Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Lukas 12,32
Dass einer Handvoll Menschen Macht über ein ganzes Reich soll gegeben werden, ist heute nichts Absonderliches. Die Weltgeschichte alten und neuen und neuesten Datums kennt Reiche, die von winzigen Minderheiten regiert werden. Wenn es darum hier heisst: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben", dann ist das eigentlich Erstaunliche an diesem Wort nicht in der Kleinheit dieser Herde zu suchen (kleine Herden regieren ja auch sonst die Welt), sondern in ihrer Art. Die Art dieser kleinen Herde hier sieht so gar nicht herrschaftlich aus! Sie sieht so gar nicht darnach aus, dass sie das Reich besitzen werde! Die Art dieser Herde ist eben bestimmt durch die Art des Hirten, dem sie folgt und dem sie als Eigentum angehört. Dieser Hirte hat weder Macht noch Ehre, nicht Heer und nicht Geld. "Er hat nicht, wo er sein Haupt hinlege." Und schliesslich lässt er, verhöhnt und verstossen, "sein Leben für die Schafe". Und diese Herde nun, die an diesen Hirten glaubt und bereit ist, auf seine Stimme zu hören, diese Herde soll nach Gottes Wohlgefallen, ganz unabhängig von der Grösse oder Kleinheit ihrer Zahl, das Reich besitzen. Also eine Herde, die vor allem darin klein ist, dass sie weder Macht noch Ehre besitzt, nicht Heer und nicht Geld. Um ihres Hirten willen wird diese Herde das Reich besitzen, denn sie hat den als ihren Hirten, dem es der Vater gegeben hat, stärker zu sein als der stärkste König, schliesslich sogar stärker als seine Majestät der Tod. Man denkt an das andere Wort, dass alle Waffen, die gegen diesen König geschmiedet werden, nicht schneiden können, oder an jenes andere Wort, dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden.
Herr, ich kann es nicht fassen. Aber dein Rat ist wunderbar, du führst es herrlich hinaus. Gib deiner Gemeinde den Mut zur Kleinheit und bewahre sie vor der Versuchung, mit anderen Waffen zu kämpfen als mit den Waffen deines Reiches. Stehe der verfolgten Gemeinde bei mit deinem starken Arm. Amen.
Verzage nicht, du Häuflein klein, / obschon die Feinde willens sein, / dich gänzlich zu verstören, / und suchen deinen Untergang, / davor dir wird recht angst und bang; / es wird nicht lange währen. Michael Altenburg