Dank saget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht, welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Kolosser 1,12‑13
Eine geradezu beängstigende Fülle des Dankes! Ich wage es nicht ohne weiteres, dem Apostel diese gewaltigen Worte nachzusprechen. Denn es wäre einfach den Mund zu voll genommen, wenn ich behaupten wollte, ich fühle mich "tüchtig gemacht zu dem Erbe der Heiligen im Licht", fühle mich "errettet von der Obrigkeit der Finsternis", und sehe mich "versetzt in das Reich seines lieben Sohnes". Darum, weil ich bei mir so wenig sehe und fühle von diesen gewaltigen Dingen, möchte ich am liebsten sagen, das alles gelte wohl für einen Apostel, nicht aber für uns gewöhnliche Christen. Aber die Schrift lässt diese unsere falsche Bescheidenheit nicht gelten. Der Apostel sähe in einer solchen Schlussfolgerung ein Auskneifen und einen unerlaubten Kleinglauben. Es ist eben nicht irgendein Hochgefühl, sondern es ist der Glaube, der ganz unbekümmert um unsere menschliche Armseligkeit und um unser Unvermögen kühn und schlicht das Dreifache feststellt, dass der Vater uns "tüchtig gemacht hat —", "errettet hat —", "versetzt hat —". Und es ist der Glaube, den der Apostel fordert, wenn er die ganze Gemeinde und nicht nur einzelne besonders "Geförderte" auffordert: "Dank saget dem Vater."
Herr, erwecke mich aus dem geistlichen Tod. Wirke durch deinen Heiligen Geist jenen Glauben, der mit ganzem und festem Blick auf dich allein schaut. Herr, lehre deine Gemeinde danken mit Herzen, Mund und Händen. Amen.
Das ew'ge Licht geht da herein, / gibt der Welt ein neuen Schein; / es leucht't wohl mitten in der Nacht / und uns des Lichtes Kinder macht. / Kyrieleis. Der Sohn des Vaters, Gott von Art, / ein Gast in der Welt hie ward / und führt uns aus dem Jammertal / und macht uns Erben in sei'm Saal. / Kyrieleis. Er ist auf Erden kommen arm, / dass er unser sich erbarm / und in dem Himmel mache reich / und seinen lieben Engeln gleich. / Kyrieleis. Martin Luther