Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat es verkündigt. Johannes 1,18
Der hat ihn eben als einziger gesehen. Der muss es also wissen, wer Gott ist und wie es im Himmel aussieht. Er ist sozusagen der einzige "Sachverständige" auf diesem heiklen Gebiet. In den weniger wichtigen Dingen pflegen wir uns an die Sachverständigen und an ihr Urteil zu halten. Wenn in der Kirche drüben die Orgel kaputt ist, lasse ich nicht den Milchmann kommen, und wenn ich Milch brauche, telefoniere ich nicht dem Coiffeur, und meine Schuhe bringe ich dem Schuster zum Sohlen. Wie sollte ich mich nun ausgerechnet in den Dingen der Ewigkeit nicht an den Sachverständigen halten? Was er uns von Gott sagt, das ist zuverlässig. Die Ewigkeit ist verschwiegen. Gott ist sparsam mit Mitteilungen. Es kommt kein Tönlein auf unsere Seite herüber, ohne dass Gott es zulässt. Aber nun hat er es nicht nur zugelassen, sondern gewollt und beschlossen und ausgeführt, dass er uns durch seinen Sohn, der von Ewigkeit her "in des Vaters Schoss ist", die Geheimnisse des Himmels eröffnet hat. Und was ist es nun, was der Sohn uns von Gott mitteilt? Was anderes, als eben, dass Gott der Vater ist, der uns liebt? Was anderes, als dass Gott es mit dieser Welt recht im Sinn hat und dass es sich einmal noch alles wenden muss und alles noch einmal gut herauskommt, so schlimm und hoffnungslos die Dinge jetzt liegen mögen!
Herr, ich danke dir von ganzem Herzen, dass du dich hast bewegen lassen durch unsere Not und dass du zu uns herüber gekommen bist. Vater, ich danke dir, dass du uns durch deinen Sohn hast in dein Herz hineinschauen lassen. Amen.
Der Tag nimmt ab, ach, schönste Zier, / Herr Jesu Christ, bleib du bei mir, / es will nun Abend werden. / Lass doch dein Licht / auslöschen nicht / bei uns allhier auf Erden. 1597