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25. August

Die rechte Hand

Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir. Jesaja 41,13

So will Gott mir heute helfen, indem er mir meine rechte Hand stärkt. Was soll daraus wohl werden? Die rechte Hand ist just diejenige, die ich brauche, um sie dem Mitbruder hinzustrecken und darzureichen. Ich habe einst auf dem Feld als Knabe einem Schnitter beim Vieruhrimbiss mit der linken Hand und dazu noch über den Handrücken einschenken wollen. Er hat mir in seiner Unbeherrschtheit die Flasche aus der Hand geschlagen. Aber die Lektion habe ich doch nie vergessen, als er mich anknurrte, was mir auch in den Sinn komme? Ob ich ihn für einen Hund halte, dass ich ihm mit der linken Hand einschenke? Und nun will der Herr mir die rechte Hand, ausgerechnet die rechte Hand, stärken. Ich will heute den ganzen Tag drandenken, so oft ich einem Menschen die rechte Hand darreichen muss. Gott selber will mit seiner Liebe und Lindigkeit eingehen in meine rechte Hand, damit sie tüchtig wird zur Handreichung. Meine rechte Hand ist zwar von Natur stärker als die linke. Aber trotz ihrer Stärke ist und bleibt sie untauglich zum Dienst, bis dass Gott spricht: "Ich bin der Herr. Fürchte dich nicht, ich helfe dir." Aber Gott will meiner rechten Hand helfen, indem er sie mir führt und über sie herrscht und sie überwacht. Er will über mich Herr und mein Gott werden, bis hin zur kleinsten Fingerspitze an meiner rechten Hand. Er will mir dreinreden in meine "Hantierungen", will dabei sein, wenn ich mein Verhältnis zu den Mitmenschen gestalte. Gott hat's ganz anders als die weltlichen Könige, die sich feiern lassen. Man hat oft den Eindruck, die werden darum so pompös gefeiert und vergöttert, damit sie ja nicht merken, wie wenig sie im Grund zu sagen haben, und wie sehr ihr Volk beherrscht wird von ganz anderen "Faktoren". Gott will herrschen, bis in meine rechte Hand. Sowie meine rechte Hand sich der Hand Gottes entzieht, entziehe ich auch meine Hand dem Nächsten, und dann ist's gefehlt. Die Hand, die sich von Gott löst, kann ihre Stärke nur mehr zum Nehmen und zum Raffen brauchen und wird untauglich zum Geben. Dann aber ist der Moment gekommen, wo es heisst: Ärgert dich deine rechte Hand, so hau sie ab und wirf sie von dir.

So nimm denn, Herr, meine Hände und führe mich. Sei du der Herr meines Herzens und lass meine Mitmenschen erfahren, dass ich mich von dir habe helfen lassen. Amen.

Drauf wollen's wir denn wagen, / es ist wohl Wagens wert, / und gründlich dem absagen, / was aufhält und beschwert: / Welt, du bist uns zu klein. / Wir gehn durch Jesu Leiten / hin in die Ewigkeiten; /es soll nur Jesus sein. Gerhard Tersteegen

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