Denn sie ist Gottes Dienerin dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich: denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut. Römer 13,4
Die Obrigkeit beschränkt jedem Menschen seinen Wirkungsraum, damit der Grosse nicht den Mittleren, der Mittlere nicht den Kleinen und der Kleine nicht den Kleinsten erdrücke. Die Obrigkeit verhütet das Faustrecht, verhütet den Vernichtungskampf aller gegen alle, verhütet den Zustand, dass vor lauter Streit keiner mehr seinem Brot nachgehen könnte. Gewiss ist diese Feststellung für uns wenig schmeichelhaft. Gewiss wäre es schöner, wenn wir friedlich miteinander fischen und jagen und pflügen und handeln und wandeln könnten in dieser Welt. Das wäre das Paradies auf Erden. Aber wir haben das Paradies verloren. Mit flammendem Schwerte steht der Engel Wacht und lässt uns nicht mehr zurück. Ausserhalb des Paradieses aber müssten wir mit der Zeit zugrunde gehen. Gott aber erbarmt sich unser, darum hat er uns, sozusagen als Notbehelf, als niedrigen, vorläufigen Ersatz fürs verlorene Paradies, die Ordnung und den Frieden des Staates gesetzt. Weil wir die gelinde Ordnung der Liebe Gottes gering achteten, darum müssen wir jetzt vorlieb nehmen mit der harten Ordnung des Staates, der uns zwar den Gottesfrieden nicht ersetzen kann, der uns überhaupt nicht erlösen kann, der aber immerhin verhindert, dass das verlorene Paradies auf Erden gar zur Hölle werde. Jede Obrigkeit, auch die miserabelste, ist darum immer noch besser als gar keine. Ohne Obrigkeit könnte der Mensch gar nicht leben. In diesem allgemeinen Sinn ist tatsächlich jede Obrigkeit von Gott verordnet. Martin Luther sagt, wer ohne die harte ordnende Hand des Staates die Menschen miteinander wolle leben lassen, "das ist eben, als wenn ein Hirt in einem Stall zusammentäte Wölfe und Löwen und Adler, Schafe, und liesse jedes frei unter dem andern gehen und spräche: Da weidet euch und seid fromm und friedsam untereinander. Hier würden die Schafe wohl Frieden halten und sich friedlich weiden lassen, aber sie würden nicht lange leben, und kein Tier würde vor dem andern sicher bleiben". Darum ist die Obrigkeit Gottes Dienerin.
Herr, habe Dank für deine Langmut und Geduld, mit der du uns hütest und ordnest. Amen.
Kein Mensch noch Stand mag hie bestahn, / der Gott wird nicht zum Ghilfen han, / dass er ihn leit all Tag und Stund; / drum wünschen wir aus Herzensgrund: / der Obrigkeit, dass die Gewalt / von Gott sie nehm und recht verwalt; / es geb ihr Gott viel Ernst und Fleiss, / dass fromm sie sei, aufrecht und weis. Johannes Zwick