Seite zurück
Nächste Seite

14. Oktober

soli deo gloria

Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht. Römer 8,30

"Er hat verordnet; er hat berufen; er hat gerecht gemacht; er hat herrlich gemacht." Er — er — er — und nochmals — er. Er hat alles gemacht, und es ist nichts, das er nicht gemacht hätte. Darum sei ihm allein die Ehre. Er ist der Mittelpunkt. Ich brauche nicht in der Mitte zu sein, und kein Mensch muss Mittelpunkt werden. Übrigens, unheimlicher, unerträglicher Gedanke, wenn ich oder irgendwer in der Mitte aller Dinge sein müsste! Dieser Mensch müsste ja Himmel und Erde tragen, Menschen und Tiere erhalten, und — was am unerträglichsten wäre, wenn ich Mittelpunkt sein müsste: Mich selber müsste ich tragen, mich selber müsste ich verordnen, berufen, gerecht und herrlich machen. Aber nun darf ich aus der Mitte heraustreten, darf mein Leben von ihm her leben, darf zu ihm hin streben, darf wissen, dass er die Mitte ist und die Achse, um die sich alles dreht, er — er — er und nochmals er und nicht ich. Darum sei ihm allein die Ehre. Herr, wenn ich das überdenke, dann werde ich klein und froh. Du hast allein Ewigkeit. "Verordnet" hat er. Das will doch wohl das gleiche sagen wie anderswo "ausgesondert", aus den Reihen heraus, auf die Seite genommen. Gott nimmt auf die Seite, Gott verordnet und ordnet und ordnet um und ordnet zu und ordnet ab wie und wo und wann und wen es ihm gefällt. Ihm sei allein die Ehre. "Berufen" hat er. Angerufen, als Kind angerufen, ja beim Namen gerufen hat er. Gott lässt Rufe ergehen, besondere Rufe an Menschen. Und wen der Herr ruft, der gehört dann zu den "berufenen Heiligen" und zu denen, "die den Herrn anrufen". Und Gott fragt nicht nach unseren Schwächen oder Stärken, wenn er beruft. Er kann einen Moses berufen trotz seiner schweren Zunge. Sein ist allein die Ehre. Aber nicht unausgerüstet beruft der Herr die Seinen in den Weinberg. Er weiss um unsere Untauglichkeit, wenn nicht er uns zuvor tauglich macht dadurch, dass er uns von der Sünde reinigt. Darum "gerecht gemacht". Und das Letzte? "Herrlich gemacht"? Die Herrlichkeit ist der Zustand, dessen wir harren.

O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Herr, du hast alles gemacht. Dir allein sei die Ehre im Himmel und hier. Amen.

Allein Gott in der Höh sei Ehr / und Dank für seine Gnade, / darum, dass nun und nimmermehr / uns rühren kann ein Schade. / Ein Wohlgefalln Gott an uns hat, / nun ist erfüllt sein Friedensrat, / all Fehd hat nun ein Ende. Nikolaus Decius

Creative Commons-Lizenz

Inhaltsverzeichnis