Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und dass ihr nicht euch selbst gehört? 1. Korinther 6,19
Der griechische Philosoph Plato hat gesagt, der Leib sei das Grab der Seele; ein Grab, in das hinunter die arme Seele verlocht und gefangen sei. Ähnlich lehren die Denker und Weisen Indiens und all ihre gelehrigen Schüler des Abendlandes. Der Apostel Paulus aber nennt im schärfsten Gegensatz zu diesen Lehrern den Leib einen Tempel des Heiligen Geistes, "welchen ihr habt von Gott". Der heidnische Philosoph empfindet somit den Leib als hemmenden Schimpf und verachtet, ja verwünscht ihn und möchte ihn am liebsten meiden und fliehen. Der Apostel Jesu Christi aber weiss, dass unser Leib genauso wie der ganze Mensch von Gott erschaffen ist. Darum ist Gott selber in einem Menschenleib erschienen, zur Erlösung dieses unseres Menschenleibes. In diesem Leib hat er Wohnung genommen, und um dieses Leibes willen hat er leiblich gelitten. Gott, der Schöpfer, ist eben nicht gewillt, vom Werk seiner Hände auch nur einen Fingerbreit preiszugeben. Er überlässt den Leib mit seiner tatsächlichen Hinfälligkeit und Gebrechlichkeit nicht dem Tode. Christus ist leiblich auferstanden von den Toten, und wir harren der Auferstehung allen Fleisches. Und in einem alten Pfingstlied lesen wir die Worte: "Gib unserer Leuchte klaren Schein, flöss Liebesglut den Herzen ein, stärk unsern Mut, dass er besteh' des schwachen Leibes Not und Weh." Gerade an unserem Leib will Gott ganz besonders seine erlösende Macht und Herrlichkeit offenbaren. Das Ende seiner Wege ist die Leiblichkeit. In diesen, durchs Blut Jesu Christi gerecht gemachten und gereinigten Leib hinein will Gott seinen Heiligen Geist senden. Nicht ein modriges Grabmal der Seele soll unser Leib sein, sondern die Herberge, und zwar die geschmückte Herberge, der Tempel des Heiligen Geistes. Wir haben darum darnach zu trachten, dass wir "die Gefässe rein behalten". Aber auch das wiederum kann ja nur so geschehen, dass wir uns täglich durch den Geist reinigen lassen.
Vater, habe herzlichen Dank, dass du meinen Leib hineingenommen hast in die erbarmende und heiligende Herrschaft deines Reiches. Reinige du selber meinen Leib und rüste ihn dir zum Heiligtum und mach Wohnung in meiner Niedrigkeit. Herr, dir sterb' ich, dir leb' ich mit Seele und Leib. Amen.
Herr, komm in mir wohnen, / lass mein Herz auf Erden / dir ein Heiligtum noch werden. / Komm, du nahes Wesen, / dich in mir verkläre, / dass ich stets dich lieb und ehre! / Wo ich geh, / wo ich steh, / lass mich dich erblicken / und vor dir mich bücken. Gerhard Tersteegen