Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Matthäus 26,30
Was in unserem Herrn vorging, an jenem Abend beim Weg von der Stadt hinunter zur Kidronschlucht und auf der anderen Seite hinauf zum Ölberg, das bleibt uns Menschen verborgen. Wir haben die Möglichkeit nicht, uns in die "Gemütsverfassung des Herrn einzufühlen". Es geht unter keinen Umständen an, sich aus dem Verhalten des Heilandes in jenen Leidenstagen eine menschlich anwendbare Moral abzuleiten, etwa, als wollte uns Jesus zeigen, "wie man richtig beten solle". Wir haben alle schon merkwürdig anmassend uns mit Christus und mit dem, was in jenen Tagen an ihm und durch ihn geschieht, aufs gleiche Bänklein gesetzt. Und dabei haben wir vergessen, wer er ist und wer wir sind. Aber vergessen wir keinen Augenblick, dass es des Menschen Sohn ist, der hier zum Leiden schreitet. Noch bei diesem letzten Abendmahl nennt er auffallend häufig, damit wir's doch ja nicht vergessen, seinen Hoheitsnamen: "Des Menschen Sohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird." Und hell fällt das Oberlicht auf den Menschensohn, der triumphierend kommen wird, am Ausgang des letzten Abendmahles, wo er ihnen sagt: "Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstockes trinken, bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich." Und dann sprechen sie den Lobgesang. Dieser ist uns wörtlich bekannt. Er gipfelt in Psalm 118. Den musst du unbedingt lesen. Er redet von Gottes Güte, die ewiglich währt, rühmt den Gott, der hilft aus der Bedrängnis der Feinde. "Es ist gut, auf den Herrn vertrauen." "Im Namen des Herrn will ich sie zerhauen." "Man stösst mich, dass ich fallen soll, aber der Herr hilft mir." Und dann gipfelt der Lobgesang im Hymnus auf Gottes Sieg. "Die Rechte des Herrn behält den Sieg." Ob Christus ihn mitsang, steht nicht da. Aber jedenfalls lässt er die Jünger gewähren. Mit einem Siegeslied geht Christus hinein in seine tiefste Niedrigkeit.
Zu dir, du starker Held und Sieger, darf ich meine Schwäche und Niederlage bringen. Du bist in den Schwachen mächtig. Deine Rechte behält den Sieg. Amen.
Des Herren Rechte, die behält / den Sieg und ist erhöhet; / des Herren Rechte mächtig fällt, / was ihr entgegenstehet. / Tod, Teufel, Hölle, Welt und Sünd / durch Christi Sieg gedämpfet sind, / ihr Zorn ist kraftlos worden. Justus Gesenius