Er ist dein Ruhm und dein Gott. 5. Mose 10,21
Merkwürdig aufdringlich, merkwürdig persönlich ist das da so gesagt! "Er ist dein Ruhm und dein Gott." Ganz persönlich will ich mir das heute Morgen wieder einmal sagen lassen, dass ich einen Ruhm habe, und dass kein Geringerer dieser mein Ruhm ist als Gott selber. Es ist ja schon viel, wenn man sich eines Menschen rühmen kann, wieviel gewaltiger ist es doch, wenn Gott mein Ruhm wird! Aber ich kann das ja nicht hören, ohne mich zu schämen darüber, dass ich so oft gedacht, geredet und gehandelt habe, als gäbe es diesen meinen herrlichen Ruhm nicht, als gäbe es gar keinen Gott! Worin aber bestände denn im tiefsten Grund mein Christsein, wenn nicht eben darin, dass Gott mein Ruhm ist, und dass ich meines Heils in ihm froh und gewiss werden kann? Gibt's denn etwa einen anderen Ruhm als diesen? Mose hat im Anblick der Schande Israels die Gesetzestafel zerschmettert, und alles scheint aus; dies Volk ist nicht einmal mehr würdig, Ermahnungen und Gebote entgegenzunehmen. Und nun ist das Unglaubliche geschehen, dass Gott ihm ein zweites Mal Gesetzestafeln und eine zweite Sendung aufgetragen hat. Diese neuen Tafeln darf Moses dem Volk als Zeichen besonderer Begnadigung nun überreichen. Kein Wunder, tut er das mit den Worten: "Er ist dein Ruhm und dein Gott." Das will ich nie, nie mehr vergessen, wo und wie immer ich Grund zum Klagen hätte: Gott hält mir die Treue, Gott sendet nicht bloss ein zweites Mal Gesetzestafeln, Gott sendet noch einen ganz anderen als Moses, um mir zu sagen: "Ich bin dein Ruhm und dein Gott." Oder aber, lieber Leser, sagt dir das am Ende gar nicht so viel, dass du deines Heils gewiss sein darfst? Ist dir am Ende diese Botschaft langweilig, eintönig? Bist du so hoffnungslos brav? Warum ist keine Stimme da, die dich verdammt? nicht einmal die Stimme deines Gewissens? Bist du versunken und verloren in harte Selbstzufriedenheit und stumpfe Bravheit? Oh, wie sieht man sich da plötzlich obenan sitzen am Gastmahl des Pharisäers! Und wie schrecklich kühl lässt einen das Heil!
Heiliger Geist, hör nicht auf, dein strafendes und tröstendes Werk an mir zu vollbringen. Errette mich vom Tode der Selbstgerechtigkeit und mach mich deines Heils gewiss und froh. Amen.
Dein Teil und Heil ist schön und gross, / auf, auf, du hast es Macht; / ergreif im Glauben du das Los, / das Gott dir zugedacht. J. C. Rube