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21. März

Aber Jesus schwieg still

Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Aber Jesus schwieg still. Matthäus 26,62‑63

Die Elite Jerusalems handelt hier merkwürdig korrekt. Jesus soll unter gar keinen Umständen ohne ein rechtskräftiges Gerichtsverfahren beseitigt werden. Was einst Nikodemus dazwischengerufen hat: "Richtet unser Gesetz auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkennt, was er tut?" (Johannes 7), das wird hier peinlich genau genommen. Nach dem Gesetz soll keiner ohne Zeugen verurteilt werden. Und zwar müssen es zwei Zeugen sein. Und es melden sich nicht nur zwei, sondern "viele Zeugen". Immer neue Aussagen werden gegen Jesus vorgebracht. Aber man nimmt es so genau, dass alle nicht genügen. Man will sich den Anschein geben, dass man das Ohr nicht dem ersten besten Denunzianten leiht. Schliesslich finden sich zwei Zeugen. Was diese sagen, hat Hände und Füsse und trägt einen kräftigen Schein der Wahrheit. Jesus habe einst gesagt, er werde den Tempel Gottes abbrechen und ihn innert drei Tagen wieder aufbauen. Also eine Art Attentat aufs Heiligtum. Solch ein Wort hat Jesus tatsächlich zwei, drei Jahre zurück einmal gesagt. Es müssen also sehr ernsthafte Zeugen sein, die sich dessen noch erinnern können. Dem Wortlaut nach wieder durchaus korrekt. Nur hat Jesus damals im Gleichnis geredet und hat mit dem Tempel seinen Leib gemeint, der zerbrochen und nach drei Tagen wieder aufgebaut wird. Es wäre dem Angeklagten ein Leichtes, diese Verdrehung zu widerlegen. Der Hohepriester fordert ihn denn auch geradezu auf, wiederum äusserst korrekt, sich zu wehren. "Aber Jesus schwieg still." Er lässt nun der Sache den Lauf. Er wird sterben. Weil das feindliche Hauptquartier im Menschenherzen liegt, darum muss Jesus sterben. Weil wir Menschen den Tod und die Schuld zuinnerst im Kernhaus tragen, darum "muss es also sein". Wehe uns, wenn Jesus nicht für uns gestorben wäre!

Herr, Gott, du bist unser Vater und Erlöser, wenn du redest und wenn du schweigst. Amen.

O Gott, du schöner Morgenstern, / gib uns, was wir von dir begehrn: / Zünd deine Lichter in uns an, / lass uns an Gnad kein Mangel han. Treib aus, o Licht, all Finsternis, / behüt uns, Herr, vor Ärgernis, / vor Blindheit und vor aller Schand / und beut uns Tag und Nacht dein Hand. Johannes Zwick

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