Wir haben die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu, darum lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen und los von dem bösen Gewissen. Hebräer 10,19.22
Wer hat bei Sudelwetter nicht schon über jene rührend gründliche und ängstliche Benutzung der Türvorlagen staunen müssen, wie man es vor allem bei einfachen Leuten beobachten kann! Es kommt vor, dass sie sogar beim Hinausgehen noch einmal die Schuhe reinigen! Nun, man will doch um alles in der Welt nicht Dreck hineinbringen und schmutzige Spuren hinterlassen im fremden Haus! An Gottes heiliger Schwelle aber gibt's keine Türvorlage und keinen Schirmständer, da hilft kein Ausziehen der Überschuhe und kein Weglegen des tropfenden Mantels und keine umständliche Entschuldigung — dort hilft nur eines, und das ist das Blut Jesu Christi. Da hindurch muss unser Fuss und unser ganzer Mensch, wie gross er ist. Wer hier hindurch geht, der "wird los vom bösen Gewissen". Man kann ja auch auf andere Weise vom bösen Gewissen los kommen, etwa indem man dem Gewissen eine kleine Narkose gibt, oder indem man's mit grosser Beweiskunst überredet. Jede andere Art, als durch das Blut Christi, zu einem ruhigen Gewissen zu kommen, ist unerlaubt und unehrlich. Da gilt das Wort Albert Schweitzers: "Das gute Gewissen ist eine Erfindung des Teufels." Vor den seuchengefährdeten Dörfern und Häusern unserer Bauern sieht man oft einen hin gestreuten Sägemehlstreifen, der mit desinfizierenden Chemikalien getränkt ist. Jeder, der da hinein will, muss durch den Seuchenstreifen hindurch. Das Blut Jesu Christi, das uns rein macht von aller Sünde, das ist der schmale Seuchenstreifen, über den der Weg durch die enge Himmelspforte führt.
Herr, du allein kannst mir jenen Frieden geben, der mir in Tat und Wahrheit ein gutes Gewissen schafft. Wie sollte ich sonst mit Freudigkeit eingehen dürfen ins Heilige? Du bist heilig, wir aber mangeln des Ruhmes, den wir vor dir haben sollten. Amen.
Das heilige, unschuld'ge Lamm, / das blutend an des Kreuzes Stamm / für meine Schuld gestorben ist, / erkenn ich für den Herrn und Christ. Nikolaus Ludwig von Zinzendorf