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6. Juli

Die Unverlierbarkeit der Taufe

Was ihr habt, das behaltet, bis dass ich komme. Offenbarung 2,25

Hier ist die Kirche Christi angeredet. Sie "hat". Sie ist glücklich zu preisen. Der Apostel sagt: "Was ihr habt—" Es gibt Menschen, die noch nicht in der glücklichen Lage sind, zu "haben" und infolgedessen verlieren zu können. Wie steht es bei dir? Hast du? Oder hast du nicht? Du bist doch Glied der Kirche, darum kann es ja gar nicht anders sein, als dass auch du zu den "Habenden" gehörst. Oder ist es etwa so, dass du wehmütig rückblickend sagen möchtest: Das war einmal? Einmal habe ich gehabt, jetzt nicht mehr? Aber wie ist es denn gekommen, dass du es verloren hast? Hast du es nicht behalten? Warum nicht? Das sind ernste Fragen, die tief ins Gewissen greifen. Wie aber macht man das, was hier der Apostel nahelegt, wenn er sagt: "Haltet, was ihr habt"? Das macht man so, dass man alle Tage neu darum bittet. Wer das selbstsicher beiseite schiebt, der verliert's. Einst aber, wenn der Herr kommt, wird er fragen: Wo hast du es? Wo hast du die köstliche Perle? Wo hast du den Schatz im Acker? Wo hast du das anvertraute Pfund? Wo hast du das Öl in der Lampe? Hast du es nicht behalten? — Wir "haben" aber nicht nur, wir "sind" auch. Wir sind Gottes Kinder. Wir sind in seiner Liebe. Darum kann Christus mahnen: "Bleibet in meiner Liebe", weil er voraussetzt, dass sie darin "sind". Gewiss, niemals wären wir's, wenn er uns nicht hineingenommen hätte in seine Liebe, so wie ein Hausvater den Bettler von der Strasse hineinnimmt an den Tisch und unters Dach, so wie ein Schiffsmann den Ertrinkenden hineinnimmt in sein Rettungsboot. Nun aber sind wir's. Drin sind wir, drin! Aber nun sagt hier an dieser Stelle Christus nicht weniger als zehnmal: Bleibet! Dieser Ruf des Heilandes tönt genauso wie der Ruf des Apostels: Haltet! Bleibet, was ihr seid; haltet, was ihr habt! Aber nun sind wir doch getauft! Kann man denn sogar die Taufe verlieren? Nein, die kann man nie verlieren, auch wenn man sie unter Umständen verlieren möchte! Man kann getauft sein und abfallen. Aber man ist dann nicht so, als wäre man nie getauft gewesen. Man ist dann nicht Heide. Wer einmal Christ war, kann nicht mehr Heide werden; er wird dann Schlimmeres, wird Abgefallener, Abtrünniger, Feind Christi, Antichrist. Man kann auch getauft sein, einem zum Gericht.

Herr, erbarme dich aller, die ihre Taufe verleugnen. Bewahre die Deinigen vor Abfall. Amen.

Die Sach und Ehr, Herr Jesu Christ, / nicht unser, sondern dein ja ist; / darum, so steh du denen bei, / die sich auf dich verlassen frei. Nikolaus Selnecker

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