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3. Juni

Sie sassen

Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, wie eines gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, da sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt wie von Feuer, und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen. Apostelgeschichte 2,2‑3

So plötzlich wird Pfingsten, dass sie nicht einmal Zeit finden, aufzustehen und hinaus zu eilen. Der Heilige Geist kommt, wie Christus kommen wird am Ende der Tage, blitzartig. In der Haltung der Untätigkeit hat er sie angetroffen. So ganz ist Pfingsten Gottes herrliche Tat, dass uns der Berichterstatter darauf aufmerksam macht: Seht da! Sie sassen, als es geschah! Wenn Gott seine Taten tut, dann tut Er sie, tut sie buchstäblich über die Köpfe der Menschen hinweg. Sie sassen, als der Heilige Geist zur Erde kam; als es Weihnachten wurde, da schliefen sie, und an Ostern schliefen sie auch; und am Tag der Himmelfahrt standen sie und starrten gen Himmel. Deutlicher als so könnte Gott uns nicht zeigen, dass Weihnacht, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten seine Taten sind und nicht die unsrigen. Ja dieses Schlafen, Stehen und Sitzen ist noch das weitaus Geratenste und Beste, was wir tun können, wenn Gottes Stunde schlägt. Am Karfreitag, da schlafen, stehen und sitzen die Menschen nicht. Ach, hätten sie auch da geschlafen, gestanden und gesessen. "Und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen." Er setzte sich. So wie der Vogel sich auf den Ast setzt, so, ohne dass der Ast etwas dazu tun kann, er ist einfach Ast, so setzte sich der Heilige Geist auf einen jeglichen unter ihnen. Kein Ast kann einen freien Vogel vom Flug herunterholen; und so kann auch kein Mensch den Heiligen Geist vom Himmel auf sich herunterholen. So still und so machtlos wie der Ast auf den Vogel warten muss, so still nur kannst du, Menschenkind, warten, bis dass es ihm gefällt, dich als seinen Standort und Aufenthalt zu wählen. Aber der Vogel setzt sich nur auf stille, nicht auf bewegte Äste. Das ist's! Stillehalten! Wer weiss? Vielleicht darum, weil sie dort endlich einmal stillehalten und -sitzen, setzte sich der Heilige Geist auf einen jeglichen unter ihnen. Wir können noch nicht stillsitzen. Das ist unsere Pfingstnot.

Herr. gib, dass ich stille werden kann wie Maria zu deinen Füssen. Amen.

Du Atem aus der ew'gen Stille, / durchwehe sanft der Seele Grund, / füll mich mit aller Gottesfülle, / und da, wo Sünd und Greuel stund, / lass Glauben, Lieb und Ehrfurcht grünen, / in Geist und Wahrheit Gott zu dienen. Gerhard Tersteegen

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