Bereitet dem Herrn den Weg, macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott. Jesaja 40,3
Da denke ich an einen alten Wegmacher, der jahraus, jahrein, bei jeder Witterung, getreulich seinen Dienst verrichtete. Im Sommer füllte er bei Regenwetter die schadhaften Stellen der Strasse mit neuem Schotter nach, im Frühling öffnete er die verschlammten Strassengräben, im Winter bahnte er frühmorgens den Schulkindern den Weg durchs Schneegestöber ? ein Dienst am Nächsten, wie man ihn sinnreicher und edler kaum denken kann. So sollen wir dem Herrn den Weg bereiten, indem wir dem lieben und auch dem weniger lieben Mitbruder die Strasse gangbar machen. Diese Art Wegbereiter leuchtet uns allen ein. So möchten wir das Wort des Propheten verstanden wissen, so liessen wir's uns gern gefallen. Und doch hatte jener Wegmacher, obschon er sein Leben lang anderen Leuten den Weg bereitete, dies Prophetenwort nicht gehört. Er blieb bis an sein Ende ein Mensch, der sich und seinen Allernächsten das Leben sauer machte. Wohl bereitete er jahraus, jahrein den Leuten den Weg, aber, wenn wir genau hinhören, dann heisst es in unserem Wort nicht: "Bereitet den Leuten den Weg", sondern: "Bereitet unserem Gott eine ebene Bahn." Jener Wegmacher, und mit ihm so viele sonst edle und aufopferungswillige "Wegmacher", bereitete eben gerade seinem Gott nicht den Weg. Wohl gab er manchem Wanderer ein freundlich Plauder-Viertelstündchen, aber gegen Gott, gerade gegen Gott und sein Wort, trug er Watte in den Ohren. So blieben auf seinem eigentlichen Lebensweg die schadhaften Stellen unausgefüllt. Die Gräben an seiner Lebensstrasse blieben voll Schlamm, und vor seines eigenen Herzens Türe lag tiefer Schnee.
Herr, hier ist dein Knecht. Tue an ihm, was dir wohlgefällt. Amen.
Bereitet doch fein tüchtig den Weg dem grossen Gast, / macht seine Steige richtig, lasst alles, was er hasst. / Macht eben jeden Pfad, die Täler all erhöhet, / macht niedrig, was hoch stehet, / was krumm ist, macht gerad. Valentin Thilo