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18. August

Freiheit

Ihr, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Nun braucht nicht die Freiheit zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern durch die Liebe diene einer dem anderen. Galater 5,13

Hier müssen vor allem wir Schweizer und Demokraten die Ohren spitzen. Die Freiheit, von der wir so viel singen und sagen und die wir so hoch schätzen und auf die wir uns etwas zugute halten, ist tatsächlich eines der ganz grossen irdischen Güter. Aber, sagt hier der Apostel, sie bleibt nur so lange ein hohes Gut, als sie gesund bleibt. Nicht alle Freiheit ist gut; es gibt gesunde Freiheit und es gibt kranke Freiheit. Sie bleibt so lange gesund, wird uns hier gesagt, als wir sie benutzen, um zu schenken und zu lieben. Brüder sind hier angeredet. Brüder sind zur Freiheit berufen. Nicht Katz und Hund, sondern Brüder. Wir haben die Freiheit missbraucht. Wir liessen daraus eine Freiheit für die Starken werden, für diejenigen, die die grössten Schritte nehmen, die längsten Finger haben und die geräumigsten Vorratskammern. Die Freiheit des Schenkens ist eine Freiheit des Nehmens geworden, und die Freiheit unter Brüdern eine Freiheit unter Wolf und Schaf. Und, sagt der Apostel hier weiter, die Freiheit ist nur gut, solange wir sie benutzen als eine Freiheit des Dienstes: "Durch die Liebe diene einer dem anderen." Wir aber haben daraus "einen Vorwand für das Fleisch" gemacht. Aus der Freiheit des Dienstes ist eine Freiheit des Herrschens geworden, eine Freiheit des Kampfes aller gegen alle. Wir haben vergessen, was es heisst: "sondern durch Liebe diene einer dem anderen". Sind wir verwundert, wenn jetzt diese Freiheit, ja auch unsere Schweizer Freiheit, auch von aussen bedroht ist? Sie war aber von innen bedroht, längst bevor sie von aussen in Gefahr stand, und keine Bedrohung von aussen kann ihr etwas anhaben, wenn unsere Freiheit eine Freiheit unter Brüdern wird, eine Freiheit derer, die einander durch Liebe dienen. Zu Christen ist dies Wort gesprochen. Die Sache ist so einfach. Eine Freiheit, die an Christus gebunden ist, wird uns recht frei machen. Alles andere, was sich sonst noch Freiheit nennen mag, ist verkappte Sklaverei.

Nur wenn du, Herr Jesu, mich frei machst, bin ich recht frei. Reinige deine Gemeinde vom Missbrauch deiner Gnade. Mehre in deiner Gemeinde zum Segen der Völker die Erkenntnis der rechten Freiheit. Amen.

Herrscher, herrsche, Sieger, siege, / König, brauch dein Regiment, / führe deines Reiches Kriege, / mach der Sklaverei ein End. / Denn die Last treibt uns, zu rufen, / alle flehen wir dich an: / Zeig doch nur die ersten Stufen / der gebrochenen Freiheitsbahn. Gottfried Arnold

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