Jesus hauchte seine Junger an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist. Johannes 20,22
Es handelt sich hier also um den auferstandenen Jesus, der solches tut. Wir stehen da in der wundersamen, einzigartigen "Zeit der vierzig Tage". Das sind die Wochen zwischen Jesu Auferstehung und Himmelfahrt. Jesus ist noch immer auf der Erde. Aber nicht mehr so wie von Weihnachten bis Karfreitag, nicht mehr im Fleisch und in der Verhüllung der Niedrigkeit, sondern bereits im Auferstehungszustand. Er hat das Staubgewand seiner Knechtsgestalt abgelegt und steht jetzt da in jenem geistleiblichen Zustand, den man am besten mit "Herrlichkeit" bezeichnen mag. Er ist jetzt in jenem Zustand, in dem er war, bevor er an Weihnachten Mensch wurde, und in dem er wieder ist, seitdem er vom Vater in die ewigen Räume entrückt ist. Aber das ist nun das Einzigartige an den vierzig Tagen zwischen Ostern und Himmelfahrt, dass Christus in diesem seinem jenseitigen Herrlichkeitszustand immer noch im Dunstkreis dieser Erde weilt und sich den Jüngern zeigt, bald da, bald dort, mit ihnen redet, mit ihnen wandelt und sogar mit ihnen isst. In jenen Tagen hat er sie einmal, wie Johannes in unserem heutigen Tageswort sagt, "angehaucht". Dieses Anhauchen hat eine ähnliche Bedeutung wie das Brechen des Brotes und das Herumreichen des Kelches mit den Worten: "Nehmet, esset, das ist mein Leib", "trinket alle daraus". Das heisst, etwas von sich, sich selber, seinen Leib und sein Leben, schenkt er den Jüngern. Wohl sendet er sie mit leeren Taschen und mit dem Stab in der Hand hinaus in die weite Völkerwelt. Aber unausgerüstet sind sie dennoch keineswegs. Diese Sendlinge sind so reich ausgerüstet, wie noch nie Gesandte eines Königs ausgerüstet waren. Ihr König hat ihnen den Heiligen Geist, sein jenseitiges, unzerstörbares Leben, sich selber, mit auf den Weg gegeben.
Herr, rüste auch mich aus mit deinem Geist und deiner Gabe. Sende du mich und mehre an mir die Bereitschaft, nur von dir gesendet zu sein. Amen.
Gen Himmel aufgefahren ist, / Halleluja, / der Ehrenkönig Jesus Christ. / Halleluja. / Er sitzt zu Gottes rechter Hand, / Halleluja, / herrscht über Himml und alle Land. / Halleluja. Jena 1600