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22. Dezember

Maria

Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Lukas 1,48

Es ist zweifellos die folgenreichste Tat der Weltgeschichte, die Tat jenes Menschen, der neun Monate lang den Menschensohn hat unterm Herzen tragen und zur Welt gebären dürfen. So wie dieser Mensch ist vorher und nachher nie ein anderer Werkzeug Gottes, Gefäss der göttlichen Fülle, Träger göttlichen Segens gewesen. Und wenn wir uns nun fragen, wer dieser Mensch gewesen sei, der Gottes Kraft und Herrlichkeit derart hat beherbergen dürfen, dann bekommen wir zur Antwort, ein Mägdlein, eine Vertreterin des "schwachen Geschlechts". Maria ist die "gebenedeite unter den Weibern", sie ist schlechthin "die Gesegnete" genannt. Und zwar mit Grund. Die Rettung der Welt, der Sieg über Tod und Teufel ist diesem Menschenschoss anvertraut. "Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoss." Und wenn man sich nun weiter fragt, warum die göttliche Vorsehung gerade diesen und keinen anderen Menschen ausgewählt habe, warum gerade diese Maria die Gott-Trägerin hat sein dürfen, wenn wir bei ihr nach besonderen Vorzügen forschen, die sie etwa gehabt hätte, dann wird uns die über die Massen erstaunliche Antwort: Niedrigkeit! Nicht etwas, das sie ist und das sie über alle Menschen erhebt, hat sie zur Auserwählten gemacht, sondern gerade etwas, das sie nicht ist. Als der ewige Gott Ausschau hielt nach dem Punkt auf Erden, da sein Sohn in die Erde eingehen könnte, da blieb sein Blick haften am niedrigsten Punkt: "Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen."

Habe herzlichen Dank dafür, dass du die Niedrigkeit ansiehst. Vergib mir mein Streben nach hohen Dingen, die dein Reich nicht erben können. Der du die Niedrigkeit ansiehst, nimm mir meinen Hochmut aus dem Herzen. Herr, ich möchte auch dein Werkzeug sein. Amen.

Gelobet seist du, Jesu Christ, / dass du Mensch geboren bist / von einer Jungfrau, das ist wahr, / des freuet sich der Engel Schar. / Kyrieleis. Des ew'gen Vaters einig Kind / jetzt man in der Krippe findt; / in unser armes Fleisch und Blut / verkleidet sich das ew'ge Gut. / Kyrieleis. Den aller Welt Kreis nie beschloss, / der liegt in Marien Schoss; / er ist ein Kindlein worden klein, / der alle Ding erhält allein. / Kyrieleis. Martin Luther

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