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30. September

Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Matthäus 6,13

Wenn Luther, von dem wir wissen, dass er manchmal stundenlang im Gebet zubrachte, einst vom Unser Vater sagte, er bringe es immer noch nicht fertig, dies Gebet zu Ende zu beten ohne Abschweifung, dann gilt dies Unvermögen wohl ganz besonders von der Doxologie, vom Lobpreis am Schluss des Herrngebetes. Wer kann das beten? Der Himmel selber muss da aufgeben; Weihnachten werden muss es, damit wir sagen können: "Dein ist das Reich"; und Ostern werden muss es, bevor wir sagen können: "Dein ist die Kraft"; und Himmelfahrt werden muss es, bevor wir sagen können: "Und die Herrlichkeit." Es muss eine Hand von ganz oben herabkommen und nach uns greifen und uns herauszerren aus unseren Todeshöhlen, es muss ein Wind von ganz oben herab zu wehen beginnen, muss uns herunterfegen von all unseren Höhen und selbsterklommenen Gipfeln, muss uns hinunterschmettern bis an den Boden der Hölle und dann uns wieder aufheben und uns auf Adlersflügeln emportragen bis in jene Welten, wo die Engel Tag und Nacht gebeuget dienen, bevor wir beten können: "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit." Dann aber versagt uns unser Wort, und unser Denken verliert den Pfad unter den Füssen, wenn wir beten sollen "in Ewigkeit. Amen". Ich kann, wenn ich das bete, nur noch an Gottes Wort selber denken, etwa an das, was in Daniel 7 steht, von Gottes Thron, aufgerichtet über dem tobenden Meer und über den greulichen Tieren des Abgrunds. Gottes Thron, der aussieht "wie eitel Feuerflammen, und dessen Räder brannten wie eitel Feuer". Und auf diesem in Feuer gehüllten Thron sitzt "der Alte", und um diesen Thron versammelt sind die Engel, von denen es heisst: "Tausendmal tausend dienten ihm, und zehntausendmal zehntausend standen vor ihm." Oder ich denke an Matthäus 25, vom Menschensohn ist da die Rede, der kommen wird in seiner Herrlichkeit, auf den Wolken des Himmels, und alle heiligen Engel mit ihm, und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Erst da, in der Nähe dieser Gottesworte, mag ich es dann auch sagen und über meine Lippen lassen, dieses "in Ewigkeit. Amen".

Ja, Herr Jesu, dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Sein ist das Reich, sein die Gewalt; / er zeugt und spricht: "Ich komme bald." / Ja, komm, Herr Jesu, führ uns ein! / Wir harren dein. / Amen, dein lass uns ewig sein. Christian Friedrich Heinrich Sachse

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