen der Jünger als Schlafmützen. Und jetzt wissen sie, dass ihrem Meister äusserste Gefahr droht! Ich meine, wenn mir eine Mutter letzthin, deren Kind die Lungenentzündung hatte, sagen konnte, sie sei acht Tage und acht Nächte nicht aus den Kleidern gekommen, weil sie wachen musste, dann dürften wir jenen Fischern am See, die so manche Nacht in ihrer Berufsarbeit wachend zugebracht haben, zum mindesten ebenso viel Nerven zutrauen. Jener Schlaf in Gethsemane hat eben nicht nur natürliche Ursachen. Schlaf und Einschläferung gehören zu den beliebten Waffen und bevorzugten Kampfmitteln der Finsternis bis auf den heutigen Tag. Weil der Herr das weiss, darum sein überaus mildes Urteil: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." So kommt's, dass der Herr den Kampf allein kämpft. Die Finsternis wirft sämtliche Sturmtruppen in diese Stunde hinein, aber umsonst. Im schwersten Augenblick erschien nach Lukas ein Bote Gottes, der ihn stärkte. Und Jesus siegt. Wir erkennen am Wortlaut dessen, was er mit dem Vater redet, wie der Widerstand gegen den Willen des Vaters zusehends von Mal zu Mal abnimmt und schliesslich zur völlig klaren Unterwerfung und zum hellen Kindesgehorsam führt. Die Stunde der Versuchung ist damit vorüber.
Herr, bei dir ist Sieg über alle Versuchung. Selig, wer im Schutze deines Sieges wandeln darf. Amen.
Dein Kampf ist unser Sieg, / dein Tod ist unser Leben, / in deinen Banden ist / die Freiheit uns gegeben. / Dein Kreuz ist unser Trost, / die Wunden unser Heil, / dein Blut das Lösegeld, / der armen Sünder Teil. Adam Thebesius