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20. Oktober

Das neue Leben

Da ihr gläubig wurdet, seid ihr versiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheissung, welcher ist das Pfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zu Lob seiner Herrlichkeit. Epheser 1,13‑14

Wir beten, wir danken und loben und preisen und opfern, wir gehen zur Predigt, legen ein in den Opferstock, besuchen die Bibelstunde, treten zum Tisch des Herrn, lesen die täglichen Andachten und halten das Tischgebet, alles in geradezu kultischer Ordnung — und doch kann unser Tag freudlos und unser ganzes Wesen friedlos sein, und unsere Nächsten leiden entsetzlich unter unserem Leerlauf, und wer mit uns verkehrt, dem wird, als könnte er nie mit uns zusammen in stiller Kammer auf den Boden knien und mit uns zusammen beten, es ist, als ginge der Himmel zu, wenn wir kommen. Das ist die so genannte "tote Orthodoxie". Es gibt sie, Gott sei es geklagt. Wie ganz anders ist die Welt, die uns hier der Apostel Paulus öffnet! "Da ihr gläubig wurdet —", da fing eine neue Zeit an. Eine Entwicklung hat da begonnen, die in anderer Richtung verlief als das bisherige Leben. Der Apostel sagt in dürren Worten, sie könnten aus dem Zivilgesetzbuch stammen, was dann anders wird, wenn man "gläubig wurde". Man ist dann "versiegelt" und ist "Erbe" geworden, ja man hat dann bereits ein Unterpfand dieses Erbes. Denn der Heilige Geist fing da an, ins Leben hereinzuragen als gestaltender Wille und als umformende Kraft. Wer "gläubig wurde", erbt die unermesslichen Gefilde des Gottesreiches, jene "grünen Auen" und jene "frischen Wasser", von denen der Mann des 23. Psalmes redet. Man wird durch das Gläubigwerden Erbe jenes Hauses, in dem nach Jesu Aussage "viele Wohnungen sind". Welch unermesslicher Reichtum, das Gläubigwerden! Aber es ist das ein Reichtum besonderer Art. Er besteht darin, dass wir mit allem, was wir sind und haben, nicht unser, sondern eines anderen Eigentum sind. "Da ihr gläubig wurdet —", da hat Gott seine Hand auf euch gelegt. Das heisst wohl ganz schlicht "versiegelt", dass Gott seine Hand auf uns legt. "Da ihr gläubig wurdet —" wie steht es bei mir? Bin ich gläubig geworden? Hat bei mir die ganz neue Geschichte begonnen? Bin ich versiegelt, bin ich Erbe und bin ich Eigentum?

Herr, zerstöre mir allen Scheinglauben. Nimm, was mein ist, weg, und gib mir das Deinige. Amen.

Es ist das Heil uns kommen her / von Gnad und lauter Güte. / Die Werk, die helfen nimmermehr, / sie mögen nicht behüten. / Der Glaub sieht Jesum Christum an, / der hat für uns genug getan, / er ist der Mittler worden. Paul Speratus

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