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30. Januar

Jesaja 35

Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden und der Tauben Ohren geöffnet werden. Jesaja 35,5

Lies dieses Kapitel ganz! Lies es, du wirst nachher nicht reuig sein! Das ist ein Stück ganz reinen, blauen Himmels. Und so wie der Himmel sich über einem See unten in den Fluten jeweilen genau abspiegelt und dem Wasser seine Farbe mitteilt, so fällt denn auch hier ein Glanz von unerhörter Helligkeit und Lichtkraft von diesem Prophetenwort herab auf diese arme, dunkle Erde. Man muss hier Satz für Satz, Wort für Wort einfach an Christus denken. Von Christus her, der nicht nur aus der Ewigkeit die Erde bespiegelt hat, sondern wahrhaftig herabkam und unter uns wohnte, wird uns klar, dass es sich nun allerdings bei solchen Prophetenworten nicht nur um eine Spiegelung, nicht nur um eine gottbegeisterte Phantasie handelt, sondern um Gottes Wort, das bis zur Fleischwerdung drängt und bis zum letzten Jota in Erfüllung geht. "Alsdann aber —" Wann? Wann wird das sein? Wann werden unsere Augen sehen, was nie ein Auge sah? Wann werden unsere Ohren hören, was nie ein Ohr gehört und was hier geschrieben steht? An dem Tage, da du Christus begegnest, wird das Hören und Sehen gleich anfangen. Aber es kann zunächst bloss ein Anfangen sein. Ein Anfangen, das in uns einen Hunger und Durst nach dem Ganzen, nach dem Letzten, nach der Vollendung weckt. Der greise Simeon hat das Jesuskind gesehen. So hat's bei ihm angefangen. Aber schon dieser Anfang war ihm so gesegnet, dass er bereit wurde, getrost die Augen zu schliessen.

Herr, schenk mir das Beharren bis ans Ende! Befreie meinen Blick von den Eitelkeiten und mach mich tüchtig, zu trachten nach deinem Reich und deiner Vollendung entgegenzueilen. Amen.

Wohl dem, der sich mit ihm vertraut, / schon hier die ew'gen Hütten baut. / Er sieht das Kleinod in der Fern / und kämpfet gern / und harrt der Zukunft seines Herrn. Christian Friedrich Heinrich Sachse

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