Herr, schone deines Volks und lass dein Erbteil nicht zuschanden werden. Joel 2,17
"Dein Erbteil!" Das ist die letzte Zuflucht der Propheten, dass sie Gott daran zu erinnern wagten, dass ja doch dieses Volk "sein Volk ist und sein Erbteil". Irgendetwas anderes wagten sie nicht ins Feld zu führen. Da waren keine Werke und keine Verdienste mehr, keine Bravheit und Biederkeit und Unbescholtenheit und allgemeine Achtung und Beliebtheit, worauf sie sich hätten berufen können. Und wenn sie es auch noch mit einem gewissen Recht gekonnt hätten, so hätten sie es doch nicht gewagt. Schonungsloser Untergang, ja ärger, er nennt es "zuschanden werden", wäre jetzt nichts als Gerechtigkeit. Gott hätte Grund, und es könnte ihm kein Mensch und kein Engel etwas vorwerfen, wenn er jetzt sein Volk aus der Gnade fallen liesse. Aber halt! Da bleibt noch ein Lichtblick. Und das ist Gottes Zusage und Verheissung. Nach diesem Faden greift der Prophet mit beiden Händen. Daran gilt es nun, wenn auch in unverschämter Priesterlichkeit, festzuhalten, werde daraus was wolle. Auch wir haben noch eine Zuversicht, haben noch eine Zusage und Verheissung, auch wir haben für unsere Völker noch solch ein Fädelein, nur noch ein Faden ist's, alles hängt jetzt an einem Faden, aber den wollen wir festhalten mit allen zehn Fingern. Und diese Zusage ist die Taufe. Diese Völker, die jetzt in grandioser Gottlosigkeit sich gegen Gott erheben, sind ja getauft. Warum bedenken wir das nicht häufiger? Warum denken wir so gar nicht mehr daran? Warum haben wir all die Millionen doch einst Getaufter und im Glauben Hineingenommener einfach abgeschrieben und preisgegeben? Der Prophet Joel tut das nicht. Er verachtet den Faden, auch wenn's nur mehr ein Faden ist, keineswegs. Lasst uns doch nicht müde werden, für ganz bestimmte, uns in den Weg gestellte Menschen, für Volk und Völker, für Kirche und Kirchen vor Gott priesterlich zu markten und zu lärmen. Um des versinkenden Bruders willen darf man auch einmal mit der Faust an die Himmelstür poltern. Das ist dann nicht Sünde. Sünde ist nur die laue und nachgiebige Glaubenslosigkeit.
Herr, du hast doch nicht umsonst den hohen Preis bezahlt für dein Erbe. Lass deine Getauften nicht zuschanden werden. Amen.
Hilfst du nicht bald, so ist's geschehn, / zu Grund wir müssen eilend gehn. / Bedräu der Wellen wild Gebrüll, / so legt es sich und wird ganz still. Ambrosius Blarer