Ihr werdet erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Johannes 14,20
Wie wunderbar hängt da alles aneinander, und wie untrennbar greift da alles ineinander, Himmel und Erde, Höhe und Tiefe, Reichtum und Armut, Fülle und Leere, Leben und Tod, Gott und Mensch! Das Himmelreich hat sich da mit dem Erdreich verschlungen und in die Erde hineingewurzelt, so geheimnisvoll, dass kein Mensch mehr imstande sein wird, die Verschlingung je wieder zu lösen. "Ich im Vater — ihr in mir — ich in euch" — wie packen sie doch ineinander, diese Glieder, wie greifen sie doch nacheinander, diese Hände, um sich nie, nie mehr loszulassen! Man möchte in Jubel ausbrechen: Jetzt kann es nicht mehr fehlen, jetzt kann kein Sturm mehr mich hinunterreissen, jetzt kann kein Sumpf mehr über mir zusammenschlagen, jetzt darf kein Grab mehr mich behalten, jetzt kann keine Hölle mehr mich gefangen nehmen — Himmel und Erde und Hölle hängen an dieser einen Hand des Sohnes, die dort in der Hand des Vaters im Himmel liegt. Daran hängt alles, dass da einer in göttlicher Vollmacht hat sagen dürfen: "Dass ich in meinem Vater bin." Aber nun heisst es weiter: "Und ihr in mir und ich in euch." Diese Hand greift nun nach uns. Das lassen wir uns ja gern gefallen zu Zeiten, da Not uns bedrängt. Gar leicht aber greift nun unser bequemes Fleisch nach dieser Retterhand wie nach einem saftigen Trostbrocken und isst sich satt und dick und voll daran und lässt sich in jene faule Sicherheit einlullen, die sich von Gott ein ungeschorenes Dasein verspricht. So missbrauchen wir Gott leicht als Hüter unserer sündhaften Zustände. Gott aber lässt sich diesen Missbrauch nicht gefallen. Gewiss, es kann uns niemand aus der Hand des guten Hirten reissen. Aber ebenso gewiss ist, dass diese Hand, die uns rettet und schützt, diese Hirtenhand, zugleich die Hand des Töpfers sein will; der Töpfer aber will seinen Ton kneten und formen und im Feuerofen brennen und haltbar machen. Bin ich bereit, auch in diesem zweiten Sinn in Gottes Hand zu sein?
Herr, was immer du jetzt mit mir vorhast, ich will mich drein schicken. Dein Wille geschehe. Amen.
Auf Christi Himmelfahrt allein / ich meine Nachfahrt gründe / und allen Zweifel, Angst und Pein / hiermit stets überwinde. / Denn weil das Haupt im Himmel ist, / wird seine Glieder Jesus Christ / zur rechten Zeit nachholen. Josua Wegelin