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16. Oktober

Treu und Glauben

Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Offenbarung 2,10

Da ist von der Treue die Rede. An der Treue fehlt's uns ja! Treulosigkeit ist unsere eigentliche Zeitnot. Treulosigkeit in Handel und Wandel ist Regel geworden, Treulosigkeit in der Politik ist sozusagen normal; man erwartet's da gar nicht mehr anders. Treulosigkeit auf dem Gebiet des ehelichen Lebens, ein Kapitel, das zum Himmel schreit. Es dünkt einen jetzt, es gehe das ganze Menschheitsgefüge völlig und rettungslos aus dem Leim. Woher kommt das? Ich höre einen alten Handwerker klagen, und die Worte, in die er seine Klage ergiesst, scheinen mir aufschlussreich. Er sagt: "Es ist keine Treue und kein Glaube mehr." Treue und Glauben, die zwei gehören offenbar zusammen. Wo Glaube ist, da ist auch Treue, und umgekehrt, wo der Glaube schwindet, da schwindet und fehlt schliesslich auch die Treue. Es ist mit dem Leben der Völker wie mit einem Netz, dessen Maschen durch eine Schnur zusammengezogen werden: Wenn die eine Schnur locker wird, dann werden bald alle Maschen des Netzes locker. Wir haben die eine Schnur, die uns in die Höhe, die uns an Gott bindet, gelockert, darum sind alle Bänder und Maschen der Gemeinschaft unter uns so locker geworden. Weil wir Gott die Treue brachen, darum brechen wir sie aneinander. Weil wir Gott nicht mehr trauen, darum ist alles Vertrauen weg aus unserer Mitte. Wir müssen Gott wiederum die Treue halten, dann werden wir auch einander wieder treu zu sein vermögen, vorher nicht. Gott die Treue halten aber heisst nichts anderes als glauben. Rückkehr zum Glauben, das heisst Wiederkehr der Treue: "Sei getreu bis in den Tod", das heisst: Halt fest am Glauben! Der Inhalt des Glaubens aber ist der, dass Gott uns Menschen gegenüber die Treue hält. An Gott glauben, Gott treu sein, das heisst für uns arme Sünder, die Treue Gottes, die Treue dort am Kreuz, gelten lassen und ergreifen und sie nie mehr loslassen, und koste es das irdische Leben. Sei getreu bis in den Tod! halt fest an deinem evangelischen, aufs Wort gegründeten Glauben.

Herr, von deinem Kreuz her, wo du das Band der ewigen Treue gebunden hast für alle Zeiten, von dort her können auch die Bänder unter uns wieder gesunden. Führe alle Menschen zur Erkenntnis dieser Zusammenhänge. Amen.

Gott ist getreu! Er tut, was er verheisst, / er hält, was er verspricht. / Wenn mir sein Wort den Weg zum Leben weist, / so gleit und irr ich nicht. / Gott ist kein Mensch, er kann nicht lügen, / sein Wort der Wahrheit kann nicht trügen. / Gott ist getreu. Ehrenfried Liebich

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